Biolebensmittel sind ein stark wachsender Markt und signalisieren mit dem Bio-Siegel Qualität und Transparenz – von der Produktion über die Verarbeitung bis zum Vertrieb. Für Kunden ist das Label nicht nur im Retail, sondern auch in der Werbeartikelbranche zu einem gefragten Standard geworden.

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Im Jahr 2001 wurde das Bio-Siegel als einziges staatliches Qualitätssiegel für Lebensmittel aus der Taufe gehoben. 14 Jahre später wird das Label von 4.572 Unternehmen (Stand: Ende September 2015) genutzt und auf 71.515 Produkten platziert. Selbst Fastfood-Gigant McDonald’s bewirbt dieser Tage plakativ seinen neuen Bio-Burger, der im Oktober in Deutschland auf den Markt gekommen ist. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Junge Burger-Ketten wie „Hans im Glück“ graben den etablierten Anbietern mit frischen Zutaten, neuen Saucen und vegetarischen Varianten die Kundschaft ab. „Viele Gäste wünschen sich mehr Bio im Angebot. Also haben wir reagiert. Das ist der Hauptgrund“, kommentiert der Chef von McDonald’s Deutschland Holger Beeck in Die Welt die Neueinführung, die laut Webseite zunächst nur für eine kurze Testphase kredenzt werden soll. Parallel dazu fragte das Unternehmen auf seiner Startseite: „Darf McDonald’s das?“, und mehr als zwei Drittel aller Antwortenden quittierten die Frage mit „Ja“ (Stand: 25. September 2015).

Bio ist in aller Munde

Die Umfrageergebnisse sowie die individuellen Kommentare auf der Webseite der Burger-Kette unterstreichen den Bedeutungswandel, den Biolebensmittel in den letzten Jahren vollzogen haben. 2001 wurde das Bio-Siegel eingeführt und zwei Jahre später in einer großangelegten bundesweiten Plakataktion und mit TV-Spots umworben. Mit der damaligen Botschaft „Wo Bio drauf steht – ist auch Bio drin“ erreichte die staatliche Kennzeichnung innerhalb kurzer Zeit eine beeindruckende Verbreitung. „Den Verbrauchern bietet es Orientierung und Sicherheit und der Wirtschaft neue Wachstumsimpulse“, so die damalige Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Renate Künast zum Kampagnenstart.

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Auf fruchtige Produktideen hat sich Herzapfelhof Lühs spezialisiert. Mit modernster Lasertechnik verziert der Obsthof, der seinen Betrieb 2012 auf biologisch-dynamischen Anbau umgestellt hat, seine Äpfel und viele weitere Früchte. Und auch Apfelchips oder Apfelsaft aus Direktsaft lassen sich für einen frischen Werbeauftritt nutzen.

Inzwischen kaufen rund 22% aller Konsumenten häufig oder ausschließlich Bio- Lebensmittel ein, 52% gelegentlich. Zu diesem Ergebnis kam das „Ökobarometer 2013“, eine repräsentative Umfrage, die regelmäßig im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums durchgeführt wird. „Bio liegt weiter voll im Trend. Die Menschen schätzen die Qualität und den Geschmack der Produkte, aber auch die besonders nachhaltigen Erzeugungs- und Verarbeitungsprozesse und die Verlässlichkeit des Kontrollsystems“, so die damalige Bundesministerin Ilse Aigner bei der Vorstellung der Studie. Als wichtigstes Motiv für den Kauf von Ökoprodukten gaben die Befragten die regionale Herkunft an, gefolgt von artgerechter Tierhaltung und einer möglichst geringen Schadstoffbelastung. Besonders beliebt ist Bio made in Germany, so die Umfrage. In absoluten Zahlen ist Deutschland in Europa der größte Markt für Biolebensmittel: 2014 gaben die Konsumenten hierzulande 7,91 Mrd. Euro für Biolebensmittel und -getränke aus, rund 5% mehr als noch im Jahr zuvor, so das Ergebnis einer Schätzung des von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) koordinierten Arbeitskreises Biomarkt auf der Basis zahlreicher Daten namhafter Marktforschungsinstitute. „Während in der Anfangsphase der Einführung Skepsis herrschte, haben Marketingexperten schnell die Wirkung des Bio-Siegels erkannt, obwohl seine Nutzung fakultativ ist“, fasst eine Sprecherin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Siegeszug des Labels zusammen. „Das Bio-Siegel hilft, dass sich Lebensmittel schnell auf dem Markt etablieren und vermittelt den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Grund- und Informationssicherheit im Umgang mit diesen Lebensmitteln.“

Kriterien & Kontrolle

Mit dem Logo, einem stilisierten Euro- Blatt auf grünem Grund, ist für Verbraucher auf den ersten Blick ersichtlich, welche Waren Bioqualitäten haben. Zusätzlich zu dem EU-Bio-Logo, das nach einer zweijährigen Übergangsfrist seit dem 1. Juli 2012 verbindlich auf allen Bioprodukten abgedruckt werden muss, können die Hersteller ihre Produkte auch weiterhin mit dem anerkannten und v.a. sehr bekannten sechseckigen deutschen Bio-Siegel kennzeichnen, das laut einer Studie des Thünen- Instituts aus dem Jahre 2014 rund 94% der Deutschen kennen und dem mehr als 50% vertrauen. Rechtsgrundlage für beide Kennzeichnungen ist das Öko-Kennzeichnungsgesetz, das im Hinblick auf die Kriterien für die Verwendung des Bio-Siegels auf die Anforderungen der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau Bezug nimmt. Lebensmittel, die mit dem Label gekennzeichnet sind, müssen entsprechend dieser Vorschriften erzeugt und hergestellt werden und sich im Kontrollverfahren einer zugelassenen Öko-Kontrollstelle befinden. Damit garantieren die EU-weit gültigen Rechtsvorschriften einheitliche Mindeststandards für den ökologischen Landbau. Die Kriterien schreiben z.B. vor, dass der Einsatz von Gentechnik verboten ist. Soweit Lebensmittel aus mehreren Zutaten bestehen, müssen von diesen mindestens 95% aus dem ökologischen Landbau stammen. Die restlichen 5% dürfen nur dann aus der konventionellen Landwirtschaft stammen, wenn diese in ökologischer Qualität am Markt nicht verfügbar sind. Bei verarbeiteten Lebensmitteln sind zudem nur eingeschränkt Zusatzstoffe erlaubt.

Grundsätzlich strebt der ökologische Landbau eine Kreislaufwirtschaft mit möglichst geschlossenen Nährstoffzyklen an, bei der auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralische Stickstoffdünger verzichtet wird. Stattdessen sollen Fruchtfolgen und mechanische Verfahren den Pflanzenschutz sicherstellen. Ebenso gehört eine artgerechte Tierhaltung mit ökologisch erzeugten Futtermitteln und genügend Auslaufmöglichkeiten zu den Prinzipien des ökologischen Landbaus. Dass die Anforderungen hinsichtlich der Erzeugung, Verarbeitung, Lagerung und Kennzeichnung eingehalten werden, wird mindestens einmal im Jahr durch Öko- Kontrollstellen überprüft, darunter auch unangekündigte Stichprobenkontrollen. Dabei müssen sowohl Erzeuger als auch Händler nachweisen, dass sie ökologisch wirtschaften bzw. in der Lage sind, eine Vermischung von Bioware mit konventionellen Rohstoffen zu vermeiden und die Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten. Für die verschiedenen Schwerpunkte gibt es jeweils spezifische Kontrollvorschriften, allen gemeinsam ist, dass die Kontrolleure die Prozesse der Produktherstellung und die Warenströme überprüfen. So wird bei einem Landwirt z.B. der Einkauf von Bio-Saatgut ebenso wie die Art der Düngung kontrolliert, während bei der Überprüfung der Tierhaltung die gesetzlichen Vorgaben für den Auslauf auf der Weide, für die Haltungsbedingungen im Stall und für die Fütterung nachgewiesen werden müssen. Buchführung, Tierhaltungsbücher, Stalltagebücher u.v.m. werden in diesem Rahmen geprüft. Bei einem verarbeitenden Unternehmen wird u.a. das Lager kontrolliert, um festzustellen, ob die Bioprodukte getrennt von konventionellen Artikeln aufbewahrt werden und somit eine Vermischung ausgeschlossen ist. Zudem wird überprüft, ob eine zeitlich oder räumlich abgetrennte Produktion der Biolebensmittel erfolgt. Ebenfalls Bestandteil einer Betriebsbegehung: Rezepturen, Lieferanten- und Kundenlisten, Verarbeitungsprotokolle, Belege für die Wareneingänge und -ausgänge sowie Biobescheinigungen der jeweiligen Zutaten, sodass letzten Endes erwogen werden kann, ob die Menge der eingesetzten Bio-Rohstoffe abzüglich der Verarbeitungsverluste mit der Menge der Endprodukte übereinstimmt.

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100% Geschmack und wertvolle Zutaten sind das Herzstück der Bio-Müslis von mymuesli. Die gesunden Promotionideen lassen sich individuell für Kunden, Geschäftspartner oder Mitarbeiter zusammenstellen und komplett veredelt überreichen.

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Die Bio-Fruchtgummi-Bärchen von Kalfany Süße Werbung punkten mit fruchtigem Geschmack und Umweltbewusstsein – von der kompostierbaren Verpackung bis hin zum biozertifizierten Inhalt.

Nachhaltig werben

Da solche Produktionsweisen mit einem erhöhten Arbeitsaufwand verbunden sind, liegt der Preis von Bioprodukten zumeist etwas höher als bei vergleichbaren konventionellen Artikeln. Ihrer Nachfrage tut das allerdings keinen Abbruch, in der Werbeartikelbranche ebenso wenig wie im Einzelhandel. „Bio ist nach wie vor eine Nische, aber die, die am stärksten wächst. In der Werbeartikelbranche liegt der Anteil unserer biozertifizierten Produkte knapp unter 10% – ganz ähnlich wie im Retailbereich“, sagt Klaus Richter, Geschäftsführer bei Kalfany Süße Werbung. Mit der Produktreihe „Bio-Fruchtgummi“ bietet der Süßwarenhersteller werbetreibenden Unternehmen gegenständliche Werbung an, die ausschließlich aus Rohstoffen in Bioqualität hergestellt wird und das staatliche Bio-Siegel trägt. „Ein solches Angebot wird von den Endkonsumenten explizit gewünscht und damit wird es natürlich auch für die Werbetreibenden relevant“, erläutert der Kalfany-Chef weiter. „Der zweite wichtige Aspekt ist die Markenpassung. Ob Energiedienstleiter, Baubranche oder Automobilhersteller, sie alle haben das Thema Nachhaltigkeit im Fokus, und dazu passen, wenn es um haptische Kommunikation geht, natürlich Bioprodukte. Vertrauen ist das A und O einer Marke, da reicht es nicht mehr aus, Giveaways bloß in ein grünes Tütchen zu stecken. Man sollte das Ganze unbedingt mit dem Bio-Siegel untermauern“, sagt Richter weiter.

Für den mymuesli-Gründer Max Wittrock war die Entscheidung für Bioprodukte im Wesentlichen eine Frage des Geschmacks: „Zu Beginn unserer Unternehmensgründung haben wir mit Freunden eine Blindverkostung durchgeführt, bei der die Bioprodukte zu 100% das Rennen gemacht haben. Danach war die Sache für uns klar.“ Bei der Vermarktung spielt das Bio-Siegel bei der Müslimanufaktur jedoch eher eine nachrangige Rolle. „Die Verwendung von Biolebensmitteln ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Ich sage immer: Wenn ein Senner auf der Alm guten Käse macht, muss er auch nicht runter ins Tal, um diesen zertifizieren zu lassen. Aber natürlich macht das Siegel durchaus Sinn für Menschen, die das Produkt nicht direkt vor Ort kaufen können und damit auch keinen Einblick in die Produktion haben“, so der mymuesli-Chef. Biolebensmittel aus kontrollierter Herkunft sind auch für Wittrock ein Trend, den immer mehr Unternehmen aufgreifen – und sei es nur in Teilbereichen oder bei einzelnen Zutaten. In diesem Sinne ist der Burger-Riese McDonald’s zwar kein Vorreiter in Sachen Bio, wohl aber ein bemerkenswerter Fall. Und Unternehmen wie mymuesli nehmen diese Entwicklung sportlich: „Wenn immer mehr Marktplayer biozertifizierte Produkte anbieten, werden Unternehmen wie unseres vielleicht noch einmal ein Schippe drauflegen“, sagt Wittrock. „Inzwischen heißt es bereits, dass ‚Regional‘ das neue ‚Bio‘ ist. Vielleicht geht es in dieser Richtung weiter.“

// Andrea Bothe

www.biosiegel.de
www.bmelv.de
www.oekolandbau.de

Bildquelle: Herzapfelhof Lühs (1); Kalfany Süße Werbung (1); mymuesli (1)

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