Für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei den Produzenten in den Niedriglohnländern engagiert sich die BSCI. Die von der Wirtschaft getragene Initiative ist im B2B-Geschäft Mitteleuropas mittlerweile zum entscheidenden Compliance-Kriterium geworden und setzt sich auch in der Werbeartikelbranche immer mehr durch. Angeboten wird ein systematisches Kontrollsystem, jedoch kein Prüfsiegel.

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Es mutet an wie ein Rückfall in die düsteren Zeiten des Kolonialismus, ist aber doch gegenwärtige Realität. Ende Mai 2016 veröffentlichte die australische Menschenrechtsorganisation Walk Free Foundation die Ergebnisse des dritten Global Slavery Index. Demnach leben derzeit weltweit 45,8 Mio. Menschen in 167 Ländern in einer modernen Form der Sklaverei: Sie werden zur Arbeit in Fabriken, Minen oder auf Farmen gezwungen, werden für Sex verkauft oder in Knechtschaft geboren. Meldungen wie diese oder von Berichten über Zwangs- und Kinderarbeit, über Arbeiter, deren Lohn die Existenz ihrer Familien nicht sichert, über fehlende Feuerlöscher in Fabrikhallen oder miserable Unterkünfte von Lohn- und Wanderarbeitern zeigen die hässliche Fratze der Globalisierung und rufen die Wirtschaft auf den Plan. Denn jeder seriöse Manager möchte verhindern, dass sein Unternehmen in den Ruch des Ausbeuters gerät, weil bei den Vorlieferanten in Vietnam oder Bangladesch Schindluder getrieben wird. Daher gibt es neben NGOs oder der ILO (International Labour Organization), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, auch immer mehr Non-Profit-Organisationen und wirtschaftsgetriebene Initiativen, die sich um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Niedriglohnländern bemühen. Die derzeit zumindest im B2B wohl bekanntesten sind SEDEX (Supplier Ethical Data Exchange), eine englischsprachige Datenbank, die v.a. im angelsächsischen Raum weit verbreitet ist, sowie die BSCI (Business Social Compliance Initiative), die sich insbesondere in Mitteleuropa durchgesetzt hat.

Erfolgsgeschichte

Die BSCI ist keine eigene Rechtspersönlichkeit, sondern eine Aktivität der 1977 gegründeten FTA (Foreign Trade Association). Ursprünglich von diversen Verbänden und Unternehmen in Deutschland, Frankreich, der Niederlande und Belgien ins Leben gerufen, um sich für freien Marktzugang und den Wegfall von Handelsbeschränkungen in Brüssel einzusetzen, rückte innerhalb der FTA um die Jahrtausendwende auch das Thema Nachhaltigkeit und Sozialstandards immer mehr auf die Agenda. „Es herrschten teils desolate Zustände in den Fabriken“, erklärt Lorenz Berzau, Koordinator der deutschen Kontaktgruppe FTA Sustainability. „Viele Unternehmen hatten, um sich abzusichern, daher schon eigene Verhaltenskodizes aufgestellt, die die Vorlieferanten erfüllen mussten.“ Da die Hersteller in Fernost oft für mehrere Abnehmer in Europa produzierten, führte das zu einer Vielzahl unterschiedlicher Standards und Tests und z.T. absurden Situationen. „Manche Produktionsstätten wurden im Jahr 80 bis 100 Mal auditiert“, berichtet Berzau, „und die Inhaber wussten gar nicht mehr, welche Kriterien für welches Audit Gültigkeit hatten. Mitunter hingen mehrere Haken für die Feuerlöscher an der Wand – je nachdem welcher Auditor kam, wurden die Feuerlöscher dann auf die entsprechend vorgeschriebene Höhe gehängt.“ Rund 25 FTA-Mitglieder, darunter der Versandhändler Otto, regten eine Harmonisierung der Prüfverfahren an und beschlossen, die BSCI 2003 aus der Taufe zu heben. Rund ein Jahr später – nachdem man sich auf einen einheitlichen Code of Conduct, einheitliche Prüfverfahren und entsprechende Handbücher zur Dokumentation verständigt hatte – starteten die ersten Aktivitäten. Heute hat die BSCI laut Berzau rund 1.800 Mitglieder, in der Datenbank sind mehr als 40.000 Produzenten aus 35 Hersteller-Märkten wie Bangladesch, Vietnam, Thailand oder der Türkei gelistet – der Großteil davon (ca. 70%) stammt aus China. Stärkstes Mitgliedsland ist Deutschland mit rund 700, gefolgt von den Niederlanden mit über 300 Mitgliedern. Produktschwerpunkte liegen in den Bereichen Bekleidung, Textilien und Schuhe, aber auch Spielwaren, Elektronik und Möbel.

Vom Code of Conduct zur Mitgliedschaft

Und auch in der Werbeartikelbranche erkennen immer mehr Unternehmen den Nutzen, den ihnen eine BSCI-Mitgliedschaft bringt. Seit 2013 ist z.B. der Remscheider Schirmspezialist Fare Mitglied der BSCI. Prokurist Lutz Albrecht: „Wir haben uns als Einzelunternehmen lange für das Thema sozialverträgliche Produktion engagiert, haben dafür einen eigenen Code of Conduct aufgesetzt, haben diesen jahrelang verfolgt und auch in unserer Lieferkette etabliert. Hierbei wurden wir von unserem JCK-eigenen Compliance-Team in Schanghai intensiv unterstützt. Wir empfanden es jedoch auch als wichtig, dass eine unabhängige dritte Organisation die Arbeitsbedingungen vor Ort kontrolliert und haben uns deswegen der BSCI angeschlossen.“ Zu den jüngeren Mitgliedern der BSCI zählt Giving Europe. Der niederländische Vollsortimenter ist Ende 2015, die deutsche Niederlassung Anfang dieses Jahres der BSCI beigetreten. „Wir waren einer der ersten Global Player, die den Prozess zur Umstellung auf eine sozial verträgliche Produktion schon vor einigen Jahren frühzeitig eingeleitet haben, und sehen den Beitritt zur BSCI nun als eine Fortführung unseres firmeneigenen Code of Conduct“, konstatiert Michael Puchtler, Managing Director von Giving Europe Deutschland. Auch für Werbeartikelagenturen, die sich wie das Wormser Unternehmen Global Brand Concepts (GBC) auf das Fullservice-Geschäft konzentrieren, ist die Mitgliedschaft in der BSCI interessant. „Viele große Kunden haben uns schon vor mehr als zehn Jahren mit 100-Seiten-Verträgen konfrontiert, die auch soziale Mindestanforderungen regelten“, berichtet CEO Michael Weissenrieder. „Wir haben uns daher schon früh auf die Fahnen geschrieben, alle unsere Fabriken nach Social Compliance-Richtlinien zu bewerten und uns von den Vorlieferanten zu trennen, die nicht bereit waren, die Anforderungen zu erfüllen.“ Seit 2013 ist Global Brand Concepts BSCI-Mitglied, für Weissenrieder „das Compliance-Kriterium in der Werbeartikelbranche“.

Rechte und Pflichten

Die BSCI basiert auf drei Säulen: Monitoring in Form von standardisierten Audits bei den Vorlieferanten, Weiterbildung durch Schulungen der Produzenten sowie politische Arbeit. Letztere versucht durch den permanenten Dialog mit Regierungen, NGOs sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden vor Ort langfristige Verbesserungen zu erwirken – darunter Missstände wie gesetzlich vorgeschriebene Mindestlöhne, die unterhalb des Existenzminimums liegen. Schulungen und Audits dagegen betreffen das Daily Business der BSCI-Mitglieder. Eine Mitgliedschaft kostet umsatzabhängig zwischen 3.000 und 30.000 Euro im Jahr. Wer Mitglied wird, hat die Möglichkeit, die umfangreiche Datenbank zu nutzen, in der u.a. die Ergebnisse der Audits gelistet werden, die in den Fabriken der Produzenten stattgefunden haben. Darüber hinaus darf das Mitglied das Logo der BSCI auch für die eigene Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Doch damit ist es nicht getan, wie Weissenrieder betont: „Es reicht nicht, die BSCI-Mitgliedschaft auf der Homepage auszuweisen. Man muss sich schon mit den Zielen identifizieren und das intern auch zu hundert Prozent leben.“ Das bindet Ressourcen. Drei Mitarbeiter des 18-köpfigen Fernostteams von GBC sind mit dem Thema Arbeitsbedingungen beschäftigt, eine weitere Vollzeitstelle ist in Worms damit beauftragt, die Abläufe zu koordinieren. Ähnlich bei Giving Europe: „Wir beschäftigen zurzeit die gleiche Anzahl an Mitarbeitern im Produktmanagement und in der Abteilung CSR. Das spiegelt die Priorität des Themas genau wider.“ Und Annika Beyersdorff, zuständig für den Bereich Sonderanfertigungen bei Fare, weist auf eine ganze Reihe von Pflichten hin, die auf ein Mitglied zukommen. „Man muss die Werke aktiv auf ihrem Weg zu den Audits begleiten, muss alles nachhalten, sich regelmäßig einloggen, ständig informiert bleiben, kontrollieren, dass die Audits auch wirklich stattfinden, Deadlines setzen, Nachbesprechungen durchführen etc.“ „Vor und nach den Audits – das ist richtig harte Arbeit sowohl für die Fabriken als auch für die europäischen Importeure“, weiß Berzau.

Wem es nicht ernst ist mit dem Thema oder wer nur aus Marketinggründen Mitglied wird, kann es direkt bleiben lassen und wird u.U. von der BSCI auch ausgeschlossen. Die meisten Mitglieder sind daher echte Überzeugungstäter: „Letztlich machen wir das v.a. deshalb, weil es uns wichtig ist“, so Albrecht. Auch Puchtler betont: „Die Kostenseite ist für uns irrelevant, da wir im Hinblick auf die kommenden Jahre die Notwendigkeit sehen, uns in der BSCI zu engagieren. Daher haben wir über die Entscheidung, der BSCI beizutreten auch nicht lange diskutieren müssen.“ Und das, obwohl auf der Einkaufsseite im täglichen Business eine ganze Reihe an Prozessen verändert werden musste. Denn es gelte, so Puchtler, nicht den günstigsten Artikel zu suchen, sondern den, der am günstigsten und dennoch auch am nachhaltigsten sei. „Wir haben uns von einigen Lieferanten trennen müssen, die sich diesem Prozess nicht anpassen konnten oder wollten.“ Fare hatte weniger Probleme mit den Bestandslieferanten, sichert sich aber bei der Akquise neuer Hersteller durch Vor-Audits des BSCI-Teams der JCK Holding ab. Ähnlich geht Global Brand Concepts vor. „Bevor wir einen neuen Lieferanten in unseren Pool aufnehmen, führen wir zunächst einmal selbst unangemeldete Audits durch, bei denen wir u.a. auch die Arbeitsbedingungen im realen Fabrikleben prüfen. Wenn wir der Meinung sind, dass es passen könnte, bereiten wir die Lieferanten auf die BSCI-Audits vor“, erläutert Weissenrieder, der die Erfolgsquote auf rund 1:10 taxiert – von zehn Produzenten, die Global Brand Concepts besucht, bleibt einer übrig, bei dem Qualität, Preis, Sicherheit und Sozialverträglichkeit den Anforderungen des Unternehmens und der BSCI genügen. Eine Zahl, die verdeutlicht, dass noch viel zu tun ist.

Um eine nachhaltige Verbesserung der Gesamtsituation zu erzielen, nimmt die BSCI die Auftraggeber in die Pflicht, ihre Lieferanten dabei zu unterstützen, die Audits zu bestehen. Berzau betont das Prozesshafte des BSCI-Ansatzes: „BSCI ist keine Zertifizierung, kein Symbol oder ein Label. Wir können auch keine Garantie geben, dass etwas zu hundert Prozent okay ist. Man muss BSCI als ein Entwicklungsmodell verstehen, mit dem Ziel, im Dialog zwischen Herstellern, Importeuren und Agenten die Arbeitsbedingungen zu verbessern.“

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Schulungen der Produzenten sind eine der Säulen der BSCI. Ziel ist es, die Lieferanten dazu
zu bringen, Audits zu bestehen und so die Arbeitsbedingungen insgesamt zu verbessern.

Auf dem Prüfstand

Je nach Größe der Fabrik dauert ein Audit, das von zertifizierten und von der BSCI akzeptierten Prüfgesellschaften wie TÜV, SGS oder Bureau Veritas durchgeführt werden muss, mindestens anderthalb Arbeitstage. Der Auditor spricht mit dem Arbeitgeber, aber auch mit Vertretern der Arbeitnehmer und einzelnen Personen der Belegschaft, um sich ein möglichst realistisches Bild machen zu können. Er nimmt Einblick in die Unterlagen, prüft die Entlohnung und die Sozialversicherungsbeiträge, checkt, ob der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn gezahlt wird, aber auch darüber hinaus, ob abhängig vom „Living Wage“ der Region eine angemessene, existenzsichernde Vergütung erfolgt. Er lässt sich die Stempelkarten zeigen und überprüft, ob Überstunden entsprechend entlohnt werden. Zudem macht er eine Betriebsbesichtigung, um zu sehen, ob die Arbeitsschutzbestimmungen durchgeführt werden, ob Arbeiter Handschuhe und Ohrstöpsel tragen, wie Chemikalien gelagert werden, ob Brandschutzübungen durchgeführt und Arbeitsunfälle festgehalten werden, ob es Rückzugsräume gibt und in welchem Zustand sich die sanitären Einrichtungen befinden. Anschließend nimmt er für jeden Leistungsbereich eine Bewertung in fünf Stufen von A (Bestnote) bis E vor. Aus den Einzelbewertungen wird zudem ein Gesamtranking – ebenfalls von A bis E – ermittelt. Der Lieferant hat die Möglichkeit, innerhalb bestimmter Fristen nachzubessern, ein Gesamtaudit wird nach ca. zwei Jahren wiederholt.

Die zum Maßstab angelegten Standards orientieren sich an denen von SA 8000. Produzenten, die nach SA 8000 zertifiziert worden sind, brauchen sich daher nicht eigens einem BSCI-Audit zu unterziehen. Die Kosten für ein Audit hängen von der Größe des geprüften Unternehmens ab. Meistens müssen die Hersteller die Kosten selbst tragen; die BSCI regelt die Kostentragung allerdings nicht. Es liegt auf der Hand, dass allein durch die Kosten, die die Audits verursachen, die Preise für die Produkte teurer werden. Hinzu kommt der Aufwand bei den Auftraggebern und natürlich die gerechtere Entlohnung der Arbeitnehmer. „Die Ausrichtung der Produktion nach BSCI macht den Preis um etwa 20 bis 25% teurer“, kalkuliert Weissenrieder. Das ist umso problematischer, wenn Billigproduzenten, die sich nicht an die Vorgaben der BSCI oder ähnlicher Institutionen halten, weiterhin den europäischen Markt bedienen. „Wir wissen, dass solche Hersteller weiterhin Europa und einige unserer namhaften Marktbegleiter beliefern. Ich hoffe, dass die Handelspartner bei allem Preisdruck zu unterscheiden lernen, wer die Spielregeln einhält und nachhaltig aufgestellt ist und wer nicht“, mahnt Puchtler.

Must-Have

Aus Käufersicht lohnt es sich allemal, den höheren Preis zu bezahlen, denn Unternehmen, die sich den BSCI-Regeln unterziehen, dokumentieren damit echte Awareness für das Problemfeld sozialverträglicher Arbeitsbedingungen. Allerdings: Eine hundertprozentige Sicherheit, dass die gekauften Waren aus sozialverträglicher Produktion stammen, gibt auch die BSCI-Mitgliedschaft nicht. „Sozialaudits sind immer nur Momentaufnahmen“, betont Berzau, außerdem ist es schwierig bis unmöglich, die Lieferketten bis in die untersten Stufen zu kontrollieren. „Und die Erfahrungen zeigen auch, dass die Risiken in den unteren Stufen der Lieferkette immer höher sind.“ Seit 2014 gibt es daher auch BSCI 2.0 – ein Versuch, tiefer in die Lieferketten einzudringen und die Produzenten in Fernost ihrerseits dazu zu bringen, ihre Vorlieferanten zu informieren und zu Schulungen einzuladen. Mit einem weiteren Hemmnis haben Werbeartikelagenturen zu kämpfen, die in Prämienprogrammen die Produkte bekannter Marken anbieten. Oft verweigern die Markeninhaber den Besuch der Produktionsstätten, sodass dort auch keine Audits stattfinden können. In den Compliance-Richtlinien werbender Großunternehmen wird daher bei der Integration bekannter europäischer Marken häufig eine Ausnahme gemacht und auf die BSCI-Zugehörigkeit verzichtet. Bei vielen namhaften Unternehmen ist die BSCI-Mitgliedschaft allerdings Voraussetzung, um überhaupt liefern zu dürfen: „Für Fare ist die BSCI-Mitgliedschaft mittlerweile auch ein Must-have. Es ist unerheblich, ob die Produkte dadurch teurer werden – ohne die Mitgliedschaft würden wir viele Jobs gar nicht erst bekommen“, erklärt Albrecht. Auch Weissenrieder berichtet, dass viele Fullservice-Kunden die BSCI-Mitgliedschaft aktiv einfordern. „Dort haben wir auch noch keinen Kunden verloren, weil wir zu teuer waren.

Gerade im Streckengeschäft jedoch, wo oft nur der Preis zählt, wird nur ganz selten auf BSCI geachtet.“ In den meisten Fullservice-Ausschreibungen namhafter Big Player wird die BSCI-Mitgliedschaft jedoch mittlerweile als Standard definiert. Das ist eine gute Nachricht für die Arbeiter in den Werkstätten Asiens und Afrika, treibt allerdings mitunter auch seltsame Blüten. So sind mittlerweile auch mehrere europäische Hersteller Mitglied der BSCI geworden, obwohl sie keine Zulieferer aus Fernost haben. „Wir lassen unsere Produkte ausschließlich in Europa, zu fast hundert Prozent in Deutschland, fertigen und erfüllen damit höhere gesetzliche Standards, als sie der BSCI-Code-of-Conduct vorschreibt. Dennoch haben wir uns im Herbst letzten Jahres dazu entschieden, BSCI-Mitglied zu werden“, erläutert z.B. Wolfgang Schmidt vom Kunststoffexperten Promowolsch, der explizit die Ausschreibungspraxis vieler Unternehmen als Hauptgrund nennt, um sich der BSCI anzuschließen. Auch bei den Händlern sind es oft die Ausschreibungen, die den Anlass geben, sich kurzfristig um eine Mitgliedschaft zu bemühen. Da es im Regelfall allerdings schon einige Jahre dauert, bis Händler alle ihre Lieferantenpartner dazu gebracht haben, dem BSCI-Standard zu entsprechen, empfiehlt Weissenrieder werbenden Unternehmen darauf zu achten, wie lange jemand BSCI-Mitglied ist. Trotz solcher Auswüchse – die Erfolge des BSCI-Systems sind nicht von der Hand zu weisen. Zwar merkt Albrecht an, dass „die Verbraucher das BSCI-Logo kaum kennen“ und daher nicht einschätzen könnten, „dass die Werbeartikel, die sie erhalten, dazu beitragen, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen, die die Waren produzieren, zu verbessern“, sieht aber auch „dass Initiativen wie die BSCI etwas bewegt haben in den letzten zehn Jahren.“ „In vielen Ländern hat sich einiges verbessert, das zeigen auch die Ergebnisse der Audits, aber es gibt noch eine Menge zu tun“, resümiert Berzau. Letzteres ist leider wohl wahr, solange Meldungen wie die über die weltweite Sklaverei noch zu unserem Alltag gehören.

// Dr. Mischa Delbrouck

www.bsci-intl.org

Bildquelle: © FTA

Ausführliche Interviews finden Sie unter:

Michael Weissenrieder, Global Brand Concepts (GBC): „BSCI ist das Compliance-Kriterium“

Michael Puchtler, Giving Europe: „Die Kosten sind für uns irrelevant“

Lutz Albrecht und Annika Beyersdorff, Fare: „Wir machen das, weil es uns wichtig ist“

Lorenz Berzau, Koordinator der deutschen Kontaktgruppe FTA Sustainability: „BSCI ist ein Entwicklungsmodell, keine Zertifizierung“

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