Michael Weissenrieder - Michael Weissenrieder, GBC: „BSCI ist das Compliance-Kriterium“

Michael Weissenrieder

Auch für Werbeartikelagenturen, die sich wie das Wormser Unternehmen Global Brand Concepts (GBC) auf das Fullservice-Geschäft konzentrieren, ist die Mitgliedschaft im BSCI interessant. CEO Michael Weissenrieder über die 1:10-Quote, Geiz-ist-Geil-Mentalität und gegenseitiges Vertrauen.

Wie kam es, dass GBC Mitglied in der BSCI geworden ist?

Michael Weissenrieder: Viele große Kunden haben uns schon vor mehr als zehn Jahren mit 100-Seiten-Verträgen konfrontiert, die auch soziale Mindestanforderungen regelten. Wir haben uns daher schon früh auf die Fahnen geschrieben, alle unsere Fabriken nach Social Compliance-Richtlinien zu bewerten und uns von den Vorlieferanten zu trennen, die nicht bereit waren, die Anforderungen zu erfüllen. Wir waren zunächst SEDEX-Mitglied und sind seit Januar 2013 Mitglied im BSCI – als meines Wissens nach erster deutscher Werbeartikelhändler.“

Warum BSCI und nicht mehr SEDEX?

Michael Weissenrieder: SEDEX hat uns im Laufe der Jahre nicht mehr ausgereicht, da die Audits dort auch von den Mitgliedern selbst gemacht werden können, weshalb die Aussagekraft der Ergebnisse nicht besonders hoch ist. Außerdem hat sich hierzulande im B2B BSCI immer weiter durchgesetzt. BSCI in der Werbeartikelbranche das Compliance-Kriterium – wenn es zu hundert Prozent gelebt wird.

Was heißt das – zu hundert Prozent?

Michael Weissenrieder: Es reicht nicht, die BSCI-Mitgliedschaft auf der Homepage auszuweisen. Man muss sich schon mit den Zielen identifizieren und diese intern auch umsetzen. Es ist viel Lesearbeit notwendig ebenso wie Telefontrainings und Schulungen unserer Lieferantenpartner. Wir haben eine Vollzeitstelle in Worms eingerichtet, die die Abläufe koordiniert, die Verwaltungsaufgaben übernimmt und die Trainings der BSCI besucht. Zudem sind drei Mitarbeiter unseres 18-köpfigen Fernostteams damit beschäftigt, die Sozial-Audits vor Ort durchzuführen. Das machen wir, bevor wir einen neuen Lieferanten in unseren Pool aufnehmen: Zunächst schicken wir unsere Mitarbeiter in die Fabriken, und zwar unangemeldet, um die Arbeitsbedingungen im realen Fabrikleben zu checken. Wenn wir der Meinung sind, dass es passen könnte, bereiten wir die Lieferanten auf die BSCI-Audits vor. Von zehn Lieferanten, die wir besuchen, erfüllt ungefähr einer alle unsere Anforderungen bezüglich Qualität, Preis, Sicherheit und Sozialverträglichkeit.

Angesichts des Aufwands dürften die Preise auch gestiegen sein. Ist der Kunde bereit, für Produkte aus BSCI-geprüften Unternehmen mehr zu zahlen?

Michael Weissenrieder: Die Ausrichtung der Produktion nach BSCI macht den Preis um etwa 20 bis 25% teurer. Viele unserer Fullservice-Kunden fordern die BSCI-Mitgliedschaft aktiv ein. Dort haben wir auch noch keinen Kunden verloren, weil wir zu teuer waren. Gerade im Streckengeschäft jedoch, wo für den Einkauf nur der Preis zählt und die „Geiz ist geil“-Mentalität vorherrscht, gibt es nur ganz wenige Unternehmen, die das fordern und prüfen.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – reicht Ihren Kunden die BSCI-Mitgliedschaft aus, um sich abzusichern?

Michael Weissenrieder: Wir bieten unseren Kunden auch an, eigene Audits bei unseren Lieferantenpartnern durchzuführen. Einige nutzen das, andere schauen in unsere Unterlagen. Da wir ohnehin mit fast allen unserer Kunden eine Open-Book-Politik fahren, ist das kein Problem. Ohne gegenseitiges Vertrauen funktioniert das natürlich nicht.

Würden Sie generell sagen, dass sich durch Initiativen wie die BSCI etwas bewegt hat?

Michael Weissenrieder: Das Thema Kinderarbeit z.B. ist massiv besser geworden. Man darf aber auch nicht vergessen, dass es sich dabei um ein soziales Konstrukt handelt, das über Jahrhunderte aufgebaut worden ist. Insgesamt gibt es trotz einiger schwarzer Schafe schon Erfolge zu verzeichnen – aber es ist ein langsamer, kostspieliger Prozess.

// Mit Michael Weissenrieder sprach Dr. Mischa Delbrouck.

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