Der Remscheider Regenschirmspezialist Fare gehört seit 2013 zur BSCI. Prokurist Lutz Albrecht und Annika Beyersdorff, zuständig für den Bereich Sonderanfertigungen, über die Mitgliedschaft als Must-have, Rechte und Pflichten sowie den Wunsch nach mehr Öffentlichkeitsarbeit.

Was waren die Beweggründe für Fare, sich der BSCI anzuschließen?

Lutz Albrecht: Wir haben uns als Einzelunternehmen lange für das Thema sozialverträgliche Produktion engagiert, haben dafür einen eigenen Code of Conduct aufgesetzt, haben diesen jahrelang verfolgt und auch in unserer Lieferkette etabliert. Hierbei wurden wir von unserem JCK-eigenen Compliance-Team in Schanghai intensiv unterstützt. Wir empfanden es jedoch auch als wichtig, dass eine unabhängige dritte Organisation die Arbeitsbedingungen vor Ort kontrolliert und haben uns der BSCI angeschlossen.

Albrecht - Lutz Albrecht, Fare: „Wir machen das, weil es uns wichtig ist“

Lutz Albrecht

Beyersdorff - Lutz Albrecht, Fare: „Wir machen das, weil es uns wichtig ist“

Annika Beyersdorff

Hatte der Eintritt in die BSCI Änderungen im täglichen Business zufolge? Mussten Sie sich z.B. von Lieferantenpartnern trennen?

Annika Beyersdorff: Dadurch dass wir seit vielen Jahren vertrauensvoll mit unseren Produktionspartnern in Fernost zusammenarbeiten, kennen sie unsere Anforderungen, und wir mussten uns von Niemandem trennen. Bei der Akquise neuer Hersteller achten wir im Vorfeld darauf, dass die Fabriken die BSCI-Kriterien erfüllen und sichern uns durch Vor-Audits des Compliance-Teams von unserer Holding ab. Allerdings verändern sich schon die Aufgaben, mit denen wir es im Alltag zu tun haben.

Inwiefern?

Annika Beyersdorff: Die BSCI-Mitgliedschaft ist aufwendig. Das Portal z.B., in dem die Daten über die Audits bei den Produzenten gesammelt werden, gibt einem viele Möglichkeiten, aber es braucht eigene Schulungen, um sich in das System einzufinden. Neben dem Recht, die Datenbank zu nutzen, hat man auch eine ganze Reihe von Pflichten. Man muss die Werke aktiv auf ihrem Weg zu den Audits begleiten, muss alles nachhalten, sich regelmäßig einloggen, ständig informiert bleiben, kontrollieren, dass die Audits auch wirklich stattfinden, Deadlines setzen, Nachbesprechungen durchführen etc. Das bindet viele Kapazitäten.

Und kostet Geld. Steigen dadurch die Preise?

Lutz Albrecht: Letztlich machen wir das vor allem deshalb, weil es uns wichtig ist. Allerdings ist die BSCI-Mitgliedschaft für Fare mittlerweile auch ein Must-have. Es ist unerheblich, ob die Produkte dadurch teurer werden – ohne die Mitgliedschaft würden wir viele Jobs gar nicht erst bekommen.

D.h. die BSCI-Mitgliedschaft hat sich als Teil des Forderungskatalogs z.B. bei Ausschreibungen durchgesetzt. Ein Beleg für den Erfolg der Initiative?

Lutz Albrecht: „Man sieht schon, dass Initiativen wie die BSCI etwas bewegt haben in den letzten zehn Jahren – insbesondere auch in den Produktionsländern selbst. Im B2B-Bereich ist die BSCI sehr bekannt. Leider kennen allerdings die Verbraucher das BSCI-Logo kaum, können also gar nicht einschätzen, dass die Artikel, die sie erhalten, dazu beitragen, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen, die die Waren produzieren, zu verbessern. Hier wäre mehr Öffentlichkeitarbeit seitens des BSCI wünschenswert.

// Mit Lutz Albrecht und Annika Beyersdorff sprach Dr. Mischa Delbrouck.

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