Wie aus einem Urlaubsmitbringsel eine Geschäftsidee entsteht, zeigt die Geschichte des Start-ups Diese Klappkarten. Die zwei Hamburger Unternehmensgründer finden auch in Deutschland jede Menge passende Motive für die filigran gestalteten Pop-up-Karten aus Vietnam.

klappkarten slider - Diese Klappkarten: Kunstwerke aus feinem Papier

Personalisierte Werbung, die auf dem Postweg beim Verbraucher ankommt, wird deutlich positiver bewertet als ihr digitales Pendant im Netz. Das geht aus der Studie „Daten – Ware und Werbung“ hervor, die das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) im Oktober 2014 durchführte. 68% der rund 1.000 befragten Internetnutzer stimmen der Aussage zu, gedruckte Mailings seien manchmal interessant, 49% halten sich dadurch auf dem Laufenden, und 44% lassen sich sogar gerne von Angeboten inspirieren. Gleichzeitig finden aber auch 63% der Studienteilnehmer, dass zu viel Werbung in ihrem Briefkasten landet. Umso wichtiger für werbende Unternehmen, positiv aus der Masse herauszustechen. „Motive wie Weihnachtsmann, Tannenbaum oder Krippe machen aus unseren Karten die ideale Basis für einen klassischen Weihnachtsgruß, aber auch abseits dieser Jahreszeit lässt sich unser Produkt vielfältig einsetzen“, erläutert Rafael Armbrust, einer der beiden Gründer des Start-ups Diese Klappkarten. „Gerade in Zeiten, in denen der Verbraucher mit Werbe-E-Mails überflutet wird, sollte man auf ein außergewöhnliches und qualitativ hochwertiges Mailing setzen.“

Vielfältige Designs

klappkarten 1 - Diese Klappkarten: Kunstwerke aus feinem PapierArmbrust entdeckte die filigranen Papiererzeugnisse auf einem Markt in Ho- Chi-Minh-Stadt, kaufte gleich einen ganzen Stapel mit verschiedenen Motiven und zeigte sie nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Familien- und Freundeskreis herum. Die Karten fanden großen Anklang, und Michael Ising war sogar derart begeistert, dass er gemeinsam mit Armbrust beschloss, die Karten dem deutschen Markt anzubieten. Im April 2014 wagten sie den Schritt in die Selbstständigkeit. „Da die asiatischen Motive sehr bunt und kitschig sind, haben wir sehr schnell damit angefangen, eigene Kartendesigns zu entwickeln“, berichtet Armbrust. Dabei kam den Firmengründern ihr beruflicher Background zugute: Armbrust hat Immobilienmanagement und Architektur studiert; Ising ist Bauingenieur. Beide verfügen über ein ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen, das ihnen dabei hilft, die dreidimensionalen Papierobjekte zu entwerfen. Heute stammen nur noch 10% der Motive aus Asien; 90% entstehen in Hamburg am PC. „Die Idee entsteht im Kopf, dann folgt ein erster Zeichenentwurf auf Papier, den wir schließlich mit einem Computerprogramm online umsetzen“, erläutert Armbrust die einzelnen Arbeitsschritte. „Manchmal basteln wir selbst einen Prototypen, aber meist schicken wir den Designvorschlag direkt nach Vietnam. Große horizontale Flächen sind für die Herstellung der Modelle eher ungeeignet, da sie sich schlecht klappen lassen, vertikale Flächen sind leichter umsetzbar. Auch das Zusammenspiel von runden und eckigen Elementen ist nicht immer einfach.“

Trotz z.T. aufwendiger Tüftelei haben die beiden Gründer bereits rund 150 Motive für ihren Online-Shop und den Vertrieb über den Einzelhandel entworfen und über 50 Designs für werbende Firmen umgesetzt. Eine individuelle Farbgestaltung und Bedruckung der Karten ist ab einer Ordermenge von 100 Stück möglich; eigene Motive lassen sich ab 300 Stück umsetzen. Telekommunikationsunternehmen, Versicherungen, Anwaltskanzleien und Unternehmen aus der Tourismusbranche haben das Angebot der Hamburger bereits wahrgenommen. So entwarf das Start-up z.B. für einen Kunden eine 3D-Version des Firmensitzes inkl. winterlicher Landschaft. An der Außenfassade des Gebäudes klettert ein Weihnachtsmann nach oben, und über der Tür ist der Firmenname zu lesen. Die Lernidee Erlebnisreisen GmbH verwendet Karten mit einer Lokomotive im Innenteil als Reise-Gutschein, und der Deutsche Marinebund e.V. begrüßt neue Mitglieder mit einer U-Boot-Karte. Das 3D-Objekt ist dem Unterseeboot nachempfunden, das dem Verein in der Nähe von Kiel als technisches Museum dient. Besucher können die Karte zudem im Museumsshop erwerben. Die Gemeinde Langeoog hält für Touristen eine Karte bereit, die ein Modell der historischen Inselbahn zeigt.

Produktion in Handarbeit

bottle 2 - Diese Klappkarten: Kunstwerke aus feinem Papier

Als Wahl-Hamburger haben Michael Ising (l) und Rafael Armbrust von Diese Klappkarten schon mehrere Sehenswürdigkeiten ihrer Heimatstadt, u.a. den Hamburger Michel, in Pop-up-Karten umgesetzt.

Die Technik, die hinter der Papier-Schneidekunst steckt, nennt sich Kirigami und hat ihren Ursprung – ebenso wie die bekanntere Origami-Falttechnik – in Japan. Der Name setzt sich aus „kiru“ für schneiden und „kami“ für Papier zusammen. Da Armbrust erstmals in Vietnam, wo das Verfahren besonders beliebt ist, auf die Karten aufmerksam wurde, suchten die Gründer, zunächst von Deutschland aus, dort nach einer geeigneten Partnerfirma. Unterstützt wurden sie dabei von einem Bekannten, der Vietnamesisch spricht. Neben hoher Produktqualität achteten Armbrust und Ising bei der Auswahl des Betriebs auf faire Arbeitsbedingungen wie geregelte Arbeitszeiten und gut beleuchtete Arbeitsplätze. Armbrust: „Wir haben uns schließlich für einen Familienbetrieb entschieden, der auch für den lokalen Markt produziert. Dank uns konnte die Firma in den letzten zweieinhalb Jahren wachsen und neue Mitarbeiter einstellen. Einmal im Jahr sind wir persönlich mit einem Dolmetscher vor Ort.“

Die mit dem Laser zugeschnittenen Einzelteile werden in Handarbeit zusammengesteckt und ggf. mit Kleber fixiert. Das fertige Pop-up-Element wird mit einem Faden in die Karte eingenäht. „Die Qualität des Papiers, das hauptsächlich aus Japan stammt, ist extrem wichtig“, erklärt Armbrust. „Es muss gut durchgefärbt sein, damit die Schnittkanten nicht weiß leuchten und eine einheitliche Grammatur aufweisen. Würden die Faserlängen nicht exakt übereinstimmen, bestünde die Gefahr, dass sich die Einzelteile der Karte bei schwankender Luftfeuchtigkeit verzögen.“

Die Lieferzeit beträgt sechs bis acht Wochen. Bald wollen die beiden Gründer einen größeren Vorrat ihres Standardsortiments – getrennt in Karten und 3D-Motive – in Deutschland lagern. „So können wir viel schneller liefern, bleiben bei der Kartengröße und Farbgestaltung aber flexibel, weil wir den Innenteil erst nach Eingang der Bestellung in die vom Kunden ausgewählte Karte einnähen.“ Weiterhin mit zeitlichem Vorlauf verbunden bleiben die komplett individuell für Promotionaktionen designten 3D-Objekte. Dafür kann das werbende Unternehmen die Zielgruppe dann aber auch mit einer perfekt auf das eigene Marketing zugeschnittenen Karte für sich gewinnen.

// Jasmin Oberdorfer

www.diese-klappkarten.de

Bildquelle: Artis Design GmbH

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