Der Verpackungs- und Werbeartikelspezialist Karl Knauer blickt auf 77 Jahre Tradition und inhabergeführtes Unternehmertum zurück. Vor einigen Jahren begann die Firma aus dem Schwarzwald, ihre Prozesse zu verschlanken und sich neu aufzustellen – und bleibt so fit für die Zukunft.

Haftset Hoz Pur kl A 300dpi - Karl Knauer: Hightech im Schwarzwald-Idyll

Werte. Das ist ein Wort, das Richard Kammerer sehr häufig verwendet, wenn er von dem Unternehmen spricht, in dem er seit 42 Jahren tätig ist. Schon seine Ausbildung machte Kammerer bei dem Verpackungsproduzenten Karl Knauer im badischen Biberach, damals, als das noch Lehre hieß und als Kammerer noch nicht wissen konnte, dass er einmal geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens sein würde. „Unsere Mitarbeiter sind unser wertvollstes Kapital. Die Menschen stehen im Mittelpunkt unseres Handelns, das entspricht unseren unternehmerischen Werten“, sagt er. Und man glaubt ihm das. Denn was Karl Knauer seinen rund 600 Mitarbeitern anbietet, geht weit über den Standard hinaus. Arbeitsplätze, die technisch, arbeitsökonomisch und ergonomisch auf dem neuesten Stand sind, eine Ausbildungsquote weit über dem Durchschnitt und in rund einem Dutzend Berufsfeldern sowie Entwicklungs- und Karrierechancen innerhalb des Unternehmens, wie auch Kammerer selbst sie genossen hat. Dass hinter jedem Mitarbeiter auch immer eine Familie steht, wertschätzt Karl Knauer mit einer Kita, die das Unternehmen zusammen mit der Gemeinde betreibt: „So machen wir Frauen, die ein Kind bekommen haben, den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben möglich – und erhalten der Firma wertvolle Mitarbeiterinnen“, erklärt Kammerer.

Irgendwie passen diese Werte in die Gegend, in der die Karl Knauer KG seit 1938 – seit Gründung – beheimatet ist. Der Schwarzwald als Sinnbild für Tradition, Heimat und Beständigkeit liefert im wahrsten Sinne des Wortes das Panorama, vor dem die Geschäftstätigkeit des Unternehmens stattfindet: Von beinahe jedem Büro aus öffnen große Fensterflächen den Blick in die üppige grüne Hügellandschaft, in die das 3.600-Seelen-Örtchen Biberach gebettet ist. „Jede zweite Familie hier hängt irgendwie mit Karl Knauer zusammen“, meint Kammerer – ein weiterer, sehr pragmatischer Grund, weswegen das Unternehmen sich so gut um seine Mitarbeiter kümmert. Der Nachwuchs kommt zum großen Teil aus der Region, hier frühzeitig Talente zu finden und zu binden gehört zu einer der Herausforderungen einer Firma, die nicht auf den reichen, sich immer wieder erneuernden Pool einer Großstadt zurückgreifen kann. Man sollte allerdings nicht den Fehler machen, traditionelle Werte, regionale Verwurzelung und eine lange Firmengeschichte mit einer konservativen, vielleicht sogar etwas behäbigen Unternehmenskultur gleichzusetzen. Das Gegenteil ist der Fall: Karl Knauer schreibt sich Attribute wie Flexibilität und Innovationskraft auf die Fahnen – zu Recht. Das ehrwürdige Unternehmen hat sich getraut, sich komplett infrage zu stellen und sich einem weitreichenden Veränderungsprozess zu unterziehen, um fit für die Zukunft zu bleiben.

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Führen das Unternehmen gemeinsam (v.l.): Joachim Würz, Olaf Pohl und Richard Kammerer.

Raus aus der Hochpreisigkeit

„Lange standen unsere Verpackungen und unsere Werbeartikel aus Papier und Karton nicht nur für hohe Qualität, sondern auch für Hochpreisigkeit“, so Michael Wieckenberg, der viele Jahre lang im Marketing bei Karl Knauer arbeitete und seit dem 1. Mai 2015 als Key Account Manager den Verkauf Werbemittel Süd inkl. Österreich und der Schweiz verantwortet. Seit 1972 ist Karl Knauer neben seiner traditionellen Ausrichtung als Verpackungshersteller auch im Werbeartikelbereich aktiv – zunächst mit klassischen Notizzettelblöcken in Würfelform, im Laufe der Jahre dann mit einem immer differenzierteren Portfolio an Papierprodukten, von Haftnotizen über Zettelboxen und -spender bis hin zu Hardcover College-Sets. „In Sachen Qualität hatten wir immer die Nase vorn, in Sachen Preis nicht. Das hat sich in den vergangenen zwei Jahren dramatisch geändert“, so Wieckenberg. Der Grund: 2007/2008 holte sich die Geschäftsführung die Unternehmensberatung Porsche Consulting ins Haus. Die durchleuchtete sämtliche Arbeits- und Produktionsprozesse auf dem 26.000 qm großen Werksgelände – und richtete Karl Knauer anschließend mit Unterstützung der Firmenleitung auf Lean Production aus. Die Grundpfeiler der Lean Production: Kompetenz und Verantwortung werden zusammengeführt, es wird in Netzwerken gearbeitet, Verschwendung und Fehler werden vermieden und Abläufe synchronisiert. Soweit die Theorie – in der Praxis heißt das bei Karl Knauer, „dass wir unsere Produktivität seit der Umstellung um 30 bis 40% gesteigert haben“, berichtet Kammerer stolz. „Das hat unsere kühnsten Erwartungen übertroffen. Wir haben kräftig in neue Maschinen investiert, den Materialverbrauch gesenkt, die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter, die internen und die technischen Abläufe so gestaltet, dass wir schneller und flexibler fertigen können.“

Umgestellt wurde zunächst die Verpackungsproduktion, mit der etwa 75% des Jahresumsatzes erwirtschaftet werden. Die Fertigung der Produkte, die im Werbeartikelbereich zum Einsatz kommen, wurde im Anschluss daran ebenfalls auf Lean Production umgestellt – der Effekt ist seit etwa zwei Jahren spürbar, „in den vergangenen zwölf Monaten sogar noch einmal deutlicher“, erklärt Wieckenberg. „Die schlanken Prozesse ermöglichen schnellere Abläufe, kürzere Rüstzeiten, weniger Materialverbrauch. Das können wir als Preisvorteil an unsere Kunden weitergeben. Inzwischen sind wir Preisführer in diesem umkämpften Markt und können auch gegenüber der internationalen Konkurrenz bestehen – bei gleichbleibend hoher, wenn nicht sogar höherer Qualität.“

Volle Produktionskontrolle

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Zur Skulptur geformte Notizblöcke sind eine der Spezialitäten von Karl Knauer.

Aber nicht nur Lean Production, auch andere Kompetenzen verschaffen Karl Knauer einen Vorteil im Wettbewerb. So hat das Unternehmen z.B. einen eigenen Maschinenbau, der es ihm ermöglicht, Maschinen so zu konzipieren oder umzubauen, dass sie exakt auf die Anforderungen der eigenen Produktion abgestimmt sind. „Das macht uns unabhängig, schnell und sehr flexibel“, erläutert Kammerer. „Die Druck- und Beschichtungsmaschinen sind allesamt Eigenbauten. Wir entwickeln und verkaufen aber auch Verpackungsmaschinen an Kunden. Siemens gehört hier zu unseren größten Abnehmern.“

Als eines der wenigen mittelständischen Unternehmen ist Karl Knauer Mitglied bei der Organic and Printed Electronics Association (OE-A), einem weltweiten Netzwerk von Firmen, die sich der Weiterentwicklung visionärer technischer Innovationen in diesem Bereich verschrieben haben und zu dem Global Player wie Agfa, BASF, Evonik, Honeywell, Liebherr, MAN und Samsung gehören. „Außerdem sind wir Konzeptkunde bei Heidelberger und treffen uns mehrmals im Jahr mit Vorstand und Technik-Experten zum Knowhow-Austausch. Heidelberger testet auf unseren Maschinen neue Aggregate, wir stehen im engen Austausch bzgl. Trends und Entwicklungen der Drucktechnik“, so Kammerer. Zudem bietet Karl Knauer auch Co-Packing an: Für Großkunden wie Wilkinson werden Verpackungen inkl. Tiefzieh-Teilen aus eigener Fertigung nicht nur produziert, sondern auch mit der jeweiligen Ware bestückt. Eine weitere Besonderheit: Karl Knauer hat eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit 15 Mitarbeitern am Standort Biberach, in der Materialien und Verfahren getestet und weiterentwickelt werden, z.B. ein Kleber auf Dispersionsbasis, also ohne Lösungsmittel, für die hauseigene Haftnotiz-Marke PowerStikkies. „Früher waren wir nicht immer zufrieden mit der Haftfähigkeit unserer Produkte“, erinnert sich Wieckenberg. „Vor zwei Jahren haben wir hier einen deutlichen Qualitätssprung hingelegt und aus fünf Komponenten, die für unseren Klebstoff auf Wasserbasis nötig sind, die ideale Mischung gefunden.“

Nicht nur eine qualitative Verbesserung, sondern auch eine umweltfreundlichere Lösung als die herkömmlichen lösungsmittelbasierten Klebstoffe. Noch so ein Wert übrigens, den Karl Knauer mit Leben füllt – der achtsame Umgang mit Ressourcen. „Unsere Kartons bestehen zum größten Teil aus recycelten Materialien. Das Papier, das wir für die Produktion der Haftnotizen verwenden, ist zu 100% FSC-zertifiziert.“ Hinzu kommt der optimierte Materialeinsatz, weil durch Lean Production Verschwendung vermieden wird. Karl Knauer hat eine CO2-neutrale Produktion, ist nach DIN ISO 9001 (Qualitätsmanagement) und DIN ISO 14001 (Umweltmanagement) zertifiziert und bezieht seinen Strom aus regenerativen Quellen. Die Fertigung gehört ebenfalls zur nachhaltigen Ausrichtung des Unternehmens. „Wir sind einer der ganz wenigen Anbieter von Haftnotizen, der selbst fertigt – die meisten anderen verarbeiten zugekauftes Material. Dadurch können wir z.B. den Verlauf der Leimspur selber bestimmen und sehr individuelle Kundenwünsche umsetzen“, so Wieckenberg. Individualität ist ein wichtiges Stichwort, findet Kammerer: „Die individuellen Anforderungen der Kunden steigen, die Auflagen sinken. Dass wir hier flexible Lösungen anbieten können, weil wir autark produzieren und dadurch unsere Kosten selbst beeinflussen können, ist ein großer Vorteil. Wir können sowohl kleine als auch sehr große Auftragsvolumen bearbeiten.“ Kurze Lieferzeiten sind ein weiterer Vorteil der geringen Abhängigkeit des Unternehmens von anderen: Zwischen fünf und 15 Tagen liegt die Produktionszeit ab Druckfreigabe durch den Kunden.

Prämierte Produkte

Aber nicht nur die Produktion, auch die Produkte selbst sind es, die Karl Knauer auszeichnen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Allein die Verpackung für die Gin-Marke Bombay Sapphire, die bei Berührung aufleuchtet, wurde mit fast 30 nationalen und internationalen Awards gewürdigt, u.a. mit einem Promotional Gift Award 2013. In den Vitrinen im Foyer des Firmensitzes in Biberach drängen sich iF Packaging Design Awards, Deutsche Verpackungspreise, Red Dot Design Awards, Starpack Awards, Print Stars, German Design Awards, Druck & Medien Awards, Pro Carton Awards, Best Packaging-Trophäen u.a. Auch im Werbeartikelbereich hat Karl Knauer in den vergangenen Jahren immer wieder mit innovativen Entwicklungen auf sich aufmerksam gemacht: 3D-Notizquader mit aufgedrucktem Augmented Reality-Zugang, zu Skulpturen geformte Notizzettelblöcke und eine multisensorische Promotion-Verpackung für Red Bull wurden mit Promotional Gift Awards ausgezeichnet. Zu den Highlights im Sortiment gehören auch die Effekt-Blöcke, Relief-Effekt-Blöcke und Adventskalender in Buchform.

Außerdem liegt eine Stärke von Karl Knauer im Bereich der Veredelung: Beschichtungen mit Farben und Lacken, Laserstanzung, 3D-Heißfolienprägung, Kaltfolienprägung sowie eine besondere Folienbeschichtung, die eine „Linsenoptik“ erzeugt, lassen sich umsetzen. „Für die Whisky-Marke Glenmorangie haben wir gerade eine Verpackung gestaltet, deren Oberfläche mit Hunderten Elementen in Linsenoptik so veredelt ist, dass ein außergewöhnlicher 3D-Effekt entsteht“, berichtet Wieckenberg.

Neuausrichtung des Vertriebs

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Michael Wieckenberg, Key Account Manager für Süddeutschland, Österreich und die Schweiz, kennt sich aus in der Firmengeschichte.

Um die Position im Werbeartikelmarkt weiter zu stärken, hat Karl Knauer den Vertrieb in diesem Bereich neu aufgestellt: „Wir suchen verstärkt den persönlichen Kontakt zum Werbeartikelhandel und haben daher seit diesem Frühjahr unsere Außendienstaktivitäten intensiviert“, so Wieckenberg. Zusammen mit Christoph Sunderbrink, der seit Jahresbeginn bei Karl Knauer als Key Account Manager im Einsatz ist, verantwortet Wieckenberg die Vertriebsarbeit: Wieckenberg ist für den Süden Deutschlands, Österreich und die Schweiz zuständig, Sunderbrink für den Norden Deutschlands und Skandinavien. „Wir beliefern aber auch ganz Europa mit unseren Notiz-Werbeartikeln“, ergänzt Wieckenberg. Gemeinsam mit dem Kunden werden Ideen und individuelle Umsetzungen entwickelt. Sowohl im Verpackungs- als auch im Werbeartikelbereich kommen die Kunden aus allen erdenklichen Branchen: „Wir sind sowas wie ein Tausendfüßler, sehr breit aufgestellt“, erklärt Kammerer. Global Player wie Bayer, Bosch, Grohe, Dr. Oetker, GlaxoSmithKline, Heineken und Siemens, aber auch starke Mittelständler gehören zum Kundenkreis, die meisten seit mehr als zehn Jahren, viele sogar bereits seit 30 Jahren und länger.

„Viele unserer Kunden laden uns ein, unsere Ideen vor Ort zu präsentieren. Projekte wie die Bombay Sapphire-Verpackung mit gedruckten Leuchtmitteln oder die multisensorische Red Bull-Verpackung sind hoch innovativ und Ergebnis technischer Pionierarbeit. Manches von dem, was wir präsentieren, ist noch Zukunftsmusik – aber es ist toll für uns als mittelständisches Unternehmen aus dem Schwarzwald, dass wir hier als Ideengeber und Innovator wahrgenommen werden“, so Kammerer. Bei aller Beständigkeit, die das Unternehmen Karl Knauer seit 77 Jahren prägt – Stillstand sucht man hier vergeblich.

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Idyllisch im Schwarzwald gelegen: Die Firmenzentrale von Karl Knauer in Biberach.

www.karlknauer.de

 

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