Mit einem mobilen Soundsystem aus Wellpappe lässt Designer Axel Pfaender den Style der Ghettoblaster aus den 1980er Jahren wieder aufleben – moderne Technik und vielfältige Individualisierungsmöglichkeiten inklusive.

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„I can’t live without my radio“ rappte L.L. Cool J 1985. Damit sprach der New Yorker Musiker vielen Kids aus der Seele, die damals mit einem Ghettoblaster auf der Schulter durch die Straßen zogen oder in Hinterhöfen und Stadtparks zu Hip-Hop-Beats von Grandmaster Flash, Run DMC und den Beasty Boys Breakdance-Moves übten. Später kamen die tragbaren Sound-Maschinen mit Doppelkassettendeck und dicken Boxen aus der Mode. Axel Pfaender aber ging das Kultgerät aus den 1980er Jahren nie aus dem Sinn. Dass er es schließlich zurück in die digitale Moderne holte, war jedoch alles andere als geplant: Als der Berliner Grafikdesigner und Illustrator auf der Suche nach einem externen Lautsprecher für seinen MP3-Player war, fand er kein einziges Soundsystem, das ihm optisch zusagte und gleichzeitig preislich erschwinglich war. „Ich habe mir schließlich trotzdem eine Lautsprecherstation gekauft, zu Hause ein Pappgehäuse in Form eines Ghettoblasters angefertigt und das unansehnliche Gerät darin versteckt.“ Schnell wurde die selbstgebastelte Musikanlage zum Hingucker im Wohnzimmer. Freunde und Bekannte, die zu Besuch kamen, wünschten sich eine Version für ihre eigenen vier Wände und animierten Pfaender dazu, seine Papp-Konstruktion mit Smartphone- Halterung und integriertem Lautsprecher in Serie zu produzieren.

Eine Idee findet Anklang

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Designer und DJ Axel Pfaender liefert Beats aus der Pappbox.

Im März 2012 stellte der Designer seine Retro-Musikanlage auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter vor und sammelte innerhalb weniger Wochen über 20.000 US-Dollar (ca. 18.000 Euro). Zusätzlich wurde ein Elektronikanbieter auf das Start-up aufmerksam. „Das war ein großer Glücksfall für mich“, berichtet Pfaender. „Zuvor hatte ich persönlich zu verschiedenen chinesischen Lieferanten Kontakt aufgenommen, um für die technische Ausstattung der Boombox zu sorgen – das kostete viel Zeit, und ständig gab es neue Hindernisse zu bewältigen. Jetzt beziehe ich alle elektronischen Komponenten über ein deutsches Partnerunternehmen, das eigene Fabriken in Fernost besitzt und mit deutschen Ingenieuren zusammenarbeitet.“ Mit dem gesammelten Geld und dem neuen Geschäftspartner an der Hand produzierte Pfaender die ersten 2.000 Lautsprecherboxen und lieferte die Berlin Boombox im September 2012 an seine Kickstarter-Unterstützer aus. Da es sich bei der Crowdfunding-Website um eine US-Plattform handelt, gingen viele Soundanlagen ins Ausland, sodass die Berlin Boombox von Anfang an internationale Bekanntheit erlangte. „Ich habe der Boombox nicht nur den Namen Berlin gegeben, weil ich während der Entwicklungsphase in der Hauptstadt gelebt habe, sondern auch, weil Berlin weltweit bekannt ist und der internationale Vertrieb von Anfang an Teil der Geschäftsidee war.“

Dass dieses Vorhaben geglückt ist, zeigen auch die Referenzen, die das Start-up im Promotionsegment anführen kann, darunter Adidas, Ray-Ban und das Hard Rock Café. Der US-amerikanische Brauereikonzern SABMiller nutzte die Berlin Boombox als Einladungsmailing für ein VIP-Event im nigerianischen Lagos. Viele der 200 Künstler und Prominenten, die auf der Gästeliste standen, folgten zudem dem Aufruf unter dem Hashtag #whatism, ein Selfie mit dem Papp-Ghettoblaster in soziale Netzwerke wie Instagram und Facebook zu stellen, wodurch die Aktion ins Web verlängert wurde. Online abrufbare Mixtapes stellen eine weitere Möglichkeit dar, Werbekampagnen mit Internetinhalten zu verknüpfen. Der schwedische Haferdrink-Hersteller Oatly umwarb seine Zielgruppe auf einem Musikfestival mit dem portablen Soundsystem, und die US-amerikanische Getränkemarke Glacéau, die als Sponsor von Rapper und Streetart-Künstler MC Fitti ihren Energiedrink vitaminwater in Deutschland vermarktet, verloste von MC Fitti im CI der Marke gestaltete Soundbox.

Alles drin

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Die auf den Promotionbereich zugeschnittene Berlin Boombox Easy ist 27 cm breit, 19 cm hoch und mit zwei Lautsprechern je 2,5 Watt ausgestattet.

Die Berlin Boombox wird als flacher Bausatz geliefert. Elektronik und Pappgehäuse lassen sich im Handumdrehen zusammenstecken. Das Gehäuse der batteriebetriebenen Musikanlage besteht größtenteils aus recycelbarem Karton. Der Tragegriff ist vierlagig verstärkt, und die Lautstärkeregelung erfolgt über einen Drehknopf aus Aluminium. Zur technischen Ausstattung zählen ein Stereo-Verstärker, zwei Lautsprecher mit je 5 Watt und ein Klinkenstecker, über den sich Smartphones, MP3-Player und Co. anschließen lassen. Ein Verbindungsaufbau per Bluetooth ist gegen Aufpreis ebenfalls gewährleistet. Im Retailmarkt stehen elf Standarddesigns zur Verfügung, laufend ergänzt durch Special Editions bekannter Künstler.

Bei Werbekampagnen gibt mittlerweile die extra für Promotions entwickelte Berlin Boombox Easy den Takt an: Das kleinere und leichtere Modell mit zwei Lautsprechern je 2,5 Watt lässt sich auch aufgebaut versenden und kann dadurch zusätzlich als Verpackung genutzt werden. Die Abwicklung von Lagerung, Verpackung und Versand erfolgt über die Berliner Mosaik-Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Auch gedruckt wird nach wie vor in Berlin. Während die große Variante standardmäßig per Siebdruck ihr jeweiliges Design erhält, lässt sich die Berlin Boombox Easy auch im kostengünstigeren Offsetdruck veredeln. So schlägt Pfaender mit der Berlin Boombox Easy auch in der Werbeartikelbranche genau den richtigen Ton an.

// Jasmin Oberdorfer

www.berlinboombox.com

Bildquelle: Studio Axel Pfaender

 

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