Herr Harbom, was hat sich im Vorstand des EPPA verändert?

Kjell Harbom: Personell hat sich nichts verändert, wir sind im Rahmen einer turnusgemäßen Vorstandswahl rotiert: Mein Vorgänger Gabriel Moëse, gleichzeitig Präsident des spanisch-portugiesischen Verbands Fyvar, ist nun Vizepräsident. Neben uns sitzt noch die Promota-Geschäftsführerin Annette Scott im Vorstand. Ralf Samuel, Geschäftsführer des GWW (Gesamtverband der Werbeartikel-Wirtschaft), der zuletzt ebenfalls im EPPA-Board saß, ist ausgeschieden, weil der GWW aus dem EPPA ausgetreten ist. Neue Board-Mitglieder konnten wir nicht gewinnen – nach den vergangenen, z.T. chaotischen Jahren wollen viele offenbar erst einmal zuschauen und abwarten, was passiert.

Zieht die Geschäftsstelle nun von Spanien nach Schweden?

Kjell Harbom: Nein, Sitz des Verbandes bleibt Barcelona. Aus verschiedenen Gründen sollte der EPPA innerhalb der Euro-Zone registriert sein. Im Fyvar-Büro in Barcelona arbeiten uns zudem drei Mitarbeiter zu. Ein Budget für eigene Mitarbeiter gibt es derzeit nicht. Auch die Vorstandsmitglieder empfangen im Gegensatz zu ihren Vorgängern kein Salär, sondern arbeiten zu 100% ehrenamtlich – anders wäre die Verbandsarbeit gar nicht mehr möglich, denn unser Budget besteht ausschließlich aus den Jahresbeiträgen der verbliebenen Mitglieder.

Welche europäischen Verbände sind überhaupt noch im EPPA organisiert?

Kjell Harbom: Momentan haben wir sieben Mitgliedsverbände: Assoprom (Italien), BFR (Dänemark), Fyvar (Spanien und Portugal), NBR (Norwegen), Promota (Großbritannien), Promotürk (Türkei) und SBPR (Schweden). Wir sind in den vergangenen Jahren stark geschrumpft. Zuerst sind die französischen, belgischen und niederländischen Mitgliedsverbände ausgeschieden, nun hat auch Deutschland seine Mitgliedschaft aufgekündigt. Auch neue Mitglieder wie den zweiten britischen Verband BPMA konnten wir nicht gewinnen, obwohl wir bereits vor Jahren die Satzung dahingehend geändert haben, dass wir mehrere Verbände pro Land zulassen. Auch in dieser Hinsicht heißt es offenbar für viele Landesverbände: abwarten.

Wie könnte es dem EPPA gelingen, wieder neue Mitglieder in seine Reihen zu holen?

Kjell Harbom: Zunächst einmal müssen wir das Vertrauen der Branche zurückgewinnen. Viel wurde investiert, wenig erreicht. Das vor rund fünf Jahren angestoßene Zertifizierungsprogramm z.B. hat sehr viel Geld gekostet und wurde nie fertiggestellt. Auch hatte der EPPA Außenstände, bei denen nicht klar war, wer sie bezahlen würde. Diese Schulden haben die verbliebenen Mitglieder allerdings inzwischen gemeinsam beglichen. Jetzt haben wir Tabula Rasa, und es kann nur nach vorne gehen. Das ist wunderbar, und ich bin sehr optimistisch, was die Zukunft angeht, und glücklich über die Unterstützung, die ich bereits jetzt habe. In meiner bislang erst kurzen Amtszeit bin ich auf viele offene Ohren gestoßen.

Braucht es denn überhaupt einen pan-europäischen Verband?

Kjell Harbom: Auf jeden Fall. Wir sind eine bedeutende Branche, die europaweit Hunderttausende von Menschen beschäftigt und deren Umsätze im zweistelligen Milliardenbereich liegen. Gleichzeitig haben wir auf europäischer Ebene keine Stimme, niemand in Brüssel kennt uns. Das muss sich ändern! Um auf dem europäischen Parkett wahrgenommen zu werden, muss man jedoch geschlossen auftreten. Ein Verbandsüberbau ist nicht zuletzt ein Türöffner.

Welche Projekte planen Sie für die kommenden Jahre?

Kjell Harbom: Ich möchte angesichts des schmalen Budgets die Ambitionen nicht zu hoch ansetzen. Wir haben aus der Vergangenheit gelernt, dass man sich auf wenige wirklich wichtige Kernpunkte konzentrieren sollte. Als vorrangig erachte ich nach wie vor die Lobbyarbeit und Interessensvertretung für unsere Branche. Seit einigen Monaten z.B. sitze ich im Ausschuss, der den neuen ISO-Standard ISO/PC 308 Chain of Custody entwickelt. Das neue Regelwerk soll den Umgang mit der Produktkette definieren. Innerhalb des Ausschusses repräsentiere ich die schwedische und europäische Branche. Die schwedische Delegation hat einen Vorschlag präsentiert, der branchenübergreifend an den Bedürfnissen kleiner und mittelständischer Unternehmen orientiert ist, und den mehrere Landesdelegationen bereits befürwortet haben. Im September trifft sich der Ausschuss erneut, und es geht es mit der Planung weiter. Das ist ein kleiner, aber nicht unbedeutender Erfolg. Darüber hinaus habe ich über Kontakte zur schwedischen Regierung auch Kontakte auf europäischer Ebene, und ich werde voraussichtlich im Herbst einen Termin mit Brüsseler Parlamentsabgeordneten haben. Solche Erfolge müssen wir vorweisen, wenn wir den EPPA wieder aufbauen wollen. Wir gehen nicht hausieren und machen vollmundige Versprechungen – erst einmal müssen wir etwas tun, dann haben wir auch etwas anzubieten.

Seit etwa zwei Jahren planen einige Akteure aus der Branche die Gründung eines neuen Dachverbands. Wie stehen Sie zu dieser Initiative?

Kjell Harbom: In diesen zwei Jahren wurde viel geredet, passiert ist jedoch noch nicht viel. Ich hoffe, dass wir in einen neuen Dialog treten können. Es ist immer besser, mit einer Stimme zu sprechen, und ich bin für Diskussionen offen.

// Mit Kjell Harbom sprach Till Barth.

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