Design, Qualität, Service – das sind die drei Leitziele, nach denen die Ritzenhoff AG im sauerländischen Marsberg jedes Jahr rund 50 Mio. Gläser herstellt. Vom Entwurf über die Produktion und Veredelung bis hin zur Lager- und Lieferlogistik kommt hier alles aus einer Hand. Neben einem erfrischenden Werbeimage profitieren Kunden so auch von Flexibilität und Schnelligkeit.

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Auch wenn es vielen gar nicht bewusst ist: Mit Ritzenhoff-Gläsern in Berührung gekommen ist wohl schon jeder einmal. Denn ob es nun die großen Mineralbrunnen wie Apollinaris, Gerolsteiner oder San Pellegrino, Brauereien wie Bitburger, Jever, Krombacher oder Warsteiner oder auch Brennereien mit Spirituosen wie Malteser, Martini oder Grey Goose sind – sie alle haben ihre gebrandeten Gläser bei dem Familienunternehmen in Marsberg produzieren lassen und so ihren Anteil daran, dass die Ritzenhoff AG nach eigenen Angaben seit Jahren Marktführer im Bereich Exklusivgläser ist. Insgesamt verlassen jedes Jahr rund 50 Mio. Tulpen, Pokale, Seidel, Schwenker, Flöten, Tumbler, Shotgläser, Becher und Wasserkelche die Kleinstadt im Sauerland. Zweites Standbein der AG ist der weltweite Vertrieb von Produkten an den Facheinzelhandel.

Als dritter Vertriebszweig macht der Werbeartikelbereich dabei derzeit noch einen eher geringen Anteil am Gesamtvolumen aus – aber das soll sich laut Reinhard Spratte, Prokurist und Vertriebsleiter bei Ritzenhoff, bald ändern. Gerade erst hat man in Marsberg deshalb das B2B-Vertriebskonzept neu aufgestellt und nimmt fortan die Vermarktung selbst in die Hand. Unterstützung im Außendienst kommt von der Handelsagentur Thomas Vogler, die auch die australische Marke Maxwell & Williams betreut. „Wir wollen das Ohr künftig stärker am Markt haben“, erklärt Spratte die Gründe. Auf verschiedenen Branchenmessen und verstärkt auch auf Hausmessen auszustellen gehört dabei für den Vertriebsleiter zum neuen Konzept. Daran, dass Glas ein „enormer Werbeträger“ sei, lässt Spratte keinen Zweifel: „Gläser sind Massenartikel, die jeder braucht und die dadurch im Alltag sehr präsent sind. Wir machen aber nicht nur irgendein Glas, sondern einen eleganten Werbeartikel, der dem Empfänger gegenüber Wertschätzung zum Ausdruck bringt.“ So unterschiedlich dabei die Zielgruppen sein können – vom Bierkenner und Weinverkoster über den Prosecco-Trinker bis hin zu Kaffee- und Teeliebhabern sowie Feinkostfans – so verschieden sind auch die Werbeanlässe, bei denen sich die Ritzenhoff-Produkte als Hingucker herausstellen: „Biermessen, Jubiläen und Sommerfeste oder Onpack-Aktionen sind nur ein paar Beispiele, wo Kunden auf die Traditionsmarke Ritzenhoff setzen, um ihre Unternehmensbotschaften zu platzieren“, sagt Thomas Vogler. Die Sortimentsvielfalt steht dabei den vielfältigen Zielgruppen und Werbeanlässen in nichts nach. Dafür sorgen Designer vor Ort, die die Form der Gläser entwickeln, aber auch die weltweit rund 300 externen Designer, die für Ritzenhoff Dekore entwerfen. „Unsere Künstler erzählen Geschichten auf dem Glas. Das Glas ist die Leinwand, und die Designer füllen sie mit Leben“, unterstreicht PR-Managerin Kerstin Hülsmann.

Mit eben dieser Philosophie gelang Ritzenhoff 1992 der Durchbruch. Genau genommen mit einem Milchglas, bei dem u.a. das weiße Getränk Teil des Kuhfelldesigns wurde. Von da an rückten die unterschiedlichen Dekore in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und verhalfen zur Markenbildung und dazu, dass Ritzenhoff heute oft mit Modernität und Frische assoziiert wird – ein Image, das man bewahren will. „Wir arbeiten viel mit der Getränkeindustrie zusammen. Dadurch erfahren wir schon früh von Trends, die wir in unserem Sortiment schnell aufgreifen können“, sagt Spratte. Derzeit ist die Facettierung der Glasform ein solcher Trend. Aber auch aktuelle Getränkevorlieben finden sich in der Produktpalette wieder, wie z.B. beim Hugo-Glas, das passend zu dem hippen Aperitif die Farben von Holunder (Weiß, Grün und Lila) im Dekor trägt. „Generell kommen Gläser ja nicht aus der Mode, aber mit den Trend Drinks können sich Unternehmen besonders von ihrer erfrischenden Seite zeigen. Eine Individualisierungsmöglichkeit besteht dabei z.B. auf dem Fuß bzw. Boden“, erklärt Vogler.

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Auch wenn die Produktion bereits seit 1965 weitestgehend vollautomatisch läuft, fertigen Mundbläser noch immer Übergrößen und Muster an.

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Von Hand werden Abziehbilder auf das Glas gebracht. Der Großteil der Gefäße wird allerdings im Siebdruckverfahren veredelt.

Individualisierungsmöglichkeiten

Bei der Entscheidung, wie der persönliche Werbebotschafter aussehen soll, sind der Phantasie der Kunden kaum Grenzen gesetzt. Und das gilt nicht nur für die Frage, ob es eher ein Smoothieglas, etwas für den Aperitif oder ein Feinkostgefäß sein soll. Je nach Glas kann der Name des werbenden Unternehmens bzw. der Slogan per Lasergravur oder mithilfe eines vorproduzierten Bildes von Hand aufgebracht oder z.B. auch per Relief eingepresst werden. Auch die Veredelung per Direktdruck mit bis zu acht Farben ist möglich – je nach Wunsch mit keramischer oder organischer Farbe. Wer „ganz dick auftragen“ will, wählt Goldrand, Edelmetalldekoration oder ein eigens entworfenes, in den Stiel gepresstes Symbol. „Geht nicht, gibt’s nicht“ lautet schließlich das Motto der Hightech-Glashütte, wo seit 2013 sogar in vier Produktionslinien gearbeitet wird. Nachdem 1965 die vollautomatische Produktion die Mundglasbläserei weitestgehend abgelöst hatte, kümmern sich heute noch drei Mundbläser um Sonderwünsche, Kleinstserien und um die Anfertigung von Mustern.

Alle anderen Aufträge werden von Maschinen erledigt, die für die speziellen Anforderungen selbst entwickelt wurden und die im Notfall auch mal innerhalb von zwei Stunden umgerüstet werden können. Flexibilität ist eines der herausragenden Merkmale des Unternehmens: „Bei uns wird nicht outgesourct. Bis auf die Verpackung kommt alles aus einer Hand: vom Entwurf über die Produktion und Veredelung bis hin zur Lager- und Lieferlogistik. Damit haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht, weil wir auf diese Art besser steuern und kontrollieren können. Die Wege sind bei uns kurz, und unsere Kunden profitieren von der daraus entstehenden Schnelligkeit“, betont Spratte. Apropos Schnelligkeit: Je nachdem, was gewünscht ist, dauert es zwischen einer und vier Wochen, bis der Auftrag fertig ausgeliefert ist. Entsprechend heiß her geht es in der Produktion. Und zwar buchstäblich: Auf ca. 1.500 ºC kocht der Glasbrei – ein Gemisch aus Quarzsand, kalzinierter Soda, Kalk, Pottasche und Kalisalpeter –, bevor er in Tropfen portioniert und per Druckluft zu Kelchen geblasen wird. Diese werden dann mit Stielen und Bodenplatten verpresst. Innerhalb von Minuten entsteht so aus dem glühenden Tropfen ein hochwertiges Kristallglas, das allerdings je nach Sorte in den folgenden 70 bis 90 Minuten nur langsam abkühlen darf, damit es durch die Spannung nicht zerplatzt. Abschließend wird der Mundrand mit dem Laser bearbeitet.

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Wollen die Ritzenhoff-Gläser als Markenbotschafter im Werbeartikelbereich voranbringen: Thomas Vogler (l), neuer Markenbotschafter im B2B-Vertrieb, und Reinhard Spratte, Vertriebsleiter der Ritzenhoff AG.

Qualitätssicherung

Vollautomatische Produktion bedeutet in Marsberg allerdings nicht, dass in den Werkshallen weit und breit kein Mensch zu sehen wäre. Im Gegenteil: Mit Schutzbrillen und festem Schuhwerk ausgestattet, überwachen Mitarbeiter die einzelnen Herstellungsprozesse. Im wahrsten Sinne tief ins Glas zu schauen gehört dabei strikt zum Tätigkeitsprofil – schließlich wird Qualitätssicherung großgeschrieben. Die ersten Rohlinge werden noch an der Maschine selektiert. Nur die Kelche, die dem prüfenden Blick standhalten, bekommen im zweiten Arbeitsgang Stiel und Fuß. Selbst das, was im Inneren der erdgasbetriebenen Schmelzwannen passiert, bleibt den Mitarbeitern nicht verborgen, denn eine Kamera überträgt Bilder vom Schmelzprozess auf den Computerbildschirm. „Für eine Jahresproduktion benötigen wir 28.000 t Rohstoffe. Wir arbeiten an 365 Tagen im Jahr, weil das Flüssigglas in den Wannen nicht abkühlen darf. Sonst würde es zu einem großen Klumpen“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Axel Ballez während eines Rundgangs. Er kennt die Geheimnisse, damit die Gläser, die das Werk verlassen, auch die gewohnte Ritzenhoff-Qualität besitzen: „Barium ist notwendig für den Glanz und Antimon z.B., damit es keine Bläschen gibt“, verrät Ballez und fügt hinzu: „Die Mischung macht`s.“

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Raum für Ideen und ihre Umsetzung: Der Stammsitz des Familienunternehmens
im sauerländischen Marsberg.

Dass man bei Ritzenhoff die richtigen Zutaten für Erfolg kennt, zeigt auch die Popularität der Produkte im Ausland: In 60 Ländern weltweit sind die Gläser gefragte Artikel; die Exportrate liegt bei 65%. Ohne kontinuierliche Investition ginge das nicht: 70 Mio. Euro hat das Familienunternehmen mit seinen rund 430 Mitarbeitern allein in den letzten zehn Jahren in die Hand genommen, um auf dem neuesten Stand der Technik zu sein. Mit dem neuen, 10.000 qm großen Lager stehen mittlerweile rund 31.000 Palettenstellplätze zur Verfügung. Im Fertigwarenlager existieren weitere 6.000 und im Rohglaslager 7.000 Plätze – wichtige Voraussetzungen, um die Lagerung, Kommissionierung und den Versand vom Produktionsstandort aus realisieren zu können. Neben einer beschleunigten Abwicklung ist dies auch umweltfreundlich, da Fahrten zu externen Lagern oder Dienstleistern entfallen. „Für die Kunden wird Nachhaltigkeit immer wichtiger. Eine zunehmende Anzahl an Unternehmen hinterfragt heute, woher die Produkte, die sie einsetzen, kommen. Made in Germany hat sich deshalb zu einer Art Gütesiegel entwickelt“, stellt Spratte zufrieden fest. Ein anderes Thema, das die Werbeartikelbranche derzeit stark bewegt, sorgt bei dem Traditionsunternehmen in Marsberg hingegen für Stirnrunzeln: „Die Stichworte Compliance und Absetzbarkeit tangieren uns als Markenhersteller massiv“, sagt Vogler. Hier könne man die Arbeit des GWW (Gesamtverband der Werbeartikel-Wirtschaft e.V.) nur unterstützen. Bei allen Herausforderungen und Hürden, die es zu meistern gilt – angesichts des modernen Stands der Technik, jahrzehntelangen Know-hows, hochwertiger Produkte, die den Zeitgeist treffen, und Auftragsabwicklungen aus einer Hand sieht man der Zukunft in Marsberg gelassen entgegen. Glasklare Argumente hat man dafür schließlich.

// Rebecca Klug

www.ritzenhoff.com 

Fotos: Rebecca Klug (1), © WA Media; Ritzenhoff (11)

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