Seit 65 Jahren steht der Name Wisa für Werbe-Ballons aus den Niederlanden, ebenso bekannt ist das Familienunternehmen heute für seine hochwertigen Papierartikel. Beständigkeit, Unternehmergeist und Kundentreue haben Wisa zu einem der führenden Anbieter seiner Art im Werbeartikelmarkt gemacht.

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Anouk Sannemann, geschäftsführende Gesellschafterin von Wisa.

Dass Wisa ein Familienbetrieb ist, wird jedem deutlich, der das Unternehmen im niederländischen Enschede, direkt an der deutschen Grenze gelegen, besucht: rechts ein Gebäude für Verwaltung, Büros und Luftballon-Druckerei, links die Papierfertigung, dazwischen das Wohnhaus von Willy Sannemann jun., dem Vater der jetzigen Geschäftsführerin Anouk Sannemann. „Wir sind bis heute zu 100% in Familienbesitz, unabhängig von externen Investoren“, erklärt Anouk Sannemann stolz. „Mein Vater und ich sind zwischen Ballons aufgewachsen, und meine Kinder wachsen ebenfalls zwischen Ballons auf.“ Was heute ein Betrieb mit 23 festen Mitarbeitern und rund 30 Heimarbeitern ist, startete als One-Man-Show: Anouk Sannemanns Großvater Willy Sannemann sen., dessen Initialen unschwer im Firmennamen erkennbar sind, begann 1953 im Vorderzimmer seines Elternhauses in Enschede mit dem Bedrucken von Ballons: Diese wurden mittels Staubsauger aufgeblasen, mit einer Wäscheklammer verschlossen und anschließend über ein Klischee bewegt. An die Stelle der Wäscheklammern trat später eine Fahrradfelge, an die des Klischees eine Gummiwalze, und mithilfe von Nachbarn konnte die Produktion zunächst auf 500 Stück pro Tag erhöht werden, bevor mehr Maschinen und Mitarbeiter weiteres Wachstum mit sich brachten. 1976 übernahm Willy Sannemann jun. das Unternehmen und überführte es in seine heutige Rechtsform Wisa Enschede BV. 1987 war der alte Standort im Wohngebiet endgültig zu klein geworden – das Haus platzte aus allen Nähten, die Gärten der Nachbarn waren „besetzt“, ständig blockierten LKWs die Zufahrt –, und man siedelte ins Euregio-Industriegelände in Enschede über. Einige Jahre später erweiterte Wisa dann sein Sortiment um Papierartikel.

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Die Ballondruckerei 1966. Links Willy Sannemann sen.

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Der Wisa-Firmensitz in Enschede.

Anouk Sannemann trat mit 18 Jahren ins Unternehmen ein – das war vor 25 Jahren: „Nicht nur die Firma feiert 2018 einen runden Geburtstag, auch ich begehe ein Jubiläum.“ Im Jahr 2000 stieß die Enkelin des Gründers zur Geschäftsführung, seit 2015 ist sie geschäftsführende Gesellschafterin. Ihr Vater ist aus dem operativen Geschäft ausgestiegen und dient dem Unternehmen heute als Berater und Entwickler. „Dort, wo es gewünscht ist, bringe ich meine jahrzehntelange Erfahrung in die Entscheidungsfindung ein. Mein Steckenpferd bleibt zudem das Tüfteln, die Entwicklung neuer Maschinen“, so Willy Sannemann. Absatzmarkt des Unternehmens ist seit jeher der Werbeartikelmarkt – genauer gesagt, der Werbeartikelhandel. „In den Niederlanden liefern wir auch an Anwender – das ist durch die Unternehmensgeschichte bedingt, wir sind hierzulande einfach auf diese Weise gewachsen. Außerhalb der Niederlande jedoch liefern wir ausschließlich und ohne Ausnahme an Werbeartikelwiederverkäufer“, so Anouk Sannemann.

Latex und Papier

eppi121 wisa profile faehnchen - 65 Jahre Wisa: Unternehmensziel - Zufriedenheit60% seines Umsatzes erwirtschaftet Wisa heute mit Luftballons. Rund 50 Mio. Ballons verlassen die Druckerei in Enschede jedes Jahr. Bis zu sechs Mio. Stück hält Wisa permanent auf Lager, sortiert in 44 Standardfarben und drei Größen; hinzu kommen verschiedene Sonderformen und Riesenballons mit bis zu 6,5 m Umfang. Verwendet werden ausschließlich Rohlinge aus Naturlatex von europäischen Produzenten. „Wir haben zwischenzeitlich die Ballons aus einer Partnerfabrik in Malaysia bezogen, inzwischen setzen wir jedoch ausschließlich auf europäische Qualität“, so Anouk Sannemann. Die Zeiten des improvisierten Flexodrucks sind natürlich längst vorbei – Drucktechnik der Wahl für Luftballons ist seit den 1990er Jahren der Siebdruck. 14 Druckkarussels stehen in Enschede zur Verfügung und garantieren eine Mindestmenge von 1 Mio. Stück pro Woche. Für einfarbige Motive kommen Maschinen zum Einsatz, die die Ballons für den Druck kurz aufblasen. „Dabei ist es unvermeidlich, dass der ein oder andere Luftballon ‚knallt‘“, erklärt Anouk Sannemann. „Ein Nachteil dieser Technologie ist zudem, dass mehrfarbige Motive einen gewissen Versatz mit sich bringen.“ Deshalb setzt das Unternehmen inzwischen für mehrfarbige Motive moderne High Quality Precision Print-Maschinen ein, die den Ballon vor dem Druck auf eine runde Platte ziehen. Das Druckergebnis ist passergenau, gestochen scharf und langlebig.

Rund 40% des Umsatzes entfallen auf Papierartikel – von Fähnchen, Wimpelketten und Sonnenblenden über Tröten und Winkehände bis hin zu Tellern, Bechern und Portionsfähnchen. Gedruckt wird in der nahegelegenen Offset-Druckerei oder – wenn es besonders schnell gehen muss – per Digitaldruck. Seit 2006 produziert und verpackt Wisa seine Papierartikel in einer eigenen Produktionsabteilung am Firmensitz. Zwar wird ein geringer Teil der Papierprodukte auch heute noch in Heimarbeit fertiggestellt, der größte Teil jedoch entsteht inzwischen vollautomatisch. Modernste Maschinen ermöglichen die Fertigung hoher Stückzahlen in kürzester Zeit. So werden Tröten und Papierfähnchen ebenso vollautomatisch produziert wie Portionsfähnchen – ein wichtiges, viel gefragtes Produkt für POS und Gastronomie und nicht nur in der „Käse-Hochburg“ Niederlande ein Bestseller: „Der Burger-Trend hat uns eine enorme Nachfrage nach Burgerpickern beschert, deren Intensität uns selbst ein wenig überrascht hat“, freut sich Anouk Sannemann. Die jüngste Produktgruppe, die in Enschede vollautomatisch produziert wird, sind Kaffeebecher: „Wir wurden immer wieder gefragt, ob wir nicht auch To-go-Becher liefern können, also haben wir schließlich in eine Produktionseinheit investiert, die wir 2017 in Betrieb genommen haben“, so Anouk Sannemann. „Die Pappe mit der nötigen PE-Beschichtung wird in Finnland gekauft und in Enschede bedruckt und zusammengesetzt – anders als bei Papptellern, die zunächst bedruckt und dann laminiert und gestanzt werden.“

Hohe Standards

Es versteht sich von selbst, dass für alle Wisa-Produkte, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, strenge hygienische Auflagen gelten. Anouk Sannemann: „Hygiene ist für die Kunden ein hochsensibles Thema und für uns ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Konkurrenz aus Fernost. Um ein Beispiel zu nennen: Eine große niederländische Supermarktkette, die ihre Portionsfähnchen bis dato immer in China geordert hatte, fragte irgendwann bei uns an. Wir haben zunächst abgelehnt und gesagt, wir seien zu teuer, aber gleichzeitig auf die hygienischen Defizite der bei China-Ware üblichen Verpackungsprozedur hingewiesen. Das hat den Einkäufer so schockiert, dass er die Fernost-Fähnchen aus dem Sortiment nehmen ließ und fortan bei uns bestellt hat. Seitdem fertigen wir für diesen Kunden rund 8 Mio. Stück pro Jahr.“ Die hohen Standards, die Wisa in seiner Produktion erfüllt, sind durch unabhängige Prüfgesellschaften verbürgt – das Unternehmen ist sowohl gemäß ISO 9001 (Qualitätsmanagement) als auch nach ISO 14001 (Umweltmanagement) zertifiziert. „Unsere Produktionsstätten werden jedoch nicht nur jedes Jahr im Rahmen der ISOZertifizierungen kontrolliert, auch Intertek führt im Auftrag von McDonald’s jährliche Kontrollen durch, wobei wir immer wieder die Bestnote erreichen,“ fügt Anouk Sannemann hinzu.

Das größte Pfund, mit dem Wisa gegenüber fernöstlichen Billiganbietern wuchern kann, ist jedoch Geschwindigkeit. Rund 3.000 qm Lagerfläche garantieren eine solide Lieferfähigkeit auch bei großen Aufträgen. „Die meisten der Produkte, die wir verkaufen, sind projektbezogen und werden für einen ganz bestimmten Anlass benötigt – z.B. für die kommende Fußball-WM“, so Anouk Sannemann. „Auch, wenn die Niederlande nicht dabei sind, verkaufen wir trotzdem Fahnen und Wimpelketten mit den Flaggen der Teilnehmerländer in rauen Mengen.“ Die Produktion im eigenen Haus ermöglicht ein enormes Tempo und die nötige Flexibilität für das Termingeschäft im B2B-Segment. „Pünktlichkeit ist alles. Heute Morgen erst rief ein Kunde an, der bis mittags seine Ware brauchte – das haben wir möglich gemacht“, so Anouk Sannemann.

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14 Druckkarussels garantieren eine Mindestmenge von 1 Mio. Ballons pro Woche. Für akkurate mehrfarbige Motive werden die Ballons vor dem Druck auf eine runde Platte gezogen.

Wenn es brennt, setzt das Familienunternehmen alle Hebel in Bewegung: „Als ein norwegischer Kunde mal eine Lieferung Ballons ohne Ballonstäbe erhalten hatte, habe ich mich ins Auto gesetzt und ihm die fehlenden Stäbe persönlich vorbeigebracht“, erinnert sich Willy Sannemann. Ein Servicedenken, von dem nicht nur Großabnehmer profitieren, geht doch im B2B-Markt der Trend in zunehmendem Maße hin zu kleinvolumigen Aufträgen. Anouk Sannemann: „Vor ein oder zwei Jahrzehnten hätte niemand geglaubt, dass kleine Stückzahlen einmal so eine Rolle spielen würden. Heute prägen sie das Tagesgeschäft. Der Aufwand bleibt der gleiche, aber wir bieten auch stets den gleichen Service.“ Dazu gehört nicht zuletzt die jüngst komplett relaunchte und neu strukturierte Website, die in einem Login-geschützten Händlerbereich eine transparente Übersicht über Produkte, Preise und Staffelungen bietet. Die starke Orientierung an den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden sorgt für eine hohe Kundenbindung. „Man kennt uns“, fasst Anouk Sannemann zusammen. „Dank unseres umfangreichen und loyalen Kundenstamms müssen wir kein großflächiges Marketing mehr betreiben. Wir nehmen auch an keinen Messen mehr teil, weil es zu viel Zeit und Geld kostet – Ressourcen, die wir lieber an anderer Stelle investieren. Unser Unternehmensziel lautet nicht: Wachstum um jeden Preis, sondern vielmehr: Zufriedenheit. Und zufrieden sind wir eigentlich seit 65 Jahren.“ Ein gutes Fazit zum Jubiläum, das am 1. März offiziell begangen wurde – und eine gute Grundlage für viele weitere Jahre Wisa.

// Till Barth

www.wisa.nl

Fotos: Till Barth (3), © WA Media; Wisa (3)

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