An kahlen Großstadtecken, auf brachliegenden Grundstücken oder in tristen Begrenzungskübeln erobern sich die Samenbomben und -pillen von Seedbomb City ein Stück Natur zurück. Und zahlreiche Ideen, wie sich die grünen Pflanzhilfen als Werbeartikel einsetzen lassen, sprießen bei dem Berliner Start-up gleich mit.

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Es gibt Werbeträger, die noch lange nach dem Wegwerfen wirken. Benjamin Graf von Seedbomb City hat genau die in seinem Sortiment. Der 32-jährige Firmengründer vertreibt seit Ende 2015 Samenbomben und -pillen, mit denen jeder im Handumdrehen etwas gegen trostlose Freiflächen im städtischen Raum, einseitigen Anbau von Monokulturen auf dem Land oder die Leere im heimischen Blumentopf tun kann.

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Benjamin Graf von Seedbomb City liefert Botschaften, die in blühender Erinnerung bleiben.

Bereits während seines Geografiestudiums beschäftigte sich Graf mit ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten der Stadtplanung und stellte sich die Frage, wie urbane Welten gestaltet sein müssten, damit er sich selbst darin wohlfühlt. „Ich bin in Niedersachsen auf dem Land groß geworden. Mein Opa war leidenschaftlicher Gärtner und hat mir viel über Pflanzen und deren Aufzucht beigebracht“, so der junge Unternehmer. „Seit ich in Berlin lebe, weiß ich, wie schwierig es ist, in einer Großstadt dem täglichen Grau in Grau zu entfliehen und ein wenig Natur zu genießen. Zwar konnte ich einen Platz in einem der innerstädtischen Gemeinschaftsgärten ergattern, aber dieses Glück hat nicht jeder. Wieso also nicht einfach allgemeine, freie Flächen vor der eigenen Haustür nutzen?“ 

Diese Idee hat bereits einen Namen: Guerilla Gardening. Die weltweite Bewegung bezeichnet das Kultivieren von Land, das nicht Eigentum des Gärtners ist. Während manche Guerilla Gardening-Aktivisten mit ihren Pflanzaktionen auf öffentlichem Grund politischen Protest ausüben wollen, haben andere einfach Freude am Gärtnern und etablieren jenseits von Einfamilienhäusern mit Grünanlage, Schrebergärten und bepflanzten Balkonen eine neue Gartenkultur in der Stadt. Besonders einfach gelingt das mit den Saatgutprodukten von Seedbomb City.

Werfen, wässern, warten

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Der 4 x 4 x 4 cm große Pappwürfel ist vollflächig individualisierbar.

Ob Verkehrsinsel oder Parkplatzbegrenzungsfläche, Feldweg oder verlassenes Grundstück – die Samenkugeln und -pillen können überall ausgebracht werden und lassen sich mit einem gezielten Wurf sogar an schwer zugänglichen Stellen platzieren. Die Seedbombs bestehen aus Saatgut, besonders nährstoffreicher, wasserspeichernder Erde sowie Tonpartikeln, die der Kugel die nötige Festigkeit verleihen und die Samen vor Fressräubern wie Vögeln und Ameisen schützen. Bei den Seedpills hält eine vegane und vollständig abbaubare Cellulosekapsel Erde und Saatgut zusammen, bis sie sich beim ersten Regenschauer auflöst und der Inhalt zu Keimen beginnt. Damit die Pillen und Bomben unter Garantie „hochgehen“, lohnt es sich, je nach Witterungsbedingungen, überall dort, wo Zugriff möglich ist, mit etwas Wasser und leichtem Sauberhalten des Bodens ideale Wachstumsbedingungen zu schaffen. Sind Barbarakraut, Nickende Distel und Wiesen-Flockenblume oder Borretsch, Dill und Pimpinelle schließlich hoch gewachsen, ist das nicht nur hübsch anzuschauen. Die blühende und duftende Pracht trägt auch zur Erhaltung der Pflanzenvielfalt bei, wird von Schmetterlingen und Bienen als Nahrungsquelle genutzt oder verleiht Salaten, Eintöpfen und Co. geschmacklich das gewisse Etwas.

Zusätzlich zu den Standardmischungen – darunter Berliner Weiße, Kleiner Kräutergarten und Mohnlandschaft – setzt Graf auf regionales Saatgut. Vom nordostdeutschen Tiefland bis hin zur schwäbischen Alb sind 22 Saatgutmischungen aus verschiedenen Teilen Deutschlands lieferbar. Graf: „Die Zusammensetzung der Samen in den Seedbombs und Seedpills entspricht dem Pflanzenvorkommen des jeweiligen Landstriches. Die heimischen Sorten sind bestens an die regionalen Bedingungen wie Bodenbeschaffenheit und Klima angepasst und somit perfekte Giveaways im Bereich Tourismus- und Städtemarketing.“ So wurden am Bodensee mit regionalem Saatgut bestückte Erdkugeln von Seedbomb City bei Tourismusevents verteilt. Ein Brandenburger Bio-Hotel bedankt sich mit den Blumen in kompakter Form dafür, dass die Gäste während ihres Aufenthalts keine Handtücher verschwenden. Und Saatgutbällchen mit Baumwollsamen erinnerten Besucher der Grünen Woche an die Arbeit einer der ausstellenden NGOs.

Ein Biotop an Veredelungsmöglichkeiten

Der Wunsch nachhaltiger Unternehmen und Organisationen nach ökologisch vertretbaren Giveaways, die sich individuell veredeln lassen, fällt bei Seedbomb City auf fruchtbaren Boden. „Wir können z.B. Samenmischungen von Pflanzen anfertigen, deren Blütenpracht sich mit den Firmenfarben des werbenden Unternehmens deckt“, erläutert Graf. „Die Etiketten unserer leicht transparenten Pergamintütchen sowie unsere Pappwürfel lassen sich vollflächig individuell bedrucken. Zudem können kleine Kärtchen oder Flyer angeheftet oder beigelegt werden. Unsere mit zehn Samenkugeln befüllbare Runddose aus Karton wird mit CI-gerechten Labels zu einem hochwertigen Kunden- oder Mitarbeiterpräsent.“ Da das Start-up versucht, seinen eigenen ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten, werden sowohl Veredelung als auch Konfektion und Versand mit lokalen Partnern in Berlin abgewickelt. Darüber hinaus spendet Seedbomb City einen Teil seines Umsatzes an die gemeinnützige Organisation „I Plant A Tree“, die sich mit Aufforstungsprojekten für den Schutz und die Vermehrung naturnaher Wälder einsetzt.

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Die Seedpills werden in Handarbeit mit hochwertiger Erde und samenfestem Saatgut gefüllt und leicht transparenten Pergamintütchen verpackt.

Damit die Samenbomben und -pillen im Werbeartikelmarkt bald noch mehr Beifall ernten, stellt Graf seine Produkte im kommenden Jahr auf der PSI-Messe in Düsseldorf vor. Gleichzeitig tüftelt er an neuen Artikeln und Individualisierungsmöglichkeiten, darunter natürliche Farbpigmente zur Einfärbung der Erde, Samenpapiere und Saatgutkonfetti – es bleibt bei dem Berliner Start-up also auch weiterhin ganz schön bunt und vielfältig.

// Jasmin Oberdorfer 

www.seedbomb.city

Bildquelle: Seedbomb City

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