Müllstrudel im Pazifik, neue Verbote seitens der EU, Riesenprobleme beim Recycling: Kunststoff ist in der Kritik. Längst hat die Diskussion um den onmipräsenten Werkstoff die Werbeartikelbranche erreicht, inklusive der Suche nach alternativen, weniger schädlichen Rohstoffen. Was dabei häufig vergessen wird: Das Problem liegt nicht im Werkstoff selbst, sondern in der Entsorgung.

Playmo Fischer - Kunststoff in der Debatte: Politik und Polymere

Wenn es ein Material gibt, das den menschlichen Fortschritt seit der Mitte des 20. Jahrhunderts versinnbildlicht hat, dann ist es Kunststoff. Zwar gab es schon Jahrzehnte zuvor erste Synthetikmaterialien – darunter Bakelit, Zelluloid, Schellack oder Kautschuk. Doch erst Anfang der 1950er Jahre erlebten synthetische Polymere ihren Durchbruch – und revolutionierten damit Wissenschaft, Industrie, Ingenieurwesen und Produktdesign. Ungezählte Erzeugnisse waren plötzlich schnell und v.a. preiswert herstellbar und wurden damit für eine ungleich breitere Bevölkerungsgruppe als zuvor erschwinglich. Im Bereich der Gebrauchsgüter ermöglichte Kunststoff einen höheren Lebensstandard, in der Wissenschaft trieb er den Fortschritt voran, in der Medizin half er, Leben zu retten. Rund 8,3 Mrd. t Kunststoff hat die Weltwirtschaft seit den 1950er Jahren spritzgegossen, tiefgezogen, geschleudert, extrudiert oder anderweitig in Form gebracht, haben Wissenschaftler der University of California errechnet. Und beschäftigt man sich genauer damit, was Laien so lapidar als „Plastik“ pauschalisieren, haben die Hightech-Lösungen der modernen Kunststoffindustrie durchaus etwas Faszinierendes. Doch wächst der weltweite Plastikausstoß nicht gleichmäßig, sondern explosiv. Lag die weltweite Jahresproduktion laut Plastics Europe, dem europäischen Verband der Kunststoffproduzenten, Anfang der 1950er bei 1,5 Mio., belief sie sich im Jahr 2017 auf 348 Mio. t. Wie die soeben erwähnte kalifornische Studie errechnet hat, wurden 44% aller jemals hergestellten Kunststoffartikel zudem nach 2000 produziert.

Das Image des einstigen „Wundermaterials“ hat sich um 180 Grad gedreht – aus dem Baustoff von Fortschritt und Wohlstand ist in der öffentlichen Wahrnehmung vielerorts ein Symbol für die Zerstörung der Umwelt geworden. Allein in Europa entstehen laut Plastics Europe jährlich Kunststoffabfälle in Höhe von rund 27,1 Mio. t. Beim Wort „Plastik“ denken viele heute nicht mehr an tolles und gleichzeitig erschwingliches Design, an selbstreinigende Oberflächen oder Verpackungslösungen, die Lebensmittel über Wochen frisch oder medizinisches Zubehör keimfrei halten, sondern an Delfine, die in herrenlosen Schleppnetzen krepieren, an Meeresschildkröten, die durch Wälder von Plastiktüten schwimmen, oder an Wasservögel und andere marine Arten, die sich an Kunststoffteilen zu Tode gefressen haben. Plastik hat ein Image-, und die Welt hat ein Plastikproblem.

Sinn und Unsinn

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In Sachen Energiebilanz und Ressourceneffizienz schneidet Kunststoff vielfach besser ab als andere Materialien.

Man schätzt, dass inzwischen mehr als 5,25 Billionen Kunststoffteile in den Ozeanen schwimmen. Rund 50 Jahre braucht eine Styroporbox, bis sie sich im Wasser zersetzt hat, rund 450 Jahre eine Plastikflasche – und es ist längst nicht erwiesen, dass die Rückstände überhaupt jemals verschwinden. Ganz zu schweigen von der kaum schätzbaren Menge an Mikroplastik, dass z.B. durch Reifenabrieb oder aus Kosmetikerzeugnissen in die Umwelt und damit irgendwann ins Wasser gelangt. Was bei all den erschütternden Zahlen und Bildern häufig vergessen wird: All das Plastik im Boden, in den Flüssen und Meeren hatte irgendwann einmal eine Funktion: Plastiktüten verbinden eine günstige Herstellung mit hoher Tragkraft bei gleichzeitig extrem dünnen Wänden, PET-Flaschen sind leicht und hygienisch, Tetrapack ist irgendwie clever, und ohne die so häufig von Verbrauchern kritisierte Folie um die Salatgurke würden 30% des Gemüses schon beim Transport verderben, wodurch die Ökobilanz um einiges negativer wäre.

Ganz zu schweigen von der Energiebilanz, mit der Kunststoff wuchern kann: „Gegen einen Mehrwegbecher aus unserem Material verliert ein Bambus-Melaminbecher in Sachen Energieeffizienz haushoch, außerdem sind Verbundstoffe wie Melamin nicht recyclingfähig“, so Stephan Koziol, Geschäftsführer von koziol, „im Gegensatz zu unseren Bechern, die am Ende ihrer Laufbahn recycelt werden können“. „In puncto Ressourceneffizienz und CO2-Fußabdruck schneiden Kunststoffprodukte vielfach besser ab als andere Materialien“, heißt es in einer Stellungnahme von Plastics Europe. „Dies betrifft auch und gerade die aktuell viel kritisierten Kunststoffverpackungen, die u.a. Lebensmittel vor Verderb schützen. Laut GVM-Studie aus dem Jahr 2015 sind Kunststoffverpackungen seit 1991 im Schnitt um gut 25% leichter geworden, ohne an Funktion einzubüßen. Dadurch wurde allein im Jahr 2013 fast eine Mio. t Kunststoff weniger für Verpackungen verbraucht.“ Solche Einsparungen und Optimierungen reichen jedoch längst nicht aus, um das Müllproblem in den Griff zu bekommen. Deshalb fordern Politiker, Umweltorganisationen und Wissenschaftler seit vielen Jahren strengere Regularien, die in jüngerer Zeit tatsächlich verstärkt verabschiedet wurden. So will Indien, eines der Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kunststoff weltweit, bis 2022 sämtliche Einweg-Produkte aus Kunststoff, darunter auch Flaschen, verbieten. Nicht ganz so weit geht das Kunststoffverbot der Europäischen Kommission, das im Oktober 2018 verabschiedet wurde: Ab 2021 werden Teller und Besteck, Wattestäbchen, Strohhalme, Getränkerührstäbchen und weitere Wegwerfprodukte aus Kunststoffin der EU verboten. Zudem sollen ab 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recyclingfähig sein.

Während einige Umweltverbände das Verbot als wenig konsequenten „Wohlfühl-Kompromiss“ kritisieren, lehnen viele Kunststoffproduzenten und -Vereinigungen solche Eingriff des Gesetzgebers entschieden ab. „Was unserer Ansicht nach nicht zielführend ist, sind Verbote von Kunststoffprodukten, da sie kein wirkliches Verständnis für nachhaltigen Konsum und umweltbewusstes Verhalten schaffen“, so Dr. Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer PlasticsEurope Deutschland. „Schlimmstenfalls führen sie sogar zu einem Ausweichen auf andere, ökologisch womöglich nachteiligere Materialien.“ Ziel, so Baunemann, müsse es vielmehr sein, europaweit nachhaltige Sammel- und Verwertungslösungen für Kunststoffabfälle zu etablieren und beim Verbraucher ein Bewusstsein für den schonenden Umgang mit Ressourcen aller Art zu schaffen. Denn nicht der Werkstoff sei das Problem, sondern die „unsachgemäße Behandlung von Kunststoffmüll sowie ein mangelhaftes Abfallmanagement in vielen Teilen der Welt“.

Das Recycling-Problem

Es stimmt: Recycelt wird viel zu wenig, selbst dort, wo etablierte Rücknahmeund Verarbeitungssysteme existieren – so auch in Deutschland: Von 5,2 Mio. t, die dort 2017 als Endverbraucherabfälle anfielen, wurden laut Conversio nur 0,81 Mio. t als Rezyklat einer erneuten Verarbeitung in der Kunststoffproduktion zugeführt. Zwar schreibt das seit Anfang 2019 gültige neue deutsche Verpackungsgesetz vor, dass 58,5% der Kunststoffverpackungen ab diesem Jahr recycelt werden sollen. Der Kunststoff gelangt jedoch aus Sortieranlagen nicht etwa komplett in den lokalen Kreislauf, sondern wird exportiert – und zwar zum großen Teil in diejenigen Regionen, denen man mangelhaftes Engagement in Sachen Plastikmüll vorwirft. Nach Informationen des Magazins Der Spiegel exportierte allein Deutschland im ersten Quartal 2018 84.000 t Kunststoffabfälle nach Malaysia. Der häufig geäußerte Vorwurf, dass v.a. Asien Schuld am Müll in den Weltmeeren sei, ist also zu einfach – was aus Jangtse, Mekong oder Ganges an Plastikteilen in den Pazifik gelangt, stammt nicht selten aus Europa.

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Für seine Eco Line verwendet Ritter-Pen Celluloseacetat, der Crest Recycled wird aus Post-Consumer-Recyclingkunstoff hergestellt.

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Die Organic-Kollektion von koziol besteht aus thermoplastischem Kunststoff mit Zellulosefasern und ist zu 100% recycelbar

Maßnahme Nr. 1: Reduzieren

Nun liegt es meist nicht in der Macht der Verbraucher, die Schwachstellen der Verwertungssysteme maßgeblich zu verändern. Handeln kann jedoch sehr wohl jeder Einzelne – und auch jedes einzelne Unternehmen. Was den Umgang mit Verpackungen angeht, besteht auch in der Werbeartikelindustrie enormer Handlungsbedarf. „Bei der Masse an verschiedenen Produkten, die in unserer Branche im Umlauf sind, gibt es sehr viele Möglichkeiten, unnötige oder redundante Umverpackungen, Polybeutel usw. zu eliminieren“, meint Charlene Webb, Prominate UK. „Hier arbeiten wir eng mit unseren Lieferantenpartnern zusammen und sprechen auch bei jeder Gelegenheit Empfehlungen an Kunden aus, wenn diese z.B. einen ‚Extra-Wrap‘ wünschen.“ Evan Lewis, CEO von eco-promo, Spezialist für nachhaltige Werbeartikel, verweist in diesem Zusammenhang auch auf das Pfandsystem auf Mehrweg- und Einwegflaschen aus Plastik, wie es in manchen EU-Ländern existiert: „Es gibt den Verpackungen, die zuvor achtlos weggeworfen wurden, einen Wert, der ihre Bedeutung als Rohstoff unterstreicht.“

Was heißt „Bio“?

Umso besser wäre es, wenn sich die ökologischen Nachteile von Kunststoff – wie die Synthese aus Rohöl – weiter minimieren ließen. Durch den für die Kunststoffherstellung notwendigen Ölabbau gelangen jährlich Millionen von Tonnen CO2 in die Atmosphäre. Die sogenannten „Biokunststoffe“ gelten hingegen als nahezu klimaneutral. Dieser streng genommen unscharfe Sammelbegriff bezeichnet einerseits Kunststoffe, deren Polymere aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wurden, andererseits alle biologisch abbaubaren und kompostierbaren Kunststoffe. Bei Produkten auf Maisstärkeoder Zellulose-Basis wird der Rohstoff aus nachwachsenden pflanzlichen Ressourcen gewonnen. PLA (Polymilchsäure) entsteht aus der Fermentation von Zucker und Stärke durch Milchsäurebakterien sowie der Polymerisation von Milchsäure. Kunststoff auf Stärke-, Zellulose- oder PLA-Basis ist inzwischen in der Branche weit verbreitet – kaum ein Schreibgeräte-, Drinkware- oder sonstiger Kunststoffproduzent, der nicht eine entsprechende Serie bietet.

Der Schreibgeräteproduzent Ritter-Pen z.B. bietet unter seiner Marke „Ritter Cares“ u.a. Schreibgeräte aus Celluloseacetat, die in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut entwickelt wurden. „Wir haben vor der Serienherstellung eine ganze Reihe von Versuchen durchführen lassen, in deren Zusammenhang das Material für unsere Zwecke optimiert wurde. Es hat in der Verarbeitung die gleichen Eigenschaften wie konventioneller Kunststoff. Allerdings ist der Bio-Kunststoff, den wir verwenden, nur in seiner transparenten Variante individuell einfärbbar. Probleme, die andere Biokunststoffe mit sich bringen – PLA z.B. ist recht hitzeempfindlich – hat unser Werkstoff nicht“, so Jürgen Riedel, Ritter-Pen. „Wenn der Recyclingdurchlauf stimmt, sind Biokunststoffe ein super Material.“ Leider ist dem meist nicht so. Bei der Sortierung kann oft nicht zuverlässig zwischen verrottbarem und unverrottbarem Plastik unterschieden werden, sodass der Biokunststoff in den meisten Fällen ganz konventionell verbrannt wird. Und wer glaubt, er könne seine Bio-Plastikwaren nach Gebrauch einfach dem häuslichen Kompost zuführen, irrt: Die meisten Biokunststoffe sind auf Langlebigkeit ausgerichtet, sonst wären sie viel zu anfällig für Umwelteinflüsse und damit qualitativ nicht geeignet für die meisten Einsatzzwecke. Meist sind zur Zersetzung definierte industrielle Bedingungen erforderlich. Zudem bietet Biokunststoff nach seiner Zersetzung keinerlei Nutzen für die Umwelt. Strittig ist schließlich auch, wie stark sich der exzessive Anbau von Feldfrüchten zur Herstellung von Bioplastik auf Klima und Ökosystem auswirken würde.

“Der beste Müll ist der, den man vermeidet”

kryceve alexis - Kunststoff in der Debatte: Politik und PolymereZu sagen „Plastik muss weg“ wäre irrwitzig – aber genauso irrwitzig wäre es, genau so weiterzumachen wie bisher. Wir produzieren unfassbare Mengen an Kunststoff – die Hälfte aller jemals hergestellten Kunststoffartikel wurde in den letzten 19 Jahren gefertigt. Das kann beim heutigen Bevölkerungswachstum nicht so weitergehen.

Auch die Werbeartikelbranche ist zu einer Zeit entstanden, als es noch keinen Kunststoff, keine Elektronik und keine sieben Milliarden Menschen auf der Erde gab. Wenn die Logik der Branche weiterhin lautet: „So viel wie möglich und alles, was geht“, bekommen wir massive Probleme. Vor ein paar Jahren noch hielt ich Information für wichtiger als Verbote, aber die Probleme sind so schnell derart groß geworden, dass es einfach gewisse Regularien braucht. Das aktuelle Kunststoffverbot ist ja recht moderat, weil es sich lediglich auf kleine Produktgruppen beschränkt. Irgendwo muss man anfangen, das bedeutet in diesem Fall: bei den am wenigsten benötigten Produkten. Häufig geben Regularien der Industrie einen entscheidenden Schub in die richtige Richtung.

Der Gebrauch von Kunststoff sollte sich auf Bereiche beschränken, in denen das Material alternativlos ist oder einen echten Mehrwert bietet. Darüber hinaus sollte man den Kunststoffkonsum drastisch reduzieren. Der beste Müll ist der, den man vermeidet – lässt man z.B. eine Verpackung weg, braucht man sie erst gar nicht zu recyceln. Manche unserer Kunden wollen ihre Ware im Polybeutel geliefert bekommen, wir fragen dann nach, ob das wirklich nötig ist, häufig mit Erfolg. Gleichzeitig gilt es, dort wo es möglich ist, alternative Materialien zu suchen – natürlich unter Einbeziehung ihrer gesamten Ökobilanz: Bei letzterer schneidet Kunststoff häufig um einiges besser ab als andere, sogenannte „grüne“ Materialien, und es gibt diesbezüglich viel Mogelei und Missverständnisse im Markt. Ich sage also nicht: „Plastik muss weg“, aber wir müssen unseren Umgang mit dem Werkstoff neu denken.

“Die Diskussion wird populistisch geführt”

schmidt wolfgang - Kunststoff in der Debatte: Politik und PolymereIn unserer Branche spielt Kunststoff eine sehr bedeutende Rolle, weil er dank seiner guten Formbarkeit ein breites Spektrum an Möglichkeiten bietet – nicht zuletzt für Sonderanfertigungen. Bei dem aktuellen Verbot handelt es sich um reine Symbolpolitik, die Debatte wird außerordentlich „polit-populistisch“ geführt. Die Vielfalt der Kunststoffe und ihre Bedeutung für den Menschen – z.B. auf dem Gebiet der Medizin – werden völlig außer Acht gelassen. Stattdessen folgert man aus Filmen über Kunststoff im Meer, dass es dort bald mehr Plastik gibt als Fische, und es werden kurzfristig symbolträchtige Verbote von Luftballon- Halterungen, Trinkhalmen, Einweggeschirr etc. beschlossen.

Was aber landet tatsächlich in welchen Meeren und Flüssen? Der Großteil des marinen Kunststoffmülls wird aus asiatischen und afrikanischen Flüssen in den Ozean gespült. Asien produziert mehr als die Hälfte des weltweiten Kunststoffs. Größter Verursacher des Kunststoffmülls im Meer ist zudem der Abrieb von Gummireifen. Es gibt Patente für abriebfeste Reifen, aber niemand produziert sie – da lohnt es sich schon, nach den Gründen zu fragen. Ein Riesenproblem sind zudem die Kleinstpartikel aus der Kosmetikindustrie. Angeprangert werden stattdessen Tragetaschen – das ist Irreführung. Da, wo sie Sinn ergeben, bin ich ohne Wenn und Aber für Alternativen zu Einweg-Produkten. Der Umgang vieler Menschen mit Ressourcen ist bedenklich, jeder sollte sich fragen, wie er Müll vermeiden und Rohstoffe achtsamer einsetzen kann. Das beginnt im Kleinen zu Hause und endet – mit Blick auf unsere Branche – damit, dass man Billigimporte und Wegwerfartikel infrage stellt. Darüber hinaus fürchte ich jedoch, dass die Werbeartikelindustrie wenig tun kann, um „Plastik-Müllberge“ zu verhindern. Die Kunststoffproduzenten im europäischen Raum verhalten sich vorbildlich, man muss Betriebe, die Schindluder treiben, mit der Lupe suchen. Seit mehr als 40 Jahren werden in allen Kunststoffbetrieben, die ich gesehen habe, selbstverständlich Angüsse, Anfahrware etc. sofort wieder über Mühlen dem laufenden Prozess zugeführt. Man müsste ja schon ziemlich dumm sein, solche Ressourcen zu vergeuden. Die stoffliche Verwertung von Kunststoffabfällen ist in vielen europäischen Staaten nahezu perfekt ausgebaut. Kunststoff wird in Form von Regenerat, Regranulat und Mahlgut durch Umschmelzen dem Produktionskreislauf in vielfältiger Form wieder zugeführt. Eine kurzfristige Erhöhung der Recyclingquote ist nicht möglich und führt nur zu Betrügereien.

Bio-Kunststoffe kommen aus der Landwirtschaft, vernichten dort Ressourcen und bieten keine Vorteile gegenüber Rezyklaten. Bereits in den 1980er Jahren gab es einen Trend zu alternativen Materialien, damals wie heute wurden Produkte aus Holz, Kork, Glas oder anderen vermeintlich umweltfreundlicheren Rohstoffen angeboten, die aber mit vernünftigen Ökobilanzen nicht standhalten konnten. Die aktuelle Debatte lässt das Thema Ökobilanz z.T. völlig außer Acht – diese ist nämlich bei Kunststoff besser als bei vielen anderen Materialien.

“Die Debatte ist lange überfällig”

lewis evan - Kunststoff in der Debatte: Politik und PolymereDie aktuelle Kunststoffdebatte ist lange überfällig. Die Probleme mit Kunststoffmüll und die Verwendung von Einwegplastik – häufig aus reiner Bequemlichkeit – sind außer Kontrolle geraten. Wir brauchen nicht zu jedem Kauf einen Strohhalm oder eine Plastiktüte, gleichzeitig müssen die Produzenten den verschwenderischen Charakter vieler Produkte und Verpackungen überdenken. Vor diesem Hintergrund ist das jüngst durch die Europäische Kommission beschlossene Verbot bestimmter Einwegprodukte ein wichtiger Schritt. Regulierungen allein führen nicht zum Ziel, aber sie können Entwicklungen beschleunigen – v.a. dann, wenn der Verbraucher die Bestrebungen des Gesetzgebers unterstützt und eine Nachfrage nach alternativen Produkten erzeugt, sodass die Hersteller reagieren müssen. In dieser Richtung passiert gerade eine Menge.

Das Image von Kunststoff ist inzwischen derart angeschlagen, dass einige unserer Kunden überhaupt nichts aus Plastik mehr kaufen wollen, noch nicht mal aus recyceltem. Das ist wenig zielführend – würde überhaupt kein Kunststoff mehr gekauft, würde der Müllberg immens wachsen – und unrealistisch, denn wie in allen Branchen spielt Plastik auch in unserer eine wichtige Rolle. Unsere Abhängigkeit von Kunststoff muss jedoch verringert werden. Es werden nach wie vor zu viele Produkte produziert, die keine Funktion erfüllen. Die Werbeartikelbranche muss damit aufhören, „Neuheiten” und minderwertige Einwegprodukte in den Markt zu werfen, die keinen praktischen Nutzen haben.

Wir müssen unsere Kunden ermutigen, recycelte, biologisch abbaubare oder nachhaltige Produkte mit langer Lebensdauer zu kaufen. Hochwertige Produkte, die lange halten, tragen auch die Marketingbotschaft des Kunden länger. Dort, wo Artikel aus natürlichen Materialien hergestellt werden können, muss die Alternative zum Standard werden. Es gibt mittlerweile viele Kunststoffe aus natürlichen Materialien, die für die Herstellung der meisten Spritzgussprodukte geeignet sind. Dies ist der erste und wirklich wichtige Ausgangspunkt. Pflanzliche Alternativen sind viel umweltfreundlicher – sie enthalten keine fossilen Rohstoffe und können verantwortungsvoller entsorgt werden, selbst wenn sie auf Deponien landen. Die Branche sollte beim einfachen Gewinn für den Kunden anfangen. In vielen Produktkategorien gibt es gute umweltfreundliche Alternativen. Händler sollten ihre Kunden dazu ermutigen, den reinen Plastikstift gegen den recycelten Stift und Non Woven-Taschen gegen umweltfreundlich und fair produzierte Baumwollbeutel zu tauschen. Man muss nicht versuchen, jedes Produkt aus dem Sortiment neu zu erfinden, um es umweltfreundlich zu gestalten. Die Alternativen sind bereits verfügbar. Dies macht einen schnellen und einfachen Unterschied.

“Wir haben kein Kunststoff-, sondern ein Entsorgungsproblem”

koziol stephan - Kunststoff in der Debatte: Politik und PolymereUm den heute auf der Erde lebenden 7 Milliarden Menschen ein menschwürdiges Leben zu ermöglichen, sind Kunststoffe nicht durch andere Materialien zu ersetzen. Vor allem bei der medizinischen Versorgung, beim Transport, der Kleidung, dem Schutz gegen die Unbilden des Wetters leisten Kunststoffe unersetzliche Dienste. Ganz und gar ohne Kunststoff, nur mit den in der Natur vorkommenden Stoffen würden wir mit Bärenfellen bekleidet vor dem Lagerfeuer sitzen, aber auch nur die, die den Kampf mit dem Bären überlebt hätten.

Kunststoffe sind in unserem Alltag eine Selbstverständlichkeit, ohne sie gäbe es keine Autos, keine Flugzeuge, kein Telefon, keine Stromversorgung, keine Zentralheizung. Die Lebenserwartung der Menschen ist auch durch die Entwicklung von Kunststoffen aufgrund ihrer antiseptischen Wirkung gestiegen, gerade in der Medizin, in der Hygiene, der Pharmazie sind Kunststoffe nicht wegzudenken. Kunststoffe wurden entwickelt, um ökologisch sinnvolle Lösungen zu finden, um Ressourcen zu schonen. Das Endscheidende ist, dass wir langlebige Produkte daraus herstellen. Nicht der Werkstoff ist das Übel, sondern unser Umgang damit. Wer Plastik verbieten will, damit es weniger Müll gibt, könnte genauso gut fordern, Stahl zu verbieten, damit es keinen Stacheldraht mehr gibt. Jedes Kunststoffprodukt hat zunächst einmal eine Funktion, und Kunststoff erfüllt viele Funktionen besser als alle anderen Materialien. Das gilt auch für Verpackungen und andere Einwegprodukte, die nur deshalb derart inflationär in Umlauf gebracht werden, weil sie sehr preiswert, sinnvoll, praktisch und die einfachste Lösung sind. Materialien wie Glas oder Keramik zersetzen sich ähnlich schwer wie Kunststoff – nur schwimmen sie nicht in derart großer Menge im Meer. Wir haben also kein Kunststoff-, sondern ein Entsorgungsproblem. Bei Glas oder Keramik haben die Menschen auch aufgrund des höheren Preises gelernt, sorgsamer damit umzugehen. Ich halte das kürzlich verabschiedete Verbot von Einwegartikeln aus Kunststoff für sinnvoll, glaube aber nicht, dass es viel bewirken wird – es ging dabei auch nicht um Tatsachen, sondern um Meinungen, um Show und um politischen Opportunismus. Gleichwohl können wir an der aktuellen Stimmung wenig ändern, wir können nur Aufklärungsarbeit leisten und uns in diesem Zusammenhang entschieden gegen eine Wegwerf-Mentalität positionieren. Wichtig ist eine sachliche korrekte Aufklärung über die Fakten und nicht nur populistische Schlagzeilen.

Für Koziol gilt: Wir möchten, dass unsere Artikel jahrzehntelang gebraucht werden und Freude bereiten. Deshalb sind wir von dem Verbot nicht nur nicht betroffen – wir profitieren sogar davon, wenn die Nachfrage nach Mehrweglösungen aus Kunststoff steigt. Diese produzieren wir mit gutem Grund aus hochwertigem Qualitäts-Kunststoff, denn dieser ist energieeffizient, leicht, stabil, hygienisch, perfekt formbar und bietet hervorragende Individualisierungsmöglichkeiten – kurz: Der Werkstoff ist ein Traum. Wir verkaufen zudem auch keine Kunststoffprodukte, sondern Problemlösungen, die sich mit Kunststoff am sinnvollsten realisieren lassen – das schließt ökologische Aspekte mit ein. Wir produzieren seit 1927 ausschließlich in Deutschland und verwenden thermoplastische Qualitätskunststoffe, die robust, zertifiziert, frei von Weichmachern und zu 100% recyclingfähig sind. Alle bei der Herstellung eingesetzten Technologien entsprechen neuesten, energieeffizienten Standards, Produktionsabfälle und Verpackungsmaterialien führen wir konsequent in den Wertstoffkreislauf zurück.

 

Eine runde Sache

Viele Umweltwissenschaftler präferieren deshalb den Recycling-Ansatz, weil er nach dem Kreislaufprinzip keinen neuen Müll erzeugt, sondern den Abfall in den Verwertungsprozess zurückführt. Würde dies tatsächlich gelingen, wäre Plastik ein ausgesprochen ökologisches Material. Doch natürlich verfügen die Kunststoffproduzenten in der Werbeartikelbranche über kein geschlossenes System, sondern greifen bei Rezyklaten auf das Ausgangsmaterial der einschlägigen Vorlieferanten zurück – und das ist in seinen Möglichkeiten beschränkt. Man unterscheidet grob zwischen „Post Consumer“-Rezyklat – also Material, das aus Haushaltsabfällen hergestellt wurde – und Kunststoffabfällen, die bereits während der Herstellung oder Produktion entstehen („Post Industrial“). Während letztere relativ einfach sortenrein gesammelt und aufbereitet werden können, stellt das Verbraucherplastik die Recyclingbetriebe vor große Herausforderungen: Die meisten Verpackungsmaterialien bestehen aus Verbundstoffen, weil der Materialmix sie robuster, preiswerter, elastischer oder optisch attraktiver macht. „Viele Verpackungsmaterialien ließen sich recyclingfreundlicher gestalten“, so Wolfgang Schmidt, Promowolsch, „dies scheitert aber bislang am Widerstand der Hersteller“.

Hinzu kommt, dass im Kunststoffmüll ohnehin viele verschiedene Plastiksorten landen – von der Frischhaltefolie aus LDPE über den Joghurtbecher aus PP über das Label aus PVC oder den Abziehdeckel aus Polystyrol. Jeder dieser Kunststoffe hat spezifische Eigenschaften und Schmelzpunkte, weshalb sie nicht einfach gemeinsam eingeschmolzen werden können. Einzig PET-Flaschen können relativ einfach sortenrein gesammelt werden. „Es gibt inzwischen Technologien, mit deren Hilfe sich verschiedene Kunststoffsorten vor dem Recycling besser trennen lassen“, so Koziol. „Dennoch bleibt es eine große Herausforderung, ein funktionierendes Recyclingsystem für Kunststoffe zu etablieren, wie es das für Glas oder Papier seit vielen Jahren bereits gibt.“ So ist es kein Wunder, dass die Nachfrage nach recycelten Kunststoffen laut Europäischer Kommission derzeit nur rund 6% der Kunststoffnachfrage in Europa ausmacht. „Ein grundsätzlicher Nachteil, den viele Recyclingplastik-Mischungen mit sich bringen, ist die Farbe“, erklärt Lewis. „Viele Produkte aus Recyclingkunststoff sind nur in dunklen Farbtönen erhältlich, weil viele verschiedene Farben zusammen gesammelt und eingeschmolzen wurden. Dieses Problem tritt besonders bei Post-Consumer- Plastik auf. Post-Industrial-Rezyklate sind in einem größeren Farbspektrum erhältlich, weil das Ausgangsmaterial besser getrennt wurde.“

In der „Ritter Cares“-Serie findet sich der Crest Recycled, ein Werbekugelschreiber aus sortenreinem ABS-Kunststoff, der aus kunststoffreichen Abfallströmen – z.B. Staubsaugern, Küchengeräten und Werkzeugmaschinen – gewonnen wird. In einem speziellen Verfahren werden alle Kunststoffteile separiert, geschreddert und mit moderner Technik zum „Second Life“-Produktionsgranulat aufbereitet. Positiver Nebeneffekt: 80% Energieeinsparung bei der Herstellung im Vergleich zu konventionell aus Rohöl hergestelltem Kunststoff. „Grau ist aktuell das Hellste, was geht, deshalb bieten wir den Drücker aus konventionellem Plastik und damit in jeder Wunschfarbe an.“

„Gutes“ Plastik hat seinen Preis

Sowohl für Bio- als auch für Recyclingkunststoffe zahlt der Kunde am Ende einen Aufpreis, wie Riedel erläutert: „Alternative Kunststoffe sind z.T. teurer als konventionelle. Deshalb kauft die Masse der Kunden nach wie vor die ‚normale‘ Variante. Die Zahl derjenigen Unternehmen, die sich stärker in Richtung Nachhaltigkeit positionieren möchten, wächst jedoch stetig. Und über Biokunststoff- oder Recyclingprodukte lassen sich gut interessante Fakten vermitteln.“ Natalia Chudoba, Marketing Manager von Prominate, der global operierenden Werbeartikelagentur, deren britisches Mitglied Prominate UK ist, gibt in diesem Zusammenhang ein Beispiel für eine Promotion, die Prominate für die Getränkemarke Britvic umgesetzt hat: „Während eines Turniers in Wimbledon konnten sich Gäste am Britvic-Stand eine Wasserflasche personalisieren lassen. Die Aktion war sehr erfolgreich, wie wir aus anschließenden Befragungen wissen, v.a. deshalb, weil die Flaschen aus Recycling-Kunststoff bestanden.“ Diese Information allerdings muss schon mitgeliefert werden, um den Mehrwert des Produkts gebührend herauszustreichen. Es braucht spezielles Marketing, um alternative Kunststoffe verkaufen zu können. Koziol: „Bei unserer aktuellen Organic Collection erkennt man bereits über die Optik, dass das Material recyclingfähig ist.“

Eine verstärkte Nachfrage auf Anwenderseite und ein Umdenken gegen Einweg- und Wegwerfprodukte auf breiter Ebene findet indessen statt – auch, wenn man Einkäufer bisweilen noch aufklären muss. Chudoba: „Es gibt einen Paradigmenwechsel. Angesichts einer Käuferschar, die zusehends Wert auf Nachhaltigkeit legt und Single use-Plastik sehr kritisch gegenübersteht, erkennen Marken, dass sie ohne eine nachhaltige Haltung nicht bestehen können.“ „Der Preis ist das Haupthindernis, aber diesem kann man durch Aufklärung gezielt entgegenwirken. Wir haben eigens zu diesem Zweck eine Präsentation entwickelt, die beispielhaft aufzeigt, in welchen Bereichen Alternativen zu Einwegplastik verfügbar sind. Wenn man einem konventionellen Artikel die Recyclingvariante gegenüberstellt und deren Marken-Benefits aufzählt, entscheiden sich viele Kunden ganz schnell um“, ergänzt Webb.

Wie viel ist zuviel?

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Weil viele verschiedene Arten von Kunststoff im Müll landen, stellt insbesondere Plastik aus dem Haushaltsmüll die Recyclingbetriebe vor große Herausforderungen.

Wer erst einmal die Plastikfrage stellt, ist ganz schnell bei einer weitaus globaleren Fragestellung: Dem Sinn und Unsinn haptischer Werbemaßnahmen. Denn immer gibt es auch im Werbeartikelmarkt enorme Mengen von Wegwerfprodukten in minderwertiger Qualität und ohne Funktionalität. Ein Umdenken ist nötig, und das bedeutet in diesem Fall auch: klüger investieren, anstatt nach der Gießkannen-Methode vorzugehen. „Bei der Planung vom Werbeartikelkampagnen kommen Streuartikel häufig ganz zum Schluss auf die Agenda oder werden kurz vor Beginn des Events, bei dem sie eingesetzt werden sollen, geordert“, so Webb. „Dabei sollten auch Giveaways gut durchdacht werden. Wir planen deshalb mit viel Vorlauf gemeinsam mit dem Kunden seinen Eventkalender durch und empfehlen z.B., wenn möglich kein Datum oder den Namen der Veranstaltung, sondern nur einen Markennamen aufzudrucken. Das reduziert das Müllaufkommen, weil Artikel bei weiteren Gelegenheiten eingesetzt werden, und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Artikel behalten wird.” Lewis: „Man sollte darüber nachdenken, wie viele Artikel man tatsächlich braucht, anstatt so viel wie möglich für das vorhandene Budget einzukaufen – Klasse statt Masse.”

Aufklärungsarbeit

Ein solches Umdenken freilich findet nicht über Nacht statt – wie so häufig heißt es für Lieferanten und v.a. für Werbeartikelagenturen, ihre Kunden stets aufs neue zu beraten und aufzuklären. „Wir müssen beweisen, dass es einen Markt für alternative Produkte gibt, und die alternativen Modelle so einfach zugänglich wie die konventionellen machen“, meint Alexis Krycève, der solche alternativem Modelle zu seinem Business gemacht hat: Sein junges Unternehmen Gifts for Change verbindet Präsente und Giveaways „made in France“ aus nachhaltigen Materialien – darunter Holz und Leinen aus heimischem, zertifiziertem Anbau – mit der Möglichkeit, über den Kauf der Produkte nachhaltige Projekte zu finanzieren. Der nicht zu unterschätzende Vorteil: In einer Branche, die nach wie vor stark preisgetrieben ist und gleichzeitig permanent nach Innovation ruft, entstehen Riesenchancen für Wettbewerbsvorteile, wie Krycève erklärt: „Wenn ich mit Kollegen aus der Werbeartikelbranche über das Business spreche, höre ich fast immer Sätze wie: ‚Wir brauchen Innovation‘, ‚Wir müssen Inhalte vermitteln‘ oder ‚Wir müssen unsere Ausrichtung definieren‘. Die Möglichkeiten, sich über wirklich nachhaltige Konzepte abzuheben, liegen auf der Hand.“ Es lohnt sich also, den bequemen, konventionellen Weg zu verlassen und in neue Ansätze zu investieren – für mehr ökologische, aber auch wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Auf die vielen Segnungen der synthetischen Polymere braucht einstweilen niemand zu verzichten, und Kunststoff hat auch in der haptischen Werbung seinen festen Platz – ins Meer und die Umwelt jedoch gehört er sicher nicht.

// Till Barth

Illustration: Jens C. Friedrich, Thomas Gebhard, © WA Media, Bildquelle: Shutterstock/ImagineStock (1), Larina Marina (1), Stoyan Yotov (1)

Kleines Kunststoff-Dossier

Synthetische Kunststoffe werden grob in zwei Familien unterschieden: Duroplaste – dazu zählen Plexiglas, Melamin und Silikon – können nach ihrer Aushärtung durch Erwärmung oder andere Maßnahmen nicht mehr verformt werden. Thermoplaste lassen sich in einem bestimmten Temperaturbereich verformen, und zwar beliebig oft, und stellen den Großteil der Kunststoffe, die in der haptischen Werbung zum Einsatz kommen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Sorten:

Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS)
hohe Schlagfestigkeit und Beständigkeit gegen Temperatur, Witterungseinflüsse und Alterung, häufig für Haushaltsgeräte verwendet

Polyamid (PA)
sehr robust, weist eine hohe Wärmeformbeständigkeit auf, wird v.a. für Haushaltsgeräte eingesetzt

Polyethylen (PE)
wachsartig weiche und antiadhäsive (nicht haftende) Oberfläche, sehr gute Zähigkeit und Reißdehnung

Polyethylenterephthalat (PET)
aus der Familie der Polyester, wird unter anderem zur Herstellung von Kunststoffflaschen (PET-Flaschen), Folien und Textilfasern verwendet

Polypropylen (PP)
teilkristalliner Kunststoff mit durchschnittlicher Festigkeit, Steifigkeit und Schlagzähigkeit, spezieller Dauerbiegefestigkeit und sehr guter Chemikalienfestigkeit

Polystyrol (PS)
hart, farblos, spröde und glänzend, kommt für Joghurtbecher, CD-Hüllen oder Nummernschild-Halter zum Einsatz

Polyvinylchlorid (PVC)
nach PP und PE das drittwichtigste Polymer für Kunststoffe, unterteilt in Hart- und Weich-PVC, wird mit Additiven, in erster Linie Stabilisatoren und Schlagzäh-Modifier, an ganz verschiedene Einsatzgebiete angepasst. Weich-PVC enthält bis zu 40% Weichmacher

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