Angesichts wachsender Probleme mit Plastikmüll stehen viele Kunststoffprodukte in der Kritik. Auch das Image des Luftballons hat Schaden genommen – zu Unrecht, sagt die Interessengemeinschaft Ballondrucker (IGBD). Michael Donner, Sprecher der IGBD erklärt, wieso der Luftballon weiterhin ohne schlechtes Gewissen Freude bringen darf.

shutterstock 528833161 - „Der Naturlatex-Ballon ist ein zu 100% natürliches Produkt“

Herr Donner, was genau ist die IGBD?

Michael Donner: Die Interessengemeinschaft Ballondrucker besteht zurzeit aus sechs deutschen und einem niederländischen Unternehmen. Wir sind ein Zusammenschluss von Spezialdruckereien und Dekorateuren mit Expertise im Bereich Naturlatex- Ballons. Unser Ziel ist, Aufklärung zu leisten und den Werbeartikelhandel, Industriekunden sowie Endverbraucher über die Umweltbilanz von Naturlatex-Ballons sowie des entsprechenden Zubehörs aufzuklären.

Viele Kunststoffprodukte haben derzeit nicht den besten Ruf. Hinzu kommt die Single Use Plastic-Direktive der EU, die bestimmte Einwegprodukte aus Kunststoff ab 2021 verbietet. Welche Folgen hat dies für Ihre Produkte?

Michael Donner: Seit Beginn der Debatte Mitte letzten Jahres hat das Image des „Evergreens“ Luftballon extrem gelitten. Obwohl der klassische Luftballon zu 100% aus natürlichen Rohstoffen besteht, wird er als Umweltverschmutzer bezeichnet. Erheblichen Anteil daran hat die Single Use Plastic-Direktive, die den Ballontragestab neben Trinkhalmen, Einweggeschirr, Plastikflaschen, Tüten und noch diversen anderen Artikeln unter den Top Ten der Plastikteile im Meeresmüll auflistet. Für uns als Betroffene und Experten war klar: Hier kann etwas nicht stimmen. Ballontragestäbe sind ein Nischenprodukt, das in Europa gar nicht in so großen Mengen produziert wird. Die meisten Verbraucher entsorgen den Ballonstab zudem fachgerecht, und er landet in der Wertstofftonne. Selbst wenn er achtlos weggeworfen würde, so hieße das nicht zwangsläufig, dass er ins Meer gelangt. Diese und weitere Argumente haben wir an lokale Politiker herangetragen. Unser Verband EBPC (European Ballon und Party Council) hat zudem in Brüssel vorgesprochen, um eine Änderung zu bewirken. Allen Bemühungen zum Trotz sind Ballontragestäbe aus Kunststoff ab 2021 EU-weit verboten, aber es sind bereits Alternativen verfügbar: Tragestäbe aus Papier oder aus einer Kombination von Papier und Rohrzucker, der biologisch abbaubar ist. Es wird also noch spannend, denn in Zukunft wird es den ein oder anderen neuen Artikel geben.

Der Ballon selbst ist also gar nicht betroffen vom neuen EU-Gesetz. Warum hatte es dennoch Einfluss auf den öffentlichen Umgang mit Luftballons?

Michael Donner: Das Problem ist, dass der Tragestab in der Berichterstattung häufig mit dem Luftballon gleichgesetzt wird, und die Presse vom „Verbot der Plastik-Ballons“ berichtet und was für ein schlimmer Artikel der Luftballon doch sei. Generell ist es ja positiv zu bewerten, wenn Medien oder Blogger sich der Thematik annehmen, doch werden wissenschaftliche Berichte teils haarsträubend interpretiert, viele Argumente gegen den Ballon sind nicht belegbar oder einfach falsch. Wir als Interessengemeinschaft möchten nicht gegen jede dieser Falschdarstellungen im Einzelnen vorgehen, sondern sachlich korrekte Argumente aufzeigen, die wir einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich machen wollen.

Wieso genau handelt es sich bei Naturlatex- Ballons um nachhaltige Produkte?

Michael Donner: Naturlatex wird unterhalb der Gummibaumrinde entnommen, ohne dass der Baum gefällt werden muss. Dabei wird die Rinde an einer Stelle angeritzt, und der Naturlatex läuft in ein Gefäß – der Baum wird quasi „gemolken“. Auch die Weiterverarbeitung geschieht ausschließlich mithilfe von Stoffen, die in der Natur vorkommen. Die von den IGBD-Mitgliedern verwendeten Farben sind ebenfalls natürlichen Ursprungs, da sie auf Naturlatex basieren, dem natürliche Farbstoffe oder Erze zugemischt werden. Zudem sind unsere Ballons biologisch abbaubar und würden sich in der Natur etwa so wie ein Eichenblatt verhalten, das vom Baum gefallen ist. Mikroplastik entsteht dabei nicht. Diese Abbaufähigkeit haben wir im Rahmen von Tests gemäß der Norm EN ISO 17556 eindeutig nachgewiesen. Nur, weil das Produkt kompostierbar ist, sollte man es allerdings nicht in der Natur liegen lassen. Genau dieses Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang wollen wir beim Kunden schaffen.

Abgesehen von ökologischen Aspekten gibt es Pflichtprüfungen, denen sich jeder Ballon unterziehen muss.

Michael Donner: Das ist richtig. Unsere Ballons sind nicht nur nachhaltig, sondern auch besonders sicher. Ausschlaggebend ist die Klassifizierung als Spielzeug, wodurch der Ballon in Europa der Spielzeugrichtlinie EN 71 unterliegt. Diese setzt z.B. die Grenzwerte für Nitrosamine und nitrosierbare Stoffe fest. Auch die mechanischen und physikalischen Eigenschaften, die Entflammbarkeit, die MICHAEL DONNER Jg. 1970, ist Sprecher der Interessengemeinschaft Ballondrucker (IGBD). Der Zusammenschluss besteht derzeit aus sieben Unternehmen: Ballon-AS, Bärenballons, Ballonprofis, Ballonzauber, Ehrenberg, Passatgummi Schreven und WISA. Die IGBD setzt sich u.a. für eine positive Wahrnehmung des Naturlatex-Ballons in der Branche, den Medien und der Öffentlichkeit ein. ZUR PERSON Migration bestimmter Elemente und die organisch- chemischen Verbindungen werden genau überprüft. Überschreiten die Werte auch nur in einem Punkt die Grenzwerte oder erfüllen sie die nötigen Eigenschaften nicht, bekommt das Produkt kein Prüfsiegel vom Prüfinstitut.

Welche Maßnahmen hat die IGBD geplant, um das Ansehen des Naturlatex- Ballons in der Öffentlichkeit zu verbessern?

Michael Donner: Auf der Website www.ig-bd.com können Werbeartikelhändler alle wichtigen Informationen und Argumente zum Thema Ballon downloaden. Weil unsere Handelspartner natürlich nicht alle Details über den Luftballon wissen können, wollen wir gezielt Hilfestellung leisten, damit sie gegenüber ihren Kunden sinnvoll für Naturlatex- Ballons argumentieren können. Zudem listet die Internetseite Kontaktdaten aller IGBD-Mitglieder auf. Darüber hinaus bauen wir eine Facebook-Seite auf, um mehr Reichweite beim Endkunden zu generieren und um den richtigen Umgang mit dem Produkt zu vermitteln: Dazu gehört, den Ballon nicht unnötig steigen zu lassen, ihn fachgerecht zu entsorgen und nachhaltiges Zubehör zu verwenden. Im Fokus beider Plattformen steht die sachliche und faktische Aufklärung. Um effektiv Aufklärungsarbeit leisten zu können, ist es wichtig, dass die Mitglieder der IGBD eine Linie fahren und eine gemeinsame Wissens- und Argumentationsbasis schaffen. Darüber hinaus muss gezielt die Presse – sowohl lokal als auch überregional – angesprochen werden, denn gemeinsam als Interessengemeinschaft getragene Werbeanzeigen erzielen mehr Aufmerksamkeit als kleinformatige Einzelmaßnahmen. Ich würde mich freuen, wenn die Gruppe zukünftig weiterwachsen würde.

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Der Gummibaum (lat.: hevea brasiliensis) muss zur Naturlatex-Gewinnung nicht gefällt werden – anders als z.B. bei der Herstellung von Papier.

Welche Eigenschaften zeichnen Naturlatex- Ballons als Werbeartikel aus?

Michael Donner: Nachhaltigkeit ist im Moment das Thema, auch in der Werbeartikelbranche. Naturlatex- Ballons eigen sich perfekt, um nachhaltige Botschaften zu vermitteln. Hinzu kommt: Werbeballons schweben über den Köpfen der Menschen und verschwinden nicht in Taschen. Wenn der Ballon aufgeblasen ist, kann man ihn nicht wegstecken, so wird er dauerhaft gesehen und wahrgenommen. Auf einem Standard-Ballon mit einem Durchmesser von 30 cm können Firmenlogos in einer Größe bis zu 17 cm aufgedruckt werden, kaum ein anderer Werbeartikel bietet diese Druckfläche. Ballons sind zudem sehr auffällig, von weitem deutlich sichtbar und machen Werbeaussagen bunt und fröhlich, aber v.a. bringen sie Freude – nicht nur Kindern, auch Erwachsenen. Studien belegen, dass 50 Werbeballons rund um einen Geschäftsstandort die gleiche Werbewirkung wie fünf Großplakate erzielen. Stellen Sie sich einmal die Wirkung von 500 und gar 1.000 Ballons vor. Nicht zuletzt bieten Ballons ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und wer die Naturlatex-Variante wählt, hat zu alldem noch ein gutes Gewissen.

// Mit Michael Donner sprach Joanna Meißner.

Bildquelle:Shutterstock/dangdumrong (1), Iakov Filimonov (1), JIANG TIANMU (1), Privat (1)

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