Ein einzelner Flügelschlag kann manchmal Großes bewirken. Bestes Beispiel hierfür ist Kipepeo-Clothing: Das Modelabel, dessen Name auf Kiswahili Schmetterling bedeutet, entsprang einer einfachen Kinderzeichnung. Heute unterstützt das Stuttgarter Unternehmen mit seinen Textilkollektionen mehrere soziale Projekte in Afrika.

Kipepeo Clothing Organic Fairtrade Shirts Made in Kenya 27 - Kipepeo-Clothing: Made in Tansania & Kenia

Ein kleines Strichmännchen mit großem Kopf, daneben die Worte „Love you“ – die Bleistiftzeichnung der siebenjährigen Abigail aus Tansania gab den Ausschlag zur Gründung von Kipepeo-Clothing, einem Stuttgarter Textillabel, das unter fairen Bedingungen in Afrika produziert. Martin Kluck, der ein halbes Jahr als Aushilfslehrer in der tansanischen Mecsons Primary School gearbeitet hatte, druckte sich die Zeichnung seiner Schülerin nach seiner Rückkehr nach Deutschland 2008 als Erinnerung auf ein T-Shirt. Vielfach auf das Unikat angesprochen, begann er rund zwei Jahre später, das Motivshirt mit einer gebrauchten Transferdruckpresse im Keller seiner Eltern zu vervielfältigen und weitere Kinderzeichnungen seiner ehemaligen Schüler auf T-Shirts zu verewigen. „Ich hatte in Tansania ein Tagebuch dabei, das ich selbst mit Skizzen gefüllt habe und in das auch die Kinder oft hineingemalt haben. Sie haben Tiere und Autos gezeichnet, aber auch Dinge, die sie sich gewünscht haben wie z.B. Skateboards oder Fahrräder“, erinnert sich Kluck.

Der Kipepeo-Gründer verkaufte die Textilien zunächst im Freundes- und Bekanntenkreis sowie auf Märkten. „Ich habe BWL studiert, auf einer Baustelle gejobbt und nebenbei das Unternehmen aufgebaut – das hatte wenig mit Gründerromantik zu tun, sondern war eine wirklich harte Zeit“, so Kluck, dessen Durchhaltevermögen sich zum Glück schnell auszahlte: Mit den ersten Verkaufserlösen wurden Schulgebühren für Abigail und ihre Klassenkameraden entrichtet, Schulutensilien angeschafft und der Bau eines neuen Küchengebäudes finanziert. Schon bald gelang es sogar eine zweite Bildungseinrichtung in Tansania, die Utukufu Nursery School, regelmäßig zu unterstützen.

Faire Mode

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Kipepeo-Gründer Martin Kluck (l) und Sam Bond, der von Afrika aus für das Textillabel arbeitet, besuchen regelmäßig die Einrichtungen, die das Unternehmen mit dem Verkauf seiner Mode finanziell unterstützt.

2013 professionalisierte sich das sozial orientierte Unternehmen und bezog ein Büro in Stuttgart in unmittelbarer Nähe eines GOTS-zertifizierten Siebdruckateliers. Im selben Jahr schloss sich Kipepeo in Tansania mit BioSustain, einem zertifizierten Lieferanten für Bio-Baumwolle, sowie dem familiengeführten Textilproduzenten Sunflag zusammen. „Wir sind sehr eng in die Produktionsprozesse involviert und haben den Weg vom Baumwollfeld bis hin zum fertigen T-Shirt vor Ort selbst verfolgt“, berichtet Kluck. Über die Entstehungsgeschichte eines T-Shirts berichtet auch der 25-minütige Film Safari Ya T-Sheti, der auf der Kipepeo-Homepage zu sehen ist. Kluck: „Wir wollten zeigen, dass es in der Modeindustrie auch fair und nachhaltig zugehen kann. Die transparente Produktion hochwertiger Textilien im Ausland ist möglich. Außerdem ist es uns wichtig, auf Tansania als Produktionsstandort aufmerksam zu machen und die lokale Wirtschaft zu fördern.“

Mithilfe seiner Kooperationspartner hat Kipepeo sein Sortiment stark ausgebaut. Längst zählen nicht mehr nur T-Shirts aus 150 bis 180 g/m2 Single-Jersey, sondern auch Hoodies, Hosen, Röcke, Schals, Taschen, Gymbags, Mäppchen sowie Kinder- und Babykleidung zum Portfolio. 2018 haben sich die Stuttgarter schließlich im Nachbarland Kenia umgeschaut und dort mit Kiboko Leisure Wear einen weiteren ostafrikanischen Partner hinzugewonnen. In Zusammenarbeit mit dem 1996 von der Auswanderin Sabine Hüster gegründeten, WFTO-zertifizierten Textilbetrieb entstand die erste Kenia-Kollektion. Durch deren Verkauf wird – der Kipepeo-Philosophie folgend – das Kinderzentrum „Songa Mbele Na Masomo“ in Nairobi unterstützt. Die Non-Profit-Einrichtung beherbergt und unterrichtet Kinder und Jugendliche mit körperlichen und geistigen Einschränkungen und hilft Schulabbrechern, mit Fortbildungsmaßnahmen wieder in das staatliche Schulsystem zurückzufinden.

Individuelle Designs

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Das Jane Goodall Institut Deutschland wirbt mit T-Shirts von Kipepeo.

Die Motive auf den Textilien werden bis heute von Kindern gemalt, die in eine der von Kipepeo geförderten Schulen gehen. Kluck: „Die Zeichnungen stammen aus dem regulären Schulunterricht. Die Designs unserer ersten Kenia-Kollektion entstanden z.B. im Anschluss an einen von der StarKids Initiative organisierten Ausflug. Nach ihrer Rückkehr aus dem Safaripark haben die Kinder des ‚Songa Mbele Na Masomo‘-Inklusionsprojekts ihre Erlebnisse zu Papier gebracht. Später fanden die Zeichnungen dann ihren Weg auf unsere Textilien.“ Auf Wunsch fertigt Kipepeo ab einer Bestellmenge von 150 Stück auch T-Shirts mit speziellen Schnitten an, die entweder ohne Aufdruck oder mit individueller Veredelung geliefert werden. Das Branding per Siebdruck erfolgt in Stuttgart. Nachdem das junge Label im November 2013 einen ISPO-Award in der Kategorie „Social Awareness“ gewonnen hatte, durfte das Start-up z.B. Shirts für die Sportmesse ISPO München kreieren, auf denen ein kleines gezeichnetes Nilpferd seinen großen Auftritt hatte. Für das Jane Goodall Institut Deutschland entwickelte Kipepeo gleich eine gesamte Kollektion. Und auch hier gab es parallel eine besondere Auszeichnung: Kipepeo wurde die Ehre zuteil, die britische Tierforscherin und Umweltaktivistin Dr. Jane Goodall Ende 2016 auf einer Vortragsreise durch Süddeutschland zu begleiten und erhielt zudem den ersten „Make a Difference“-Award des Instituts. Auch einige deutsche Schulen haben im Rahmen von Nachhaltigkeitsprojekten bereits Textilien mit individuellen Aufdruck geordert, und seit dem ersten Auftritt der Stuttgarter auf der PromoTex Expo im Januar 2019 kommen auch erste Projekte in der Werbeartikelbranche ins Rollen.

Mit jedem neuen Auftrag macht Kipepeos Ansatz des fairen Handels, beruhend auf Fairness, Ökologie, Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung, sprichwörtlich immer weiter Schule. Ausgelernt hat das Label aber dennoch noch lange nicht. „Wir sind in Tansania und Kenia seit mittlerweile zehn Jahren bestens vernetzt, möchten unsere Kontakte aber noch weiter ausbauen und eine Produzentenvereinigung für die gesamte Region Ostafrika etablieren. So können wir unsere Erfahrungen weitergeben und langfristig auch anderen Textilern, die auf der Suche nach neuen Produktionspartnern sind, eine entsprechende Plattform bieten. Denn schließlich hilft jedes einzelne T-Shirt, das hier verkauft wird, den Menschen vor Ort.“

// Jasmin Oberdorfer

www.kipepeo-clothing.com

Bildquelle: Kipepeo-Clothing

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