Die auffälligste Veränderung im – oder genauer am – Hause Fare entdeckt man schon beim Abbiegen auf das Firmengelände: Der Remscheider Schirmspezialist trumpft mit einem großzügigen Neubau auf. Doch auch jenseits der glänzenden Front hat sich seit dem 60-jährigen Jubiläum im Jahr 2015 so einiges getan: Ein Ausbildungsprogramm, B2B- und B2C-Shops, Dutzende Produktinnovationen und viele Anstrengungen in Richtung Nachhaltigkeit und Produktqualität machen Fare fit für die Zukunft.

FARE Aussen 9735 - Fare: Schirmherren mit Vision

Ein Prestigeprojekt, ein Meilenstein in der Firmengeschichte und eine große Investition für eine hoffentlich regen- und erfolgreiche Zukunft: Im Juli 2019 wurde der Neubau des Schirmspezialisten Fare am Remscheider Firmensitz offiziell eingeweiht. Beim Betreten des imposanten Gebäudes fällt sofort das Fare-Logo ins Auge, und die in einem Display arrangierten Produkthighlights lassen keinen Zweifel daran, was Fare unter diesem neuen Dach kreiert. In der Gestaltung des 1.000 m2 großen Gebäudes präsentieren sich die Remscheider ebenso detailverliebt, design- und zukunftsorientiert wie bei ihren Schirmmodellen. Ein offenes Foyer, hohe Decken und eine stylishe, minimalistisch anmutende Einrichtung prägen den Bau. Leuchtende Farbakzente treffen auf klare Linien, aufgelockert von verspielten Details – wie etwa, dass sich die geriffelte Struktur der Fassade im Inneren des Foyers fortsetzt. Das Ergebnis ist eine helle, freundliche Leichtigkeit, die ganz vergessen lässt, wie kompliziert sich der Bau gestaltete. „Die Bauphase vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung dauerte fast zwei Jahre“, erinnert sich Fare-Geschäftsführer Volker Griesel. Die Schwierigkeit bestand u.a. darin, die bereits bestehenden Firmengebäude von 2001 und 2009 zu einer Einheit zu verbinden und dabei die unterschiedlichen Höhenniveaus am bergigen Standort zu überwinden. „Wir haben viel Wert auf eine durchgehende Fassade gelegt und wollten, dass auch im Inneren der Übergang von einem Trakt zum nächsten fließend ist“, so Griesel.

Alle unter einem Dach

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Geschäftsführer Volker Griesel zeigt stolz einen der vielen Vorzüge des neuen, großzügigen Showrooms: ausziehbare Fächer für die unzähligen Schirmmodelle.

Fließende Übergänge sind nicht nur für die Optik entscheidend, auch die internen Prozesse und die Kommunikation zwischen den jeweiligen Teams sollen durch die Zusammenführung vereinfacht werden. Sieben neu entstandene Büros bieten zudem Raum für 16 neue Mitarbeiter. Damit die Infrastruktur weiterhin optimal funktioniert, wurden darüber hinaus eine neue LKW-Zufahrt sowie ein zusätzlicher Mitarbeiter-Parkplatz mit 27 Stellplätzen geschaffen. Die stetige Expansion der vergangenen Jahre machte eine räumliche Erweiterung dringend notwendig. Insgesamt ist das Fare-Team von ca. 40 Mitarbeitern in 2015 auf derzeit rund 60 Personen angewachsen. Und das ist bei Weitem nicht das Einzige, was sich in den letzten fünf Jahren bei den Remscheidern getan hat. So wurden trotz der Umbauphase zahlreiche aufwendige Großprojekte vorangetrieben. „Da die Anforderungen an die Produkte deutlich gestiegen sind, haben wir u.a. ein umfassendes Qualitätsmanagement aufgebaut – ein sehr zeit- und personalintensiver Prozess“, konstatiert Griesel. Prokurist und Vertriebsleiter Günter Schmidt ergänzt: „Wir beobachten eine klare Tendenz hin zu mehr Qualitätsbewusstsein beim Anwender. Marken wollen ihren Wert mit ebenso hochwertigen Botschaftern hervorheben und verstärkt mit nachhaltig produzierten Schirmen werben.“

Qualität verpflichtet

Die Herstellung der in Remscheid konzipierten Schirmmodelle erfolgt bei Partnerfirmen in China, die z.T. seit Jahrzehnten für Fare tätig sind. Da Regenschirme in aufwendiger Handarbeit je nach Modell aus über 100 Einzelteilen entstehen und die Fabriken mit vielen Vorlieferanten zusammenarbeiten, stellt das lückenlose Supply-Chain-Management eine große Herausforderung dar. Die Produktionsstätten werden regelmäßig überprüft – zum einen von externen Prüfinstituten, zum anderen von Fare-Mitarbeitern vor Ort. Als Mitglied der JCK-Holding, zu der auch die Werbeartikellieferanten Daiber, Halfar, Karlowsky, mbw und SND gehören, profitiert Fare vom JCK-Büro in China und kann zudem über das angegliederte, unabhängig-akkreditierte Labor Labtech in der Produktion verwendete Materialien chemisch analysieren. Sämtliche Produktionsstätten für die Regenschirmfertigung wurden nach den Anforderungen der amfori BSCI auditiert und verfügen über ein gültiges Auditergebnis – laut Griesel eine Quote, die kaum ein anderes Unternehmen in der Werbeartikelbranche erfüllt.

Für die schnelle, flexible Auftragsabwicklung auch großer Aufträge hält Fare durchschnittlich ca. 2 Mio. Schirme auf Lager. Die individuelle Gestaltung z.B. per Doming, Lasergravur oder effektvollem Colormagic-Farbwechsel erfolgt ebenfalls bei Partnerfirmen im Umkreis, die besonders häufig gefragte Veredelung per Siebdruck führt u.a. ein Partnerunternehmen direkt am Remscheider Standort durch. „Wir produzieren nachhaltig, prüfen unzählige Faktoren im Hintergrund und sorgen nicht zuletzt mit herausragendem Service dafür, dass unsere Wiederholungsquote bei den Bestellungen sehr hoch und die Reklamationsquote verschwindend gering ist“, so Schmidt.

Druckbeispiel VELUX fensterkeil - Fare: Schirmherren mit Vision
Fare IMG 0082 LM - Fare: Schirmherren mit Vision
Zusätzlich zu den ca. 120 Schirmmodellen im Sortiment setzt Fare regelmäßig Sonderanfertigungen um, die mit besonderen Details punkten. So zeigt das Velux-Modell die Expertise des Spezialisten für Dachfensterlösungen auf einen (Durch-)Blick (l). Die Schirme für den Werkzeughersteller Makita punkten mit CI-farbener Paspelierung (r).

Jenseits der Produktionsbedingungen und der chemischen Unbedenklichkeit der eingesetzten Materialien spielen die Produkteigenschaften eine entscheidende Rolle. Eine Vielzahl der Top-Modelle ist auf Qualitätsmerkmale wie Windsicherheit, die Bruchsicherheit des Gestells, die Bedienungsfreundlichkeit und die Flexibilität der Schienenkonstruktion TÜV-geprüft. Das Verfahren haben die „Schirmherren“ in den 1990er Jahren gemeinsam mit dem TÜV entwickelt, da es bis dahin keine einheitlichen Gebrauchsprüfungen für Regenschirme gab. „Hier haben wir unser Fachwissen rund um den Schirm einfließen lassen, um für unsere immer weiter wachsende Produktpalette Prüfmechanismen zu erarbeiten und uns so als Markenhersteller zu etablieren“, berichtet Griesel. Die damals vorherrschenden Qualitätsstandards und die angebotene Produktvielfalt lassen sich nicht mit heutigen Ansprüchen vereinen.

Im Prinzip gab es, so Griesel, nicht mehr als fünf einfache Modelle in der Branche. Seit seinem Eintritt ins Unternehmen 1991 und der später erfolgten Übernahme der Geschäftsführung von seinem Vater Gerhard treibt Volker Griesel die Entwicklung neuer Modelle voran und erweitert das Unternehmen quasi Schirm für Schirm. „Mitte der 1990er Jahre waren es schon 20, jetzt sind wir bei ca. 120 verschiedenen Schirmen im Sortiment“, resümiert Griesel. „Jedes Jahr entwerfen wir etwa ein Dutzend Neuheiten, die dann aufwendig geprüft werden – bis zur Produktreife vergeht etwa ein Jahr. Innovationskraft und Produktqualität gehen bei Fare Hand in Hand“, fügt Andreas Schumann, seit 2016 Marketingleiter in Remscheid, hinzu.

Gewusst wie

Nach zwei mit dem Red Dot Award ausgezeichneten Novitäten für 2019 können sich auch die in den letzten Monaten perfektionierten Neuerscheinungen für 2020 sehen lassen. Hier stechen u.a. ein transparenter Gästeschirm, ein Modell mit individuell befüllbarem Griff sowie ein Taschenschirm mit farbig lackiertem Stock hervor. Ihr umfassendes Know-how beweisen die Remscheider darüber hinaus beim neuen water-Save-Bezugsmaterial – und setzen zugleich Maßstäbe in puncto Nachhaltigkeit: Das Garn für den neuen Stoff wird aus recyceltem Kunststoff gewonnen und noch vor der Weiterverarbeitung eingefärbt, was deutlich wasser- und energiesparender abläuft als das Färben des fertigen Stoffs. So reduziert das umweltfreundliche Material den CO2-Ausstoß in der Produktion um 60%, den Energieverbrauch um 70% und den Klärschlammausstoß um 98%; pro Schirm werden rund 6 l Wasser bei der Herstellung eingespart. Ab 2020 ist das Bezugsmaterial in Schwarz bei einigen Topsellern und neuen Produkten erhältlich; zukünftig ist die Umstellung aller schwarzen Bezugsstoffe auf water-Save geplant.

Damit die gleichermaßen kreativen wie nachhaltigen Errungenschaften ins rechte Licht gerückt werden können, betritt Fare auch im Marketing neue Wege. „Zusätzlich zu unserem Factbook, das alle Produktvorzüge im Detail auflistet, haben wir vor zwei Jahren erstmals das Stylebook aufgelegt und geben den Werbeartikelhändlern so auf gut 30 Seiten ein übersichtliches, attraktives Marketinginstrument an die Hand, das ihren Industriekunden Lust auf mehr macht“, merkt Schumann an. Dass Fare mit seinen Schirmen Begehrlichkeiten wecken kann, zeigt nicht zuletzt die 2016 kreierte Marke Fabrella für den B2C-Bereich. Hier wurden ein eigener Webauftritt und ein Online-Shop geschaffen, über den die Modelle der Remscheider für Privatkunden ab einem Stück erhältlich sind. „Unser Fokus liegt aber natürlich nach wie vor klar auf dem B2B-Bereich, für den wir ebenfalls unseren Shop neu aufgesetzt haben“, konstatiert Schumann.

FARE Innen 0083P3 - Fare: Schirmherren mit Vision
Empfang Sunshine Treppe - Fare: Schirmherren mit Vision
Foyer und Treppenhaus kaschieren den Höhenunterschied der verbundenen Firmengebäude geschickt. Ebenso offen und freundlich präsentieren sich die Cafeteria und die Mitarbeiterlounge.

Eine besonders aufwendige Investition in die digitale Infrastruktur, die die Zusammenarbeit mit Handelspartnern erleichtern und das Unternehmen zukunftssicher machen soll, kommt ab 2020 zum Tragen: Für die optimale Prozesssteuerung wird Fare gemeinsam mit den Partnern der Choice-Gruppe ein neues ERP-System implementieren. „Die Planung und Umsetzung eines solchen Systems bindet sehr viele interne Ressourcen und erfordert natürlich auch Fachwissen jenseits des Schirmbereichs“, konstatiert Griesel. Um das benötigte Know-how unter einem Dach zu bündeln und das nachhaltige Wachstum des Unternehmens zu fördern, wirbt Fare aktiv Fachkräfte an und hat jüngst Ausbildungsstellen geschaffen: Seit September 2019 bilden die Remscheider Kaufleute im E-Commerce sowie Fachkräfte in der Lagerlogistik aus und beschäftigen einen Mitarbeiter, der ein Duales Studium mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik absolviert.

Auch bezogen aufs Recruiting und die Zufriedenheit der Mitarbeiter erweist sich der Neubau als sinnvolle Zukunftsinvestition. „Wenn man als Arbeitgeber seinen Standort abseits der großen Metropolen hat, muss man sich in Zeiten des Fachkräftemangels etwas einfallen lassen“, so Griesel. Daher bietet der Bau jenseits des repräsentativen State-of-the-Art-Showrooms und der technisch bestens ausgestatteten Besprechungsräume attraktive Büros sowie eine neue Cafeteria mit Kaffeebar und einem großzügigen Aufenthaltsraum mit Aussicht ins Grüne – für Volker Griesel eines der Highlights des Gebäudes: „Alle großen Projekte – vom Qualitätsmanagement über das ERP-System bis hin zur Neustrukturierung unseres Vertriebs im letzten Jahr – mussten wir in einer Großbaustelle realisieren. Das hat durchaus Kraft und Nerven gekostet. Aber wenn ich den Blick durch die neu geschaffenen Räume schweifen lasse, besteht für mich kein Zweifel – wir sind für die Zukunft rundum gut aufgestellt.“

// Claudia Pfeifer

www.fare.de

Fotos: Laura Müller (1), Claudia Pfeifer (1), © WA Media; Fare (2); Antje Schröder (2)

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