eppi134 Slider 965x355 - Die Corona-Krise und die Werbeartikelbranche

Mit ungekannter Wucht trifft die Corona-Krise auch die internationale Werbeartikelbranche. Viele Akteure sprechen von den schwierigsten Zeiten, die sie je erlebt haben. Die Angst ist greifbar: vor dem Virus, aber auch vor dem Absturz der Wirtschaft. Der weitgehende Shutdown in großen Teilen Europas hat die Städte stillgelegt, in der Wirtschaft kommt jedoch keine Ruhe auf. Im Gegenteil: Täglich, beinahe stündlich, müssen sich Lieferanten und Händler auf neue Bedingungen einstellen, sehen sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Das macht das Unterfangen, einen aktuellen Lagebericht abzugeben, beinahe unmöglich. Als Informationsdienstleister der Branche haben die Werbeartikel Nachrichten dennoch versucht, ein Stimmungsbild eingefangen. Zur Einordnung: Die abgedruckten Statements wurden in der Zeit vom 18. bis zum 24. März 2020 freigegeben, das genaue Datum der Freigabe ist dem jeweiligen Statement zugeordnet. Die nachfolgende Analyse fokussiert v.a. auf die Lage in Fernost und das Importgeschäft.

John Ironmonger ist promovierter Zoologe, internationaler IT-Experte und passionierter Schriftsteller. Der Brite scheint jedoch auch über prophetische Fähigkeiten zu verfügen: 2015 veröffentlichte er unter dem Titel Not forgetting the Whale (dt.: Der Wal und das Ende der Welt) einen Roman, der einem in Zeiten der Corona-Krise gespenstisch aktuell vorkommt. Die Handlung spielt in einem abgelegenen Küstendorf Englands, das wie die ganze Welt im Chaos versinkt, als sich eine neuartige Form von Grippe-Erregern von Indonesien aus rasch über den ganzen Erdball verbreitet und zahlreiche Todesopfer fordert. Das Dorf schottet sich ab, die Hauptfigur Joe – ein Banker aus London – organisiert XXL-Hamsterkäufe in den umliegenden Großmärkten und stapelt sie im Kirchturm des Dorfes, die Börsen krachen ein, die Wirtschaft kommt zum Erliegen, die Verbindungen zur Außenwelt werden gekappt, um die Ansteckungsraten gering zu halten. Soweit die Fiktion. Und die Realität im Jahr 2020? Sie sieht verblüffend ähnlich aus. Nur, dass es sich dann doch ganz anders anfühlt, wenn man leibhaftig mitten in die „schwierigste Lage seit 1945“ (Angela Merkel) hineinkatapultiert wird, wenn es plötzlich darum geht, in den „Krieg“ (Emmanuel Macron) gegen ein Virus zu ziehen, statt auf der Couch mit einem wohlig-schaurigen Gefühl darüber zu lesen. Die Corona-Krise zieht jeden in ihren Bann, macht uns alle zu Betroffenen, ja Akteuren. Und auch wenn die politische Rhetorik an der einen oder anderen Stelle übertrieben ist, wenn das fortwährende Raunen und Menetekeln eher schadet und sensible Gemüter weiter verunsichern mag – es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Lage, in der wir uns befinden, unvergleichlich ist. Es hat weit schlimmere Katastrophen in der Menschheitsgeschichte gegeben, doch einen globalen Stillstand als Folge einer Pandemie hat die Welt noch nicht erlebt. Das macht es so schwierig, die Krise einzuschätzen, es gibt keine Blaupause, an der man sich orientieren kann.

Von Wuhan in die Welt

corona 1 - Die Corona-Krise und die WerbeartikelbrancheIn Ironmongers Roman bricht die Pandemie in Indonesien aus, in der Wirklichkeit geschah dies in China, genauer in der mittlerweile berühmt-berüchtigten Millionenstadt Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei. Die Weltöffentlichkeit nahm erstmals im Januar 2020 Notiz von der sich in China ausbreitenden Epidemie, tatsächlich wurden die ersten Fälle bereits Ende Dezember 2019 beschrieben, daher auch der Name COVID-19 (eine Abkürzung für corona virus disease 2019). Zunächst dachten viele Europäer, es handele sich bei der Krankheit um ein chinesisches, allenfalls asiatisches Problem – ähnlich wie die SARS-Epidemie 2003 –, zumal die auslösenden Corona-Virenstämme (SARS-CoV und SARS-CoV-2) eng verwandt zu sein scheinen. Die größte Sorge galt damals dem Importgeschäft und einer möglichen Eintrübung der Konjunktur in China. Zwei Monate später wirken diese Probleme geradezu lächerlich gegenüber den Herausforderungen, die sich auftun, seitdem der SARS-CoV-2-Erreger über Italien seinen Weg nach Europa fand. Und doch hat schon der Ausbruch von COVID-19 in China die Werbeartikelwirtschaft vor enorme Herausforderungen gestellt und deutliche Spuren hinterlassen.

Wuhan und die umliegende Provinz Hubei gehören zu den wichtigen Produktionszentren des Landes. Autobauer wie Nissan oder Honda haben hier große Fabriken, hier entstehen wichtige Komponenten für die Techindustrie, hier werden aber auch Produkte für die Werbeartikelbranche hergestellt. Ohnehin hat sich die in Wuhan begonnene Krise bald im ganzen Land bemerkbar gemacht – v.a., weil die chinesische Regierung eine rigide Eindämmungspolitik verfolgte und Menschen im ganzen Land dazu anhielt „zu Hause zu bleiben, sodass das Leben in vielen Städten zum Stillstand kam“ (Hendrik Boeing, Brandcraft). Mitte Februar, rund drei Wochen nach Chinese New Year, meldete die New York Times, dass in den chinesischen Provinzen und Großstädten mindestens 750 Mio. Menschen unter Quarantäne stünden. Zudem wurden Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst zum sogenannten „Freiwilligendient zur Bekämpfung des Coronavirus“ verpflichtet. Die Fabriken standen folgerichtig leer, insgesamt, schätzen Importeure, dauerte die Zwangspause rund sechs Wochen. Selbst dort, wo die Mitarbeiter zurückkehrten, konnte oft nicht produziert werden, weil es an der notwendigen Ausrüstung – insbesondere Mundschutzmasken – fehlte. Erfahrene Importeure rechnen rund um Chinese New Year immer mit Lieferverzögerungen und haben die Lager dementsprechend gut gefüllt, sodass zu Beginn die Stellen, wo es zu Verzögerungen kam, gut abgefedert werden konnten. Allerdings hatte niemand mit so langen Ausfallzeiten gerechnet. „Auf diese Situation konnte sich kein Importeur vorbereiten“ (Klaus Ritzer, Verticas).

Noch problematischer war die Situation im häufig termingebundenen Projektgeschäft. Viele Aufträge mussten storniert werden, mit jedem Kunden einzelne Abmachungen getroffen werden. Mittlerweile hat sich die Lage in China etwas entspannt, der „Höhepunkt der Krise scheint überwunden“ (Aneta Niciak, Refloactive). Viele Arbeiter konnten zurück zu ihren Factorys, die Importbüros auf dem Festland und in Hongkong sind seit einiger Zeit zumindest im Homeoffice wieder ansprechbar. Am 24. März wurde die Abriegelung der Provinz Hubei aufgehoben, ab dem 8. April sollen auch die Menschen in der Millionenmetropole Wuhan die Stadt wieder verlassen dürfen. In anderen Provinzen wurden die Quarantäneregelungen schon früher gelockert, sodass sich die Fabriken langsam wieder füllen. „Derzeit sind etwa 90% unserer Lieferanten wieder aktiv“, konstatiert Wolfgang Bosch, Mitraco. Dennoch sind Reibungsverluste zu verzeichnen, oft fehlt es an den Vorlieferanten, kann z.B. der Schirmfabrikant zwar wieder arbeiten, hat aber noch keine Griffe. „Sämtliche Lieferketten, insbesondere auch die Zulieferstufe, sind in Unordnung geraten“ (Ritzer).

Logistikprobleme

Auch wenn sich seit Mitte März die Gesamtsituation in China insgesamt schneller als erwartet verbessert, läuft die sonst gut geölte Logistikmaschinerie bislang nur sehr langsam wieder an, der innerchinesische Transportverkehr z.B. fährt noch auf Sparflamme. „Das größte Problem ist es, die Ware überhaupt zum Hafen zu bringen“ (Ritzer). Aber selbst wenn sie dort ist, ist sie noch lange nicht außer Landes. Gibt es noch unterschiedliche Erfahrungen, was die Abwicklung der Zollmodalitäten und die Einsatzfähigkeit der Zöllner angeht, sind sich die Importeure weitestgehend einig, dass ein enormer Engpass bei der Luftund Seefracht besteht. „Einige Big Player haben große Kapazitäten geblockt, durch den Wegfall des Personenflugverkehrs aus China gehen weitere Frachtkapazitäten verloren“ (Marcus Sperber, elasto). In der Folge schnellen die Frachtpreise gerade in exorbitante Höhen, „ein Plus von 300 bis 400% ist normal und für die allermeisten Kunden nicht darstellbar“ (Ritzer). Produktionsbesichtigungen sind derzeit unmöglich, auch die Teilnahme an den Fernostmessen haben die allermeisten Branchenplayer auf den Herbst verlegt. Während die Canton Fair im April tatsächlich stattfinden soll, wurde die Hong Kong Gifts and Premium Fair auf Mitte Juli verlegt. Vielen Importeuren ist auch das noch zu früh, weil sie aufgrund der Situation in China einen Innovationsstau vermuten. Wer, heißt es, hätte derzeit noch Gelegenheit, neue Produkte zu entwickeln? Und welche Produkte könnten das sein? So viel scheint sicher: Die Corona-Krise hat auch den Bedarf an Artikeln durcheinandergeschüttelt. Wenn es derzeit Anfragen nach Artikeln gibt, so drehen sie sich um Schutzausrüstung, Pflegebedarf und Lebensmittelversorgung.

Als wäre das alles nicht genug, muss sich die Branche auch noch gegen Vorurteile wehren: Seit dem Ausbruch von COVID-19 unterliegen chinesische Waren bei manchen Verbrauchern, aber auch bei Einkäufern von Unternehmen dem Generalverdacht, virenbelastet zu sein. Längst haben verschiedene offizielle Stellen bestätigt, dass sich die Viren auf Oberflächen keineswegs über den langen Transportweg aus Fernost halten können. Zudem ist gar nicht klar, ob der Erreger über Oberflächenberührungen übertragen werden kann und dabei auch infektiös bleibt. Doch die Gemüter beruhigt das keineswegs. Krankheiten schüren Ängste, emotionalisieren die Diskussionen und verführen zu irrationalen Handlungen und Haltungen.

Weltweite Rezession

Die Lage in Fernost war kompliziert und wird es auch noch länger bleiben. Aber „verlängerte Lieferzeiten und Engpässe sind ein vergleichsweise geringes Problem – viel schlimmer ist die weltweite Rezession, die uns droht“ (Anna Ghiraldini, Cipi). Seitdem sich das Virus ausgebreitet und sich COVID-19 zu einer Pandemie ausgeweitet hat, die sich über den ganzen Erdball zieht, ist die Welt eine andere geworden. Am stärksten wütet das Virus in Italien: Das Land meldete am 24. März 63.927 Infizierte und 6.077 Tote, das waren schon fast doppelt so viele Todesfälle wie in China. „Die Lage ist extrem“ (Federico Vitolo, NBL Vitolo), das „gesamte Land unter strengen Bewegungseinschränkungen abgeriegelt“ (Ghiraldini). Die Folgen für die Wirtschaft sind desaströs, seit dem 22. März müssen alle nicht-systemrelevanten Unternehmen in Italien sogar ihren Betrieb vorübergehend komplett einstellen. Schon vorher galt: „Alle kurzfristigen Aktivitäten sind bis auf weiteres eingefroren und werden es bis mindestens Juni oder Juli bleiben“ (Ghiraldini). „Die Corona-Pandemie wird zu einer schlimmeren Krise führen, als wir sie nach 2008 durchlitten haben. Was wir gerade in Italien erleben, wird später überall in Europa und in vielen Ländern eintreten“ (Vitolo). Vitolos Prognose erweist sich bereits zumindest in Teilen als zutreffend. Spanien hat es ähnlich schlimm erwischt wie Italien, in anderen Ländern scheint es so, als könnten die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie vielleicht die ganz großen Härten für das Gesundheitssystem abfedern. Die Wirtschaft jedoch kommt überall binnen kürzester Zeit zum Erliegen. Die Aktienindizes brechen ein, die Autobranche stoppt ihre Produktionen, Fluggesellschaften streichen Flüge in schwindelerregenden Zahlen, große Reiseveranstalter melden vorsorglich schon mal an, staatliche Hilfe zu benötigen. Fast überall mussten die Läden im stationären Einzelhandel schließen – und viele werden wohl auch nach der Krise geschlossen bleiben müssen. Profisportler und Kulturschaffende können ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen, Gastrobetriebe müssen dicht machen, die für den Werbeartikelmarkt so wichtige Klientel der Klein- und Kleinstunternehmen ist reihenweise vom Aus bedroht.

corona 2 - Die Corona-Krise und die Werbeartikelbranche
corona 3 - Die Corona-Krise und die Werbeartikelbranche
Auch der Komplettausfall von Messen ist für die Branche problematisch – denn Messen sind ja wichtige Anlässe für den Einsatz haptischer Werbung. Und die brancheneigenen Veranstaltungen, die ebenfalls in großer Zahl auf spätere Zeitpunkte verschoben werden mussten, fehlen als Umsatzbeschleuniger. Dass die binneneuropäischen Grenzen dicht machen, erschwert den Export, dass Geschäftsreisen und damit verbunden Außendienstbesuche fast durchgängig ausgesetzt werden, die Kommunikation in einer Branche, die „von intensiven Interaktionen und häufigen Kontakten geprägt ist“ (Ralf Oster, PF Concept). Die Corona-Krise, sagen viele, wird die Werbeartikelwelt nachhaltig verändern.

Alltag in Krisenzeiten

Doch erst einmal gilt es – vielfach vom Homeoffice aus –, die derzeitige Situation zu meistern. Und das ist schwer, trotz der angebotenen staatlichen Hilfen. Seit der in vielen Ländern Europas verordneten Beschränkungen für Sozialkontakte ist auch das Werbeartikelbusiness praktisch zum Stillstand gekommen, der Auftragseingang „richtig abgerissen“ (Sperber) und schlagartig „beinahe auf Null zurückgefahren“ (Bosch). Viele Unternehmen werden Liquiditätsprobleme bekommen, zahlreiche Lieferanten und Händler haben bereits Kurzarbeit angemeldet. Neben diesen wirtschaftlich existenziellen Sorgen gilt es nun auch, den Alltag zu managen, Telearbeit zu organisieren, Redundanzen in Teams zu schaffen, um gegen Corona-Quarantäne-Fälle gewappnet zu sein, u.v.m. Die Corona-Krise stellt die Branche vor nie gesehene Aufgaben, das Thema wird alle Marktteilnehmer weiter begleiten und sich auch durch die nächsten Ausgaben der WA Nachrichten ziehen. Der Ausgang ist ungewiss, die Branche jedoch hat oft gezeigt, auch mit widrigen Umständen zurechtzukommen.

Ironmongers Roman übrigens hat ein Happy End. Die Dorfbewohner überleben die Pandemie, auch weil – fast schon biblisch – just in dem Augenblick ein Wal strandet, als die Hamstervorräte im Kirchturm zur Neige gehen und eine Hungersnot droht. Auf eine solche Fügung sollte man in der Realität nicht bauen, zumal es eher keine so gute Idee ist, einen angeschwemmten Wal zu verzehren. Aber das Dorf rettet sich auch, weil es gelingt, die Animositäten untereinander zu beseitigen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Das Zauberwort heißt Solidarität. Und daran darf man sich auch in der Corona-Krise der realen Welt durchaus ein Beispiel nehmen.

// Mischa Delbrouck

Illustration: Jens C. Friedrich, © WA Media; Fotos: Shutterstock.com (3)

Ausführliche Statements: 

h boeing - Die Corona-Krise und die WerbeartikelbrancheDie Kombination aus Chinese New Year und Corona war natürlich fatal, da sich die Zwangspause so auf mehr als sechs Wochen ausgedehnt hat. In bestimmten Gebieten hat die chinesische Regierung die Menschen dazu angehalten, zu Hause zu bleiben, sodass das Leben in vielen Städten zum Stillstand kam. Niemand durfte arbeiten, es wurde keine Ware verschickt. Wir kalkulieren allerdings immer einen Zeitpuffer mit ein, sodass unsere Kunden im aktuellen Fall nicht die Leidtragenden sind. Seit Ende Februar arbeiten unsere Fabriken wieder auf Hochtouren und holen so einiges auf. In puncto Sicherheitsmaßnahmen und Vermeidung von Neuinfektionen ist China sehr aktiv, und es scheint so, als wäre dort die Corona-Pandemie zeitnah überstanden. Wir reisen bis auf Weiteres nicht nach China und die Kollegen in den Büros in Shenzhen und Hong Kong auch nicht nach Deutschland – Sicherheit geht vor. Zudem sind unsere Prozesse so eingespielt, dass die Zusammenarbeit auch ohne persönliche Absprache vor Ort verbindlich funktioniert. Insbesondere bei Echtlederprodukten arbeiten wir zudem mittlerweile verstärkt mit Produzenten in Europa zusammen, sodass wir Ausweichmöglichkeiten haben und sich unsere Kunden auf die zugesagte Lieferung verlassen können.

Im Logistikbereich haben wir bis dato keine negativen Auswirkungen gespürt. Wir erhalten schon wieder wöchentlich Luftfracht, die ganz normal abgewickelt wird. Allerdings ist das Frachtaufkommen aktuell recht hoch, was sich deutlich im Preis bemerkbar macht. Zur Seefracht können wir nichts sagen, da wir aktuell nur auf den Luftverkehr setzen, um unsere Terminschienen einzuhalten. Wir sind davon überzeugt, dass auch Europa von der Corona-Krise nicht verschont bleiben wird. Das wird sich sicherlich stark auf die Nachfrage nach Premium-Werbeartikeln auswirken, da unsere Kunden, besonders in den Bereichen Hotel und Automobil, natürlich verhaltener agieren werden. Auch wenn die Folgen längerfristig spürbar sein werden, gehen wir davon aus, dass sich der Markt über den Sommer wieder erholt.

a niciak - Die Corona-Krise und die WerbeartikelbrancheDie Corona-Pandemie ist zu einem globalen Problem geworden, dessen Folgen schwer zu prognostizieren sind. Als europäischer Hersteller von reflektierenden Produkten haben wir alle Richtlinien, Empfehlungen und Warnungen des Gesundheitsministeriums berücksichtigt und, wo möglich, unsere Angestellten ins Homeoffice geschickt. Für einen ungestörten Ablauf der Produktion vor Ort haben wir strikte Sicherheitsprozesse eingeführt und Desinfektionsmittel bereitgestellt. Ein positiver Effekt ist, dass sich aufgrund der unsicheren Lage in China in den letzten Monaten viele europäische Kunden für unsere Produkte entschieden haben. Natürlich sind auch in Europa viele Branchen von der Corona-Krise betroffen und mussten oder müssen ihre Betriebe zeitweise schließen. Aber das betrifft nicht alle Industriezweige. Hersteller aus der Lebensmittelindustrie, von Medizinbedarf oder Hygieneprodukten z.B. verzeichnen große Umsatzsteigerungen. Da unsere Produkte branchenübergreifend einsetzbar sind, bleiben wir zuversichtlich. Unsere Liquidität ist nicht bedroht. Zum Glück ist unser Zulieferer Reflomax bisher ebenfalls von der Krise weitestgehend verschont geblieben, trotz des Firmenstandorts in Südkorea. Das Unternehmen hat umgehend alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, und die Produktion ist nicht eingeschränkt. Südkorea ist ein sehr diszipliniertes Land, das den plötzlichen Ausbruch der Epidemie gut in den Griff bekommen hat. Auch mit der Logistik aus Fernost verzeichnen wir keine Komplikationen. In China scheint der Höhepunkt der Krise bereits überwunden, die Regierung und die Wirtschaft vor Ort scheinen alles daran zu setzen, die Ausfälle der vergangenen Monate schnellstmöglich aufzuholen.

Jetzt hat Europa das größere Problem: Der Absatzmarkt ist hier größtenteils – schätzungsweise um 80% – eingebrochen, es herrscht allgemeines Abwarten. Wenn Einkäufe getätigt werden, dann aber nicht in Fernost. Fest steht: Die Welt nach der Corona-Pandemie wird eine andere sein – das gilt selbstverständlich auch für die Werbeartikelbranche. Die Frage ist, wie und wann sich die Branche neu definieren wird. Seit Jahren wird über Nachhaltigkeit, Qualität und Zweckmäßigkeit von Werbeartikeln diskutiert. Durch das Corona-Virus zwingt uns die Natur gewissermaßen dazu, uns Gedanken über den Werbeartikel der Zukunft und unsere Produktionsbedingungen zu machen.

r oster - Die Corona-Krise und die WerbeartikelbrancheBei PF Concept gilt unsere Priorität der Sicherheit und Gesundheit unserer Kollegen und Kunden sowie der Kontinuität unserer Geschäftstätigkeit. In Übereinstimmung mit den jeweils geltenden nationalen Vorschriften haben wir beschlossen, in allen unseren Büros Homeoffice einzuführen. Unsere Kundenbetreuer sind angewiesen, ihre Kunden nicht mehr zu besuchen. So können wir die internationalen Bemühungen zur Eindämmung des Virus bestmöglich unterstützen. In der Werbeartikelbranche, die von intensiven Interaktionen und häufigen Kontakten geprägt ist, verändern diese Maßnahmen die Art und Weise, wie wir Geschäfte machen. Deshalb haben wir besondere Sorge getragen, auch bei der Arbeit von zu Hause aus so gut wie möglich telefonisch erreichbar zu bleiben. Diese Krise ist jedoch vielleicht auch der richtige Zeitpunkt, um den Übergang zu neuen Kommunikationskanälen zu beschleunigen. Wir bitten unsere Kunden deshalb, nach Möglichkeit auf digitalem Weg Kontakt aufzunehmen – entweder per E-Mail oder über den PF Store unter www.pfconcept.com. Dort finden sich sämtliche Informationen zu Produkten, Preisen und Lagerbeständen sowie zu Bestellungen und deren Nachverfolgung.

Unsere Fabriken sind weiterhin in Betrieb und stellen die Auftragsbearbeitung sicher. Wir tun alles, um die Produktion in Gang zu halten. Aufgrund der dynamischen Entwicklungen beurteilen wir die Situation kurzfristig von Tag zu Tag. Der beste und schnellste Weg, um über die Vorlaufzeiten in der Produktion auf dem neuesten Stand zu bleiben, führt über den PF Store, wo die Vorlaufzeiten für jedes Produkt und jede Veredelungstechnik ständig aktualisiert werden. Unsere Bewunderung gilt allen, die sich unter diesen schwierigen Umständen umeinander kümmern, ob zu Hause, bei der Arbeit oder in den Krankenhäusern. Gemeinsam können wir einen Unterschied machen!

m sperber - Die Corona-Krise und die WerbeartikelbrancheDie Corona-Krise fordert mich als Firmenchef einerseits und Vorsitzender des THW-Ortsverbands Lauf-Nürnberger Land andererseits gleich doppelt. Jeden Tag ergeben sich neue Meldungen und Sachlagen, die uns vor komplett neue Herausforderungen stellen. Zu Beginn ist die Pandemie massiv unterschätzt worden. Viele – auch ich – dachten, es handele sich um eine auch von den Medien ausgelöste Hysterie. Doch die Befürchtungen haben sich alle bewahrheitet. Da rollt etwas auf uns zu, was ich noch nie erlebt habe. COVID-19 wird in unserer Branche wie im gesamten Geschäftsleben tiefe Einschnitte hinterlassen. Es werden nur die Unternehmen überleben können, die in der Vergangenheit gut gewirtschaftet haben und über entsprechende finanzielle Rücklagen verfügen. Cash is King. Alle sind jetzt gezwungen, die Kosten drastisch zu reduzieren. Wir haben in unserem Betrieb bereits teilweise Kurzarbeit angemeldet in der Hoffnung, so möglichst wenige Arbeitsplätze zu verlieren. Ich muss sagen, die Landes- und die Bundesregierungen machen das gerade gut: Sie gewähren großzügige Unterstützungen, um möglichst viel Schaden von der Wirtschaft abwenden zu können.

Fast täglich haben wir im Betrieb neue Corona-Verdachtsfälle. Bislang sind alle negativ ausgefallen, aber das sorgt natürlich auch für Unruhe und emotionale Anspannung. Wir fahren derzeit einen Mischbetrieb: Manche Produktionsbereiche wie der Werkzeugbau sind auf zwei Monate ausgelastet, auch der Spritzguss hat noch gut zu tun. Wir haben die Produktionen so aufgeteilt, dass wir in mehr unterschiedlichen Schichten arbeiten, sodass wenige Mitarbeiter gleichzeitig vor Ort sind und wir viele Redundanzen haben, falls Teams ausfallen sollten. In der Verwaltung haben wir über Homeoffice- und Kurzarbeitregelungen die Zahl der Anwesenden ebenfalls ausgedünnt, sodass jeder ein eigenes Büro hat. Als Importeur aus China hatten wir schon mit der Corona-Krise zu tun, bevor sie auch nach Europa gekommen ist. Seit Ende Januar sind Lieferengpässe zu verzeichnen, mittlerweile hat sich die Lage dort etwas entspannt. Besonders problematisch ist die Situation bei Sonderprojekten mit fixen Lieferterminen gewesen, die aufgrund der Produktionsbedingungen nicht eingehalten werden konnten. Viele Kunden haben dafür Verständnis, aber wir mussten auch schon einige Aufträge stornieren und jeweils individuelle Lösungen finden. Die Logistik innerhalb Chinas liegt nach wie vor weitgehend brach, es sind nur wenige Zöllner einsatzbereit, alles verzögert sich und läuft sehr schwerfällig ab.

Das nächste Thema ist der Transport: Einige Big Player haben große Kapazitäten geblockt, durch den Wegfall des Personenflugverkehrs aus China gehen weitere Frachtkapazitäten verloren. Die Preise für Luft-, aber auch für Seefracht schnellen in die Höhe – und nur wer bereit ist, exorbitant viel zu zahlen, hat die Chance, die Ware aus dem Land zu bekommen. Während die Hong Kong-Messe folgerichtig verschoben worden ist, soll die Canton Fair nun doch tatsächlich im April stattfinden. China will anscheinend so etwas wie die Rückkehr der Normalität demonstrieren. Ich denke jedoch ohnehin, dass in den nächsten Monaten wenig passiert in puncto Neuheitenentwicklung in China. Aufgrund unserer Sortimentsdichte mit mehr als 1.000 Artikeln konnten wir in den letzten Wochen durch unsere Kunststoffproduktion häufig Ersatzprodukte für ausgefallene Fernostartikel anbieten und so einiges an Ausfällen aus dem Importgeschäft kompensieren. Seit zwei, drei Wochen jedoch ist der Auftragseingang richtig abgerissen – kein Wunder, wenn ganze Branchen stillgelegt werden. In naher Zukunft werden auch andere Artikelgruppen gefragt sein als zuletzt. Dann stehen insbesondere Produkte rund um die Grundversorgung und die Patientenbetreuung im Fokus.

Die Corona-Krise wird uns noch lange beschäftigen, bis entweder ein Großteil der Menschen Träger des Virus ist oder Medikamente und Impfstoffe gefunden worden sind. Das wird mehrere Monate dauern, sodass wir mitten in eine tiefe Rezession stürzen. Für viele geht es jetzt ums Überleben, und man spürt eine starke Verunsicherung. Andererseits habe ich auch die Hoffnung, dass der Markt sich rasch belebt, wenn das Virus besiegt worden ist, und wir eine V-Bewegung mit einem dann auch wieder raschen Aufschwung erleben könnten. Viele gewöhnen sich auch an die schwierigen Umstände in dramatischen Zeiten und sagen sich: Es muss weitergehen. Und das ist auch richtig so.

k ritzer - Die Corona-Krise und die WerbeartikelbrancheZunächst haben wir die Auswirkungen der Corona-Krise in China sehr deutlich gespürt. Quasi alle unsere Hersteller und Fabriken waren betroffen und sind es noch. Sämtliche Lieferketten, insbesondere auch der Zulieferstufe, sind in Unordnung geraten. Die sonst so gut ineinander greifende Verzahnung bzgl. Material, Maschinen, Herstellung und Logistik funktionierte bis Mitte März nur noch sehr holprig und schleppend. Viele Fabriken verfügen nur über einen kleinen Teil ihrer Work Force (vulgo: Kapazitäten) wie vor dem Ausbruch der Krise. Denn die Arbeitskräfte aus anderen Provinzen können oder wollen nicht zurück zu ihren Arbeitsplätzen. Die Lage ist dort noch am besten, wo mit der größten Anzahl lokaler Arbeitskräfte gearbeitet wird.

Allerdings verbessert sich die Situation in China täglich mit sehr überraschender Geschwindigkeit. Dafür verzeichnen wir jetzt dramatische Probleme bei uns. Im Eilverfahren haben wir alles auf Homeoffice umgestellt. Das Büro ist derzeit nur noch mit einer Minimalbesetzung ausgestattet. Das Telearbeiten funktioniert erstaunlich gut. Wir haben neulich sogar eine große Neukundenpräsentation per Videokonferenz gemacht. Auf diese Situation konnte sich kein Importeur vorbereiten. Es wird auch in den nächsten Monaten noch bei einigen sehr gefragten Artikeln zu Lieferengpässen kommen. Man wird auf andere Produkte ausweichen. Derzeit prägen Verspätungen das gesamte Importgeschehen. Das größte Problem in der Logistik ist es, die Ware überhaupt zum Hafen zu bringen – es gibt starke Einschränkungen im Truckbereich innerhalb Chinas. Die Kosten für die Luftfrachten sind dramatisch gestiegen – ein Plus von 300 bis 400% ist normal und für die allermeisten Kunden nicht darstellbar. Die Zollabfertigungen allerdings laufen überraschend gut. Die Verschiebung der großen Aprilmessen in Fernost ist noch das geringste Problem bei der ganzen Angelegenheit. Die Messe in Hongkong im Juli nachzuholen wird wohl nur bedingt angenommen werden. Wenn sie denn überhaupt stattfinden wird. Wie viele Kollegen auch planen wir zumindest, Stand heute, erst im Oktober wieder nach Asien zu reisen. Informationen über Neuheiten erhalten wir über ein stark gestiegenes Aufkommen an Newslettern. Die asiatischen Hersteller sind derzeit besonders aktiv. Eine Präsenzmesse kann die E-Mail-Flut aber natürlich nicht ersetzen.

Definitiv gestiegen war nach Einsetzen der Krise in China zunächst die Nachfrage nach Produkten aus deutscher oder europäischer Fertigung. In manchen Produktbereichen – z.B. Elektronik – gibt es aber keine Alternativen zu China. Und natürlich ist, seit das Virus auch Europa erreicht hat, die hiesige Wirtschaft ebenso massiv betroffen, was sich auch auf die Produktionskapazitäten hierzulande sehr stark auswirkt. Die Wirtschaft ist gelähmt, unsere Branche leidet allein schon unter der Absage von Messen und Events, denn das sind traditionell wichtige Anlässe zur Ausgabe von Werbeartikeln. Einzelne Kunden und Branchen, z.B. Tourismus und Airlines, sind durch drastisch sinkende Nachfrage ebenfalls zum Handeln in Form von Budgetkürzungen gezwungen.

a ghiraldini - Die Corona-Krise und die WerbeartikelbrancheIm Moment ist die Lage sehr ernst. Wurden zu Beginn der Epidemie Vorsichtsmaßnahmen unternommen, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, ist nun das gesamte Land unter strengen Bewegungseinschränkungen abgeriegelt. Eine spezielle schriftliche Erlaubnis ist erforderlich, um den Wohnsitz zu verlassen. Ausgenommen sind Arbeit, Gesundheit oder mildernde Umstände. Alle Sportveranstaltungen und Outdoor-Aktivitäten sind untersagt, alle Geschäfte außer Lebensmittelläden, Apotheken und Tankstellen geschlossen. Schulen und Universitäten bleiben bis auf Weiteres zu. Unser operatives Geschäft geht währenddessen auf Smart Working-Ebene weiter – gleichwohl haben wir mit vielen Herausforderungen zu kämpfen, darunter die Auswirkungen der Epidemie auf die globalen Lieferketten. Immerhin haben einige unserer Lieferanten Anfang März ihre Fabriken wieder geöffnet und arbeiten, wenn auch nicht in voller Kapazität. Momentan rechnen wir bei laufenden Aufträgen mit einer etwa zweimonatigen Verzögerung bei Lieferungen aus Fernost. Deshalb haben wir verstärkt auf andere Lieferketten gesetzt, die wir infolge der letzten Wirtschaftskrise ohnehin aufgebaut hatten – schon vor Jahren haben wir unser gesamtes Geschäftsmodell an ein neues Einkaufsverhalten unserer Kunden angepasst, um schneller und in kleineren Mengen liefern zu können. Wir arbeiten derzeit mit Fabriken in der Türkei, in Osteuropa und in Italien selbst, wo es eine starke Herstellungstradition gibt, zusammen.

Aber verlängerte Lieferzeiten und Engpässe sind ohnehin ein vergleichsweise geringes Problem – viel schlimmer ist die weltweite Rezession, die uns droht. Die Folgen der Krise waren unmittelbar spürbar: Zwar sind die großen Unternehmen noch aktiv und scheinen ihre Werbeartikelkampagnen vorerst nicht gestoppt zu haben. Bereits in der ersten Woche des Notstands jedoch haben wir einen bedeutenden Prozentsatz an Aufträgen seitens kleiner und mittelständischer Unternehmen eingebüßt, viele haben ihre Aktivitäten sofort gestoppt, u.a. weil seit dem 21. Februar sämtliche Veranstaltungen abgesagt wurden. Alle kurzfristigen Aktivitäten sind bis auf Weiteres eingefroren und werden es bis mindestens Juni oder Juli bleiben. Mitte März hat die Regierung ein Hilfspaket i.H.v. 25 Mrd. Euro verabschiedet, das bedeutende Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft enthält. So gibt es u.a. einen Aufschub von Steuer- und Schuldenrückzahlungen für Unternehmen, einen Arbeitslosen-Fonds und bezahlte Elternteilzeit.

Dennoch lassen wir uns nicht unterkriegen und versuchen, uns der Krise mit Mut entgegenzustellen. Ein Beispiel ist die Kampagne #milanononsiferma („Mailand hört nicht auf“), die im Auftrag des Mailänder Bürgermeisters Beppe Sala entstand: Das Video über unsere Stadt, das sich rapide im Netz verbreitet hat, ist eine Einladung, sich dem Coronavirus-Notfall zu stellen, ohne von der Angst beherrscht zu werden. Darin heißt es: „Jeden Tag tun wir Wunder, jeden Tag haben wir unglaubliche Rhythmen, jeden Tag bringen wir wichtige Ergebnisse nach Hause, weil wir jeden Tag keine Angst haben.“

f vitolo - Die Corona-Krise und die WerbeartikelbrancheZum Ende des Chinese New Year und kurz darauf war China in Panik. Als die Fabriken langsam wieder öffneten, gab es eine oder zwei Wochen lang einen dramatischen Mangel an Arbeitskräften. Inzwischen kommt China aus dem Tunnel heraus, und die dortige Situation ist fast okay. Natürlich gibt es nach wie vor große Engpässe – aktuell sprechen wie bei neu platzierten Aufträgen von 40 bis 50 Tagen Lieferverzögerung. Das ist ein Problem, aber wir können es managen – z.B., indem wir versuchen, so viele Produkte wie möglich aus Europa zu beziehen. Dafür haben wir jetzt in Italien den gleichen Zustand, wie er zuvor in China herrschte. Die Lage ist extrem. Wir dürfen unseren Wohnsitz nur aus medizinischen Gründen, um zur Arbeit zu gehen oder um hilfsbedürftige Angehörige zu versorgen, verlassen. Alles andere ist illegal und zieht theoretisch eine Gefängnisstrafe mit sich. Die Wirtschaft steht still.

Glücklicherweise sind in unserem Unternehmen bislang keine Krankheitssymptome aufgetreten, aber jeder Mitarbeiter hat vorsorglich zwei Schutzmasken, Handgel und Latexhandschuhe bekommen. Ich habe 75% meiner Mitarbeiter in den Urlaub geschickt, der Rest arbeitet von zuhause aus. Man kann sich leicht vorstellen, welche Folgen das für unsere Geschäfte haben wird. Die Corona-Pandemie wird zu einer schlimmeren Krise führen, als wir sie nach 2008 durchlitten haben. Was wir gerade in Italien erleben, wird später überall in Europa und in vielen anderen Ländern eintreten.

w bosch - Die Corona-Krise und die WerbeartikelbrancheDie ersten Meldungen zum Corona-Virus kamen zeitgleich mit dem Ende des Chinese New Year. So war der erste Informationsfluss sehr schwierig, da weder Firmen noch Mitarbeiter erreichbar waren. Wir konnten nur auf die Kontakte zurückgreifen, die uns auf freundschaftlicher Ebene Informationen zugespielt haben. Einige Produzenten hatten die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, von anderen hatten wir überhaupt keine Rückmeldung. Derzeit sind etwa 90% unserer Lieferanten wieder aktiv, jedoch fehlen ihnen teilweise die Vorlieferanten – ein Beispiel: Unser Regenschirmlieferant hat zwar alles fertig, aber noch keine Griffe, da sein Lieferant nicht aktiv ist. Nach wie vor müssen offizielle Stellen jeden einzelnen Betrieb freigeben, damit er wieder arbeiten darf. Die Region um Wuhan war natürlich am stärksten von der Epidemie betroffen, aber auch in Hongkong kam es zu Verzögerungen. Das Problem bestand weniger darin, dass das Virus sich in unterschiedlichen Regionen ausgebreitet hat als in den restriktiven Maßnahmen seitens der Regierung, in deren Zuge Städte und ganze Regionen einfach abgeschottet wurden.

Wir hatten heuer die Remadays in Warschau eigentlich nicht auf der Agenda, haben den Besuch aber dann aus gegebenem Anlass kurzfristig eingeschoben. Natürlich ist das in keiner Weise ein Ersatz für die Shows in Fernost. Wir werden voraussichtlich die Herbstmessen in Hongkong und Guangzhou besuchen, die wir normalerweise auslassen. Dennoch haben wir gezielt nach alternativen Bezugsquellen gesucht. Unser letztes IPPAG-Meeting in Indien, wo wir viele neue Lieferanten kennengelernt haben, hat sich im Nachhinein als sehr hilfreich erwiesen. Wir konnten in Indien, Pakistan und Bangladesch sowie natürlich auch in Europa – u.a. in Spanien, Portugal und Griechenland – neue Lieferanten aktivieren. Ich sehe diese Krise als große Chance für europäische Produzenten. Es ist unglaublich, wie viele Vorurteile die Corona-Krise mit sich bringt, zumal die Medien alles dazu beitragen, dass Unsicherheiten entstehen und bestehen bleiben. Natürlich haben unsere Kunden und natürlich auch wir Sicherheitsbedenken – z.B. mit Blick auf die Frage, wie lange Produkte, Kartons etc. kontaminiert sind. Hier ist es wichtig, Aufklärung zu leisten. Wo immer dies möglich ist, sind wir persönlich bei den Kunden, um bestehende Lieferungen und Projekte zu besprechen. Zum Glück gibt es wirklich viele offizielle und sachliche Berichte, die wir zur Beratung heranziehen können.

Das Hauptproblem sind jedoch nicht die Lieferungen aus China, diese werden sich in den nächsten Wochen wieder normalisieren. Dafür hat sich hier seit Montag, dem 16. März, alles verändert. Schulen, Lokale, Geschäfte haben geschlossen, und Österreich wurde auf Minimalbetrieb heruntergefahren. Bis zum Freitag davor hatten wir den gleichen Auftragseingang wie im Vergleichszeitraum 2019. Seit dem 16. März ist dieser beinahe auf Null zurückgefahren. Wir haben uns mit einem österreichischen Lieferanten für Handdesinfektionsmittel zusammen getan und etwa 30.000 Sprays verkauft, das ist jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Am Montag, dem 23. März, haben wir alle unsere 26 Mitarbeiter aufgefordert, die von der Bundesregierung angebotene Kurzarbeit anzumelden und hoffen, so bald wie möglich wieder in den Normalbetrieb zu kommen. Meine Einschätzung dabei ist, dass die geplanten verschärften Maßnahmen von Ostern bis Ende April weitergehen und dann nach und nach zurückgenommen werden. Es wird sich über den Sommer bis in den Frühherbst ziehen, bis wir wieder von einem „angehenden Normalbetrieb“ sprechen können. In meiner Planung rechne ich durch das Coronavirus mit Umsatzeinbußen von ca. 35 bis 40% im Vergleich zu 2019.

 

 

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