Im Zuge der COVID-19-Pandemie müssen sich viele Branchenplayer mit der Frage auseinandersetzen, inwieweit Coronaviren über Produkte übertragen werden können. Aktuelle Studien geben Aufschluss darüber, wie lange sich Sars-CoV-2-Erreger auf verschiedenen Oberflächen halten und wie wahrscheinlich – oder besser: unwahrscheinlich – die Gefahr einer Schmierinfektion ist.

shutterstock 1678358647 - Coronaviren auf Oberflächen: Nicht zu fassen?

Die Haptik hat es dieser Tage nicht leicht: Corona-Prophylaxe bedeutet Distanz, und außerhalb der privaten Komfort-, sprich: Sicherheitszone ist alles, was mit Anfassen zu tun hat, zunächst einmal problembehaftet. Das gilt auch für haptische Werbung. Umso mehr, als der Einsatz vieler Werbeartikel mit persönlichen Übergabesituationen verbunden ist – ob auf Messen und Events, bei Kundengesprächen oder im Rahmen von Promotionaktionen. Nun sind viele dieser Gelegenheiten aufgrund der aktuellen Kontaktbeschränkungen ohnehin kein Thema. Viele Branchenakteure berichten jedoch von Unsicherheit auf Kundenseite, was die Unbedenklichkeit von Produkten angeht. Wie manche Konsumenten beim Einkauf im Supermarkt fragen sich auch B2B-Kunden, ob es gefährlich sein könnte, die Produkte, die sie kaufen oder weiterverteilen, zu berühren. Aufklärung tut Not – hilfreich dabei sind aktuelle Studien und Hinweise von offizieller Seite.

Infektionswege

Weil Sars-CoV-2 ein neuer Virentypus ist, weiß man aktuell noch vergleichsweise wenig über diesen Erreger. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat jedoch ausführliche Informationen zum wissenschaftlichen Kenntnisstand zusammengetragen und gibt auf seiner Website Antworten auf die Frage, inwieweit das neuartige Coronavirus über Gegenstände übertragen werden kann. Bekanntermaßen ist der wichtigste und gefährlichste Übertragungsweg die Tröpfcheninfektion, bei der die Coronaviren von Infizierten über feine Tröpfchen in die Luft abgegeben und anschließend eingeatmet werden. Darüber hinaus können die Viren über Schmierinfektionen übertragen werden. Dabei gelangen Erreger, die sich auf den Händen befinden, an die Schleimhäute der Nase oder des Auges, wo sie zu einer Infektion führen können.

Laut BfR gibt es „derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen auf anderem Weg, etwa über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben.“ Auch für andere Coronaviren – wie das SARS- und MERS-Coronavirus – seien keine Berichte über entsprechende Infektionen bekannt. Übertragungen über Oberflächen, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden, seien allerdings durch Schmierinfektionen denkbar: „Grundsätzlich“, so das BfR, „können Coronaviren durch direktes Niesen oder Husten einer infizierten Person auf Oberflächen gelangen und eine Zeit lang überleben. Eine Schmierinfektion einer weiteren Person erscheint dann möglich, wenn das Virus kurz danach über die Hände auf die Schleimhäute des Mund- und Rachenraumes oder die Augen übertragen wird.“ Aufgrund der relativ geringen Stabilität von Coronaviren in der Umwelt sei dies jedoch nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination wahrscheinlich.

Überlebensfähigkeit

Wie lange sich Coronaviren in der Umwelt halten, ist abhängig von Faktoren wie Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Beschaffenheit der besetzten Oberfläche sowie vom speziellen Virusstamm und der Virusmenge. Untersuchungen einer amerikanischen Arbeitsgruppe, deren Ergebnisse am 17. März 2020 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden (DOI: 10.1056/NEJMc2004973), haben ergeben, dass SARS-CoV-2 nach „starker Kontamination bis zu drei Stunden als Aerosol, bis zu vier Stunden auf Kupferoberflächen, bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu zwei bis drei Tagen auf Edelstahl und Plastik infektiös bleiben kann.“

Bereits im Februar d.J. hat zudem ein Forschungsteam der Unis Bochum und Greifswald die Ergebnisse von 22 Studien zu bekannten Coronaviren – u.a. SARS und MERS – zusammengetragen und ausgewertet. Wie in dem entsprechende Fachartikel im Journal of Hospital Infection vom 6. Februar 2020 (DOI: 10.1016/j. jhin.2020.01.022) zu lesen ist, können sich die Viren bei Raumtemperatur bis zu neun Tage lang auf Oberflächen wie Metall, Glas oder Kunststoff halten und infektiös bleiben. Im Schnitt, so die Wissenschaftler, überleben sie zwischen vier und fünf Tagen. Nichtsdestotrotz, so das BfR, gelte auch nach diesen Veröffentlichungen die Einschätzung, dass eine Infektion über kontaminierte Gegenstände aufgrund der „bisher ermittelten Übertragungswege und der relativ geringen Umweltstabilität von Coronaviren nach derzeitigem Wissensstand“ unwahrscheinlich sei. Dies betreffe auch importierte Waren aus China und anderen Risikogebieten. Niemand muss also befürchten, sich über Importprodukte anzustecken – auch keine Hafenarbeiter, Spediteure oder Personen, die importierte Produkte weiterverarbeiten, wie das BfR ausdrücklich hervorhebt.

Handlungsempfehlungen

Wie so häufig ist also gesunder Menschenverstand das Maß aller Dinge: Wer als Privatperson weiterhin fleißig online Ware ordert, braucht auch im professionellen Leben keine anderen Regeln zu befolgen außer den obligatorischen Vorsichtsmaßnahmen, die inzwischen sattsam bekannt sein dürften, und die auch das BfR im Einklang mit dem Robert-Koch-Institut und der WHO vorgibt. Im Falle des Kontakts mit Gegenständen sind das v.a.: regelmäßiges, gründliches Händewaschen, Vermeiden von Hand-Gesichts-Kontakt und ggf. Desinfektion. Ohnehin unbedenklich ist vor dem Hintergrund der BfR-Empfehlungen der Einsatz von haptischen Werbeträgern ohne direkte Übergabe von Mensch zu Mensch – etwa als Mailing, Prämie oder Onpack. Die gute Nachricht dabei, und die kann auch ohne medizinische Expertise als gesichert gelten: Die Effizienz haptischer Werbung, auch im Benchmark mit anderen Werbemedien, geht selbst in der Corona-Krise nicht verloren. Sie ist gegen Viren jeglicher Art immun.

// Till Barth

www.bfr.bund.de

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