Zogi ist nach einer turbulenten Phase wieder in der Spur und meldet sich zurück. Besonders im Fokus steht bei dem Spezialisten für elektronische Werbeartikel das Thema Nachhaltigkeit. Was Artenschutz mit der Mittagspausengestaltung zu tun hat und wie gut Teebeutel und USB-Sticks zusammenpassen, erklärt Zogi Europe-Geschäftsführer Kay Eichenberger im Interview.

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Zogi Honig - „Wir drehen die Stellschrauben, die wir drehen können“

Herr Eichenberger, mit dem Projekt beeswe.love betreibt das Zogi-Tochterunternehmen Zogi Nature seit 2018 regionalen Arten- und Naturschutz. Was steckt dahinter, und wie kam es zu dieser Initiative?

Kay Eichenberger: Unser Firmensitz in Keltern liegt mitten in der Natur. Im Frühling und Sommer verbringen wir natürlich unsere Mittagspause gerne draußen. Vor ca. drei Jahren ist uns aufgefallen, dass etwas deutlich nachgelassen hat: Vogelgezwitscher und herumschwirrende Insekten. So ist uns im Kollegenkreis bewusst geworden, was Artensterben heißt, und zwar hier bei uns, am Fuß des Schwarzwalds. Wir wollten etwas dagegen tun, und schnell kam die Idee auf: Wir wollen unsere eigenen Zogi-Bienen. Also sind Jörg Herzog, Gründer und Geschäftsführer von Zogi Europe, und der Vertriebskollege Steffen Bauschlicher Mitglieder in einem Imkerverein geworden; Herzog hatte am Ende nicht genug Zeit, aber den Vertriebskollegen hat die Imkerei gepackt. Gemeinsam mit einem hauptberuflichen Imker betreut er jetzt unsere Zogi-Bienenstöcke federführend. Bauern aus der Region stellen uns Land zur Verfügung, mittlerweile haben wir auch Wiesen gekauft.

Wie haben Sie das Projekt dann für den Werbeartikelmarkt umgesetzt?

Kay Eichenberger: Wir haben uns natürlich überlegt, wie wir unser Bienenthema mit Mehrwert in die Branche transportieren können. Da kam uns die Idee mit dem Bienenjungvolk und den Medienpaketen. Wer ein Bienenpaket erwirbt, bekommt von uns nicht nur den Honig, der sich natürlich sehr gut als Werbeartikel eignet, sondern auch ein Medienpaket, mit dem er über das ganze Bienenjahr hinweg seine Patenschaft dokumentieren und für die eigene Kommunikation nutzen kann. So haben wir mittlerweile namhafte Partner und Bienenpaten gewinnen können. Eine klassische Win-Win-Situation: Die Imkerei wächst und gedeiht – in diesem Jahr wird sie auf ca. 100 Bienenvölker anwachsen und trägt sich beinahe selbst –, und die Bienenpaten haben etwas Sinnvolles fürs Image getan.

KE - „Wir drehen die Stellschrauben, die wir drehen können“

Zogi-Geschäftsführer Kay Eichenberger.

Das klingt, als seien die Bienen jetzt offizieller Teil des Zogi-Teams.

Kay Eichenberger: Das sind sie. Sobald es um unsere Bienen geht, gehen die Mundwinkel der Kollegen hoch, die Bienen heben die Stimmung. Wir nehmen uns ihrer wirklich mit Hingabe an: Die Kollegen kommen auch nach Feierabend nochmal vorbei, um sich um die Bienen zu kümmern. Die Honigernte, das Schleudern, das Probieren – das ist auch eine Art Teambuilding-Event. Und wir können auf diese Weise natürlich unseren Beitrag zum regionalen Landschaftsschutz leisten. Vielleicht wird sich zu den Bienen bald noch ein Projekt zur Safterzeugung gesellen – wir haben hier sehr viele schöne Streuobstwiesen in der Region.

Das Bienenprojekt ist ohne Zweifel nachhaltig, aber wie steht es um das eigentliche Geschäft von Zogi Europe mit elektronischen Werbeartikeln?

Kay Eichenberger: Wir haben in Sachen Klimaschutz, Plastikvermeidung und Recycling eine ganz klare Meinung: Wer sich jetzt noch verweigert, darüber nachzudenken, wie er Teil der Lösung dieser Probleme werden kann, schafft sich unseres Erachtens mittelfristig zwangsläufig selbst ab. Bei unseren Produkten ist ja ganz klar: Die in einem Werbeartikel verbaute Elektronik lässt sich schlecht aus Recyclingkarton herstellen, aber wir geben beim Sourcen heute schon Produkten mit einem oder mehreren nachhaltigen Aspekten klar den Vorzug. Herkömmliche Produkte aus unserem Portfolio bieten wir z.B. auch in Bio-Kunststoff-Versionen an. Das sind natürlich nur erste Schritte, aber in Summe findet bei Zogi viel Entwicklung in puncto Umweltschutz statt. V.a. unsere Unternehmensphilosophie wandelt sich in diese Richtung.

Was meinen Sie damit?

Kay Eichenberger: Mit Zogi Nature haben wir ein Tochterunternehmen gegründet, das nachhaltige Produkte entwickelt – Bienenpatenschaften, perspektivisch auch Streuobstsaft, und sogar über Weinanbau denken wir nach. Auch die Produkte von Zogi Europe versuchen wir in diesem Sinne weiterzuentwickeln, denn wir wollen sie mit noch besserem Gewissen verkaufen. Wir beginnen jetzt an den Stellschrauben zu drehen, an denen wir drehen können. Aber klar ist auch: Es ist schwer, z.B. Elektronikprodukte komplett ökologisch zu gestalten – was nicht heißt, dass wir nicht versuchen würden, was wir können. Wir haben sogar schon darüber nachgedacht, recyceltes oder aus biologisch abbaubaren Rohstoffen bestehendes Kunststoffgranulat zu unseren Partnern nach China zu exportieren, um dort damit produzieren zu lassen. Das hätte allerdings aufgrund des CO2-intensiven Transports keinen Sinn ergeben.

In China wird nicht mit biologisch abbaubarem oder recyceltem Kunststoffgranulat gearbeitet?

Kay Eichenberger: Zumindest bis zum letzten Jahr noch war es für uns sehr schwer, in China etwas wirklich Nachhaltiges zu sourcen – fast unmöglich. Aber jetzt kommt endlich Bewegung in die Geschichte. Natürlich ist vieles noch nicht ganz ausgereift, wenn man genauer hinschaut, ist doch nicht alles so grün, wie es dargestellt wird. Aber langsam schafft die Nachfrage auch in China ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit.

Ernte mit Chef Kopie - „Wir drehen die Stellschrauben, die wir drehen können“

Standort5 - „Wir drehen die Stellschrauben, die wir drehen können“

Der Zogi-Standort am Fuß des Schwarzwalds bietet für Bienen gute Bedingungen.

Und die Nachfrage steigt auch in der Werbeartikelbranche.

Kay Eichenberger: Genau. Sie hat so stark zugenommen, dass teilweise ausschließlich nachhaltige Produkte nachgefragt werden. Früher hatte man solche Produkte im Sortiment, sie haben sich aber nicht gut verkauft, weil viele Einkäufer am Ende doch nur über den Preis gingen und sich für den konventionellen, günstigeren Artikel entschieden haben. Mittlerweile sehen wir an den Absatzzahlen, dass nicht nur die Nachfragen steigen, sondern die nachhaltigen Produkte auch tatsächlich gekauft werden. Das hängt natürlich damit zusammen, dass Werbeartikelanwender immer häufiger die interne Vorgabe haben, nur noch nachhaltig einzukaufen. Das verändert den Markt enorm, deshalb sind wir überzeugt: Wer sich nur auf niedrigen Preisen ausruht und ansonsten „Greenwashing“ betreibt, der wird nicht im Markt bleiben können.

Spüren Sie in der aktuellen COVID-19-Krise Auswirkungen auf die Nachfrage nach nachhaltigen Werbeartikeln?

Kay Eichenberger: Wer nicht gerade Toilettenpapier herstellt, spürt sicher die Krise. Zwischenzeitlich brach die Nachfrage fast zu 90% weg. Glücklicherweise sind wir bei Zogi personell gut aufgestellt, und jeder kämpft mit allem was geht. Die kaufmännischen Arbeiten wickeln die Mitarbeiter im Moment im Homeoffice ab, was in der heutigen Zeit kein Problem darstellt, und auch unter den neuen Umständen sind wir ein gut eingespieltes Team. Eine Verunsicherung, was die Nachhaltigkeitsbestrebungen angeht, haben wir eher nicht. Vieles, was bisher getan wurde, ist doch gut. Manche Dinge sollten vielleicht nochmal auf ihre Sinnhaftigkeit geprüft werden, aber Corona hat die Klimakrise keinesfalls abgeschafft. Die Diskussion über Umwelt, Nachhaltigkeit und mehr denn je über die Gesundheit wird meines Erachtens noch intensiver geführt werden. Aktuell sieht man, wie schnell Veränderungen umsetzbar sind, wenn man muss.

Wo genau setzen Sie auf nachhaltige Alternativen?

Kay Eichenberger: Wir versuchen z.B. bei den Gehäusen, vermehrt mit alternativen Werkstoffen zu arbeiten. Aber v.a. setzen wir auf nachhaltige Verpackungsmaterialien. USB-Sticks wurden bisher immer im Polybeutel geliefert. Solche Beutel dienen dem Kratzschutz, wir können sie nicht einfach so weglassen. Also haben wir uns den Kopf darüber zerbrochen, welches Material wir stattdessen verwenden können, das die gleichen Eigenschaften wie Polybeutel hat und genauso wirtschaftlich ist. Die zündende Idee kam uns dann in der Kollegenrunde nach Feierabend. Wir haben gebrainstormt, gefragt, gegoogelt. Eine Packung Tee stand auch herum, und einer aus der Runde ist auf die Idee gekommen, dass USB-Sticks doch perfekt in Teebeutel passen könnten. Wir haben also den Tee aus dem Beutel geholt, den Stick reingelegt – es hat gepasst wie angegossen. Am nächsten Tag war die Sache geritzt: Wir machen das mit den Teebeuteln.

Und das funktioniert?

Kay Eichenberger: Na sicher, und wie. Unsere Produzenten in China dachten vermutlich, wie haben einen Dachschaden, als wir mit der Teebeutel-Idee kamen. Aber sie haben es umgesetzt, und es kommt an. Von 100 Aufträgen sind vielleicht noch ein oder zwei dabei, bei denen wir die USB-Sticks o.Ä. weiterhin in Polybeuteln liefern sollen. Der Rest akzeptiert die Teebeutel-Verpackung – und das, obwohl wir erst im Januar 2020 mit dieser Variante auf den Markt gegangen sind. Für unsere Nutzung sind Teebeutel aber auch einfach perfekt geeignet: Sie sind günstig, können in Fernost produziert werden, und da sie aus Cellulose bestehen, sind sie biologisch abbaubar. Außerdem schützen sie unsere Produkte insgesamt besser als Alternativen z.B. aus Textilien; Textil schimmelt im Lager schnell. Abgesehen davon muss eine nachhaltige Verpackung ja auch nachhaltig gesourct werden, und das ist bei Textilien bekanntlich nochmal eine ganz eigene Herausforderung.

Nun haben Sie ja nicht nur i.d.R. sehr kompakte USB-Sticks, sondern auch andere, z.T. größere Elektronikprodukte im Sortiment. Auf welche Verpackungen setzen Sie bei anderen Produktsegmenten?

IMG 2071 - „Wir drehen die Stellschrauben, die wir drehen können“

„Der Renner auf Messen“: Samenpapier-Box und Teebeutel-Verpackung im Set.

Kay Eichenberger: Eine weitere Verpackungsinnovation ist die Samenpapier-Box. Sie besteht aus Büttenpapier, in das Blumensamen eingearbeitet wurden. Man steckt die Box einfach in die Erde, und dann wachsen tatsächlich Blumen daraus. Natürlich sind die Boxen in der Produktion etwas anspruchsvoller, aber nach langen Diskussionen mit unseren chinesischen Partnern ist das jetzt zu einem guten Preis machbar. Der Kunde zahlt für diese Box zwar aktuell ein bisschen mehr, aber es hält sich in Grenzen, und der Mehrwert in Sachen Nachhaltigkeit ist enorm. Aktuell haben wir mit relativ kleinen Boxen angefangen, wir arbeiten aber an Boxen mit größeren Abmessungen. Klar, die ganz großen Sachen können wir nicht aus Samenpapier machen, so einen Karton steckt ja auch keiner in die Erde und wartet, bis was wächst. Aber in solchen Fällen greifen wir auf ungebleichten Karton zurück. Die Samenpapier-Box und die Teebeutel-Verpackung zusammen sind übrigens der Renner auf Messen.

Sie haben eigens eine Nachhaltigkeitsabteilung ins Leben gerufen. Was genau sind dort die Aufgaben?

Kay Eichenberger: Um Nachhaltigkeit kümmert sich v.a. Martina Herzog in enger Zusammenarbeit mit einem Produktmanager. Sie kommt selbst aus dem Produktdesign und hat dementsprechend viel Erfahrung mit Materialien, ihren Eigenschaften und Nutzungsmöglichkeiten. Die Nachhaltigkeitsabteilung passt auf, dass unsere eigenen Produkte so nachhaltig wie möglich konzipiert und produziert werden, übrigens auch, was ihre Nutzungsdauer angeht. Schließlich kann auch konventioneller Kunststoff nachhaltig sein, wenn man die daraus hergestellten Produkte lange nutzt. In Europa gibt es bei den Kunststoffherstellern schon vielversprechende Entwicklungen.

Haben Sie denn vor, auch in Europa zu produzieren?

Kay Eichenberger: Perspektivisch, ja. Das muss insgesamt übrigens nicht teurer sein. Wir haben hier noch mehr Kontrolle über die Qualität, wir können sicher sein, dass keine Giftstoffe verwendet werden. Außerdem sind hier natürlich die Transportwege kürzer. Rechnet man all das zusammen, ist die Produktion in Europa oder sogar in Deutschland nicht mehr unbedingt teurer als in Asien.

Das heißt, Sie hören auf Ihre Nachhaltigkeitsabteilung?

Kay Eichenberger: Generell gibt es bei uns eine sehr fruchtbare Diskussion zwischen „Realos“ und „Fundis“ in Sachen ökologisch verträglicher Produktion. Unsere Kunden profitieren davon, die Umwelt auch. Wir sind sehr motiviert, mit wirklich grünen Produkten zu arbeiten und uns, gemeinsam mit den Partnern aus dem Handel, zukunftsträchtig aufzustellen. Aber wir sind auch so ehrlich zu sagen: Das ist ein mittellanger bis langer Weg. Gehen wir die ersten Schritte.

// Mit Kay Eichenberger sprach Klara Walk.

Bildquelle: Zogi

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