markeding IMG 4817 - „Wir wollen zeigen: ‚Wir sind da!‘“

Interview mit Martin Zettl, marke|ding| Wien und Linz

Anm. d. Red. vom 14. August 2020: Das Interview wurde im Juni 2020 geführt. Am 14. August wurde die marke|ding| Linz für 2020 abgesagt. Die nächste Ausgabe der marke|ding| Linz ist für den 9. September 2021 terminiert. Die marke|ding| Wien findet wie geplant am 2. September 2020 in der Hofburg in Wien statt. 

Herr Zettl, Österreich hat zeitig damit begonnen, weitreichende Öffnungsschritte in die Wege zu leiten. Was bedeutet das für die Durchführung der marke|ding| Wien und Linz im September?

Martin Zettl: Am 13. Juni 2020 hat die Österreichische Bundesregierung die Durchführung von Messen und Kongressen ab sofort wieder für zulässig erklärt. Voraussetzung für die Bewilligung sind die Bestellung eines COVID-19-Beauftragten und ein entsprechendes Präventionskonzept, das von der zuständigen Bezirksbehörde genehmigt werden muss. Dieses Konzept wurde seitens der marke|ding| in den vergangenen Wochen bereits erarbeitet und wird jetzt noch gemeinsam mit der Hofburg in Wien und der Tabakfabrik Linz evaluiert. Wird das COVID-19-Konzept genehmigt, gibt es bei Messen in Österreich ab September auch keine Einschränkung bei der Besucherzahl. Unsere Veranstaltungen können daher wie geplant und ohne große Einschränkungen über die Bühne gehen. Und sowohl Aussteller als auch Besucher können davon ausgehen, dass die Locations der marke[ding] Messen im September zu diesem Zeitpunkt wohl die sichersten Orte überhaupt in der Öffentlichkeit sein werden.

Was heißt das konkret?

Martin Zettl: Unsere Maßnahmen gehen weit über das hinaus, was z.B. der Alltag in Geschäften ist: Alle Aussteller und Besucher sind namentlich registriert, am Eingang wird Fieber gemessen, wir halten Isolationsräume für Menschen mit Symptomen bereit. Es gibt ausreichend Personal, damit Böden, Tische, Stühle, Sanitärräume etc. regelmäßig desinfiziert werden. Wir werden Abstandsmarkierungen anbringen und darauf hinweisen, Abstand einzuhalten, Desinfektionsständer an zahlreichen zugänglichen Stellen platzieren und die Besucher mit Handreinigungsgel und Baumwollhandschuhen ausstatten. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit der Übertragung des Virus über Oberflächen gering, aber diejenigen, die Angst davor haben, können auf diese Weise ebenfalls haptische Erfahrungen machen. Wir wollen Ängste mit Maßnahmen bekämpfen.

md Wien 20 - „Wir wollen zeigen: ‚Wir sind da!‘“Die marke|ding| Wien findet am 2. September 2020 in der Hofburg in Wien statt. Veranstalter ist die markeding e.U. von Martin Zettl. Die Fachmesse für haptische Werbung und visuelle Kommunikation richtet sich an Besucher aus dem Marketing und Einkauf, die über sieben teilnehmende Werbeartikelagenturen eingeladen werden. 

www.markeding.at

Was ist mit Masken?

Martin Zettl: Laut Auskunft der Wirtschaftskammer Österreich wird die in der Verordnung noch festgelegte Verpflichtung eines Mund-/Nasenschutzes bei Unterschreitung des Ein-Meter-Abstandes in den kommenden Wochen noch fallen. Das Tragen einer Schutzvorrichtung im Mund- und Nasenbereich ist in Österreich ja auch im Einzelhandel und in der Gastronomie seit dem 15. Juni nicht mehr verpflichtend. Wir werden für diejenigen, die das wünschen, aber auch Masken bereithalten.

Gibt es Beschränkungen bei den Besucherzahlen oder sonstige behördliche Auflagen?

Martin Zettl: Im Detail braucht es dafür schon die Glaskugel, um das vorherzusagen. Stand jetzt sind Veranstaltungen bis 100 Personen erlaubt, ab Juli/August dann bis zu 1.250 Personen. Aber wir vermuten, dass es weitere Lockerungen geben wird. Österreich ist ein Kulturland, und die Kulturlobby hat z.B. durchgesetzt, dass die Salzburger Festspiele im August durchgeführt werden dürfen. Ich denke, dass man Events und Messen mit gleichem Maß wie solche Festivals bewerten wird. Was die Kultur kann, kann auch die Wirtschaft.

Nun sind die behördlichen Vorgaben ja das eine, die Stimmung bei den potenziellen Besuchern aber das andere. Glauben Sie, dass die Kunden im September wieder Lust haben, auf Fachmessen zu gehen?

Martin Zettl: Ich bin diesbezüglich aufgrund der bisherigen Reaktionen bereits registrierter Besucher sehr positiv gestimmt. Es gab nur ganz wenige Abmeldungen, und es wird bis zum Start der beiden Veranstaltungen weiterhin Registrierungen geben. Wir werden bestimmt keine Rekordbesucherzahlen verzeichnen können, aber das erwartet auch niemand. Doch ich bin sicher, dass wir wichtige Player aus wichtigen Industriebereichen auf die Veranstaltung bekommen, die auch als Multiplikatoren fungieren und denen wir ein positives Bild vom Markt haptischer Werbung vermitteln können.

Sind Messen daher auch wichtig als Teil des Gattungsmarketings?

Martin Zettl: Die Branche kann mit gelungenen Fachmessen ein riesengroßes Ausrufezeichen setzen. Das gilt für die marke|ding| Wien umso mehr, da sie die erste Messe überhaupt in Österreich sein wird, die nach dem Lockdown wieder stattfindet. Wir werden daher wahrscheinlich auch entsprechende Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und in den Medien erfahren. Wenn es uns gelingt, Konzepte umzusetzen, bei denen sich alle Teilnehmer sicher fühlen, und Besucher zu mobilisieren, dann hat das auch eine entsprechende Außenwirkung und kann uns Mut machen für den Re-Start der Branche. Wir zeigen der Marketingwelt: ‚Wir sind da!‘ Wir werden mit der marke|ding| ein kräftiges Lebenszeichen der haptischen Werbung gegenüber der Industrie geben, und wir erwarten uns auch entsprechende Impulse für das Jahresendgeschäft in dieser herausfordernden Zeit.

Der Werbeartikelmarkt in ganz Europa ist durch die Krise schwer getroffen. Ist die Angriffslust, die es für eine solche Signalwirkung braucht, überhaupt vorhanden?

mzettl - „Wir wollen zeigen: ‚Wir sind da!‘“

Martin Zettl

Martin Zettl: Natürlich hat die gesamte Branche mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen, aber auch nicht alle im selben Ausmaß. Diejenigen, auch unter den Trägeragenturen der marke|ding|, die damit begonnen haben, sich aus der Kurzarbeit zu verabschieden und langsam in den Vollbetriebsmodus zurückkehren, sind sehr aktiv am Markt und registrieren bereits eine leichte Aufbruchstimmung. Insbesondere mit Blickrichtung auf den Herbst ist es jetzt wichtig, präsent zu sein. Viele geben Vollgas und fahren auch bereits erste Erfolge ein. Letztlich ist Aktivität das A und O. Nachfrage muss man auch generieren, es hilft jetzt nichts, zu warten oder den Kopf in den Sand zu stecken.

Trotzdem ist die Verunsicherung im Markt ja spürbar. Manche Marktteilnehmer sind daher skeptisch, was den Erfolg von Messen im Herbst angeht.

Martin Zettl: Angst ist ein schlechter Begleiter. Ich bin von Natur aus optimistisch und positiv gestimmt, und ich denke, es ist jetzt an der Zeit, in die Hände zu spucken und das Beste daraus zu machen. Jeder Aussteller, der im September mit ein paar Leads nach Hause kommt, ist ein Gewinner. Messen sind aber auch wichtig, um sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen, den Fokus auf unser Handwerk zu legen, die vielen guten Argumente, die für den Einsatz haptischer Werbung sprechen, nach außen zu transportieren und die Blickrichtung auf die Vielfalt unseres Marktes zu lenken. Wir können uns langfristig nicht nur über Schutzausrüstung definieren. Kurzfristig hat der Import und die Produktion von Masken einigen Marktteilnehmern geholfen, aber das sollte nicht unser Merkmal sein. Wir müssen auch das, was wir gegenüber anderen Marketingdisziplinen wie Online an Boden verloren haben, wiedergutmachen. Und dazu müssen wir vorleben, was unsere Werbeform ausmacht – das funktioniert am besten auf Plattformen wie Messen.

Sie sind ein Verfechter von Live-Formaten, dennoch gibt es nun einen digitalen Ableger der marke|ding| Wien. Was sind diesbezüglich Ihre Erfahrungen?

Martin Zettl: Knapp 600 Personen haben die digitale Messe besucht, das ist ein guter Wert. Zudem ermöglicht uns die virtuelle Variante, mit den Besuchern in Kontakt zu treten und Feedback zu bekommen. Langfristig müssen sicher alle Messeveranstalter überlegen, wie sie unterjährig über digitale Plattformen wie z.B. Online-Seminare etc. ihren Radius erweitern. Doch obwohl wir durch die Corona-Krise zu einem Digitalisierungsprozess gezwungen worden sind, dessen Resultate wie Homeoffice oder Videokonferenzen uns sicher fortwährend begleiten werden, sind auch der Digitalisierung Grenzen gesetzt. Die Notwendigkeit physischer Messen steht gerade in unserer Branche außer Diskussion. Menschen sind soziale Wesen. Und irgendwann wird auch die Angst vor dem Virus Geschichte sein und der Drang nach persönlichen Kontakten wieder massiv zunehmen.

 

 

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