2007 übernahmen Mirco Häßlich und Marc Strickrodt die Werbeartikelagentur Moll Logistik in Senden bei Münster, die 2019 zur WER GmbH umfirmierte. Sechs weitere Werbeartikelhändler wurden seit 2007 erfolgreich ins Unternehmen eingegliedert, weitere Akquisitionen sind beabsichtigt. Mit den WA Nachrichten sprach Häßlich über das Wachstumsmodell seines Unternehmens und die Rolle, die Unternehmensphilosophie und persönliche Ebene für eine erfolgreiche Übernahme spielen.

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Marc Strickrodt (l), Mirco Häßlich und Alex Heinecke (r) sind die Gesichter hinter der WER GmbH.

Herr Häßlich, wie würden Sie das Unternehmensprofil der WER GmbH charakterisieren, wie sind Sie als Werbeartikelagentur aufgestellt?

Mirco Häßlich: Die Kunden, die zu uns kommen, erwarten einen erstklassigen Rundumservice im Bereich haptische Werbung. Wir bieten neben Fullservice und Logistik auch Online-Shopsysteme, die wir an die Vorstellungen der jeweiligen Kunden anpassen, und haben eine eigene Grafik. Zudem importieren wir für bestimmte Projekte auch direkt. Räumlich gesehen sind wir mit Standorten im Münsterland, in Bayern, in Peine bei Hannover oder in Ilmenau bei Erfurt breit aufgestellt und betreuen nationale wie internationale Kunden aus Großbritannien, Luxemburg, der Schweiz und Österreich. In den letzten Jahren haben wir viel in den Bereich Digitalisierung investiert, daher beraten unsere rund 60 Mitarbeiter problemlos über Grenzen hinweg, auch in den aktuell schwierigen Zeiten.

Sie haben seit dem Kauf von Moll Logistik im Jahr 2007 vier traditionelle Werbeartikelagenturen übernommen – Rölver, Röhrs Werbe-Service, KWI Werbeartikel Kunze & Co und Besse Incentives – sowie zwei kleinere Händler. Wie verläuft eine solche Übernahme?

Mirco Häßlich: Alle sieben Übernahmen sind unterschiedlich abgelaufen. Den Start macht jedoch immer ein persönliches Gespräch zwischen dem Kollegen, der einen Nachfolger sucht, und uns. Wir suchen Unternehmen, die am Markt ähnlich agieren wie wir – dabei ist v.a. das Thema Kundenberatung entscheidend – und prüfen, ob die Kollegen eine ähnliche Unternehmensphilosophie verfolgen. Ansonsten wird es schwierig, ihre Kunden später weiterhin zufriedenzustellen. Wenn Philosophie und persönliche Ebene passen, wird im Detail besprochen, wie die Übernahme gestaltet werden kann.

Wie lange dauert ein solcher Prozess?

Mirco Häßlich: Das ist davon abhängig, welchen Zeithorizont die Kollegen vorgeben. Manche möchten spätestens nach drei Monaten in den Ruhestand gehen, andere haben noch Lust weiterzumachen, wollen aber alles in geregelte Bahnen bringen, um sicherzugehen, dass ihr Unternehmen in vernünftigen Händen ist. Ihnen ist wichtig, dass die Kunden weiterhin gut betreut werden und die Mitarbeiter ihre Arbeit behalten. Rückblickend haben Kollegen wie Hartmut Rölver uns bestätigt, dass es für sie die beste Entscheidung war, uns ihr Unternehmen anzuvertrauen. Häufig arbeiten wir über einen längeren Zeitraum mit den Kollegen zusammen, je nachdem, wie sie ihren Ausstand geplant haben. Peter Moll stand uns z.B. ein Jahr lang zur Seite, während Hartmut Rölver noch drei Jahre mit uns zusammengearbeitet hat.

Bei einer Übernahme besteht z.B. die Möglichkeit, das komplette Unternehmen zu kaufen – mit allen Rechten, den Mitarbeitern, den Marken und Namen – oder nur den jeweiligen Kundenstamm zu übernehmen. Wie entscheiden Sie, welche Option für Sie infrage kommt?

Mirco Häßlich: Auch hier kommt es immer auf den Einzelfall an. Ob wir ganze Unternehmen kaufen oder nur Kundenstämme, ist davon abhängig, mit welcher Rechtsform die Kollegen bis dahin auf dem Markt aktiv waren und was sie in der Zukunft noch mit ihrem Unternehmen geplant haben. Manchmal sollen die Unternehmen auch weitergeführt werden, weil z.B. Verträge weiter laufen.

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Auf der jährlichen Hausmesse der WER GmbH ist Hartmut Rölver (l) noch immer Stammgast.

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Peter Moll (l) verkaufte 2007 sein Unternehmen Moll Logistik an Mirco Häßlich (r) und Marc Strickrodt.

Was sind Ihre Erfahrungen, welche haben die jeweiligen Verkäufer gemacht, die ehemaligen Mitarbeiter und die Kunden?

Mirco Häßlich: Wir bekommen von allen Beteiligten gutes Feedback. Ein Erfolgsfaktor ist, dass wir immer versucht haben, etwas von unseren Kollegen zu lernen, schließlich haben sie über viele Jahre hinweg offensichtlich etwas am Markt richtig gemacht. Zudem bleiben bei unseren Übernahmen die ursprünglichen Firmenstandorte bestehen, sonst würden wir viel gutes Personal verlieren. Manche Mitarbeiter entscheiden sich nach einer Übernahme dafür, im Homeoffice zu arbeiten, auch diese Möglichkeit gewähren wir gerne. Wir haben auch heute noch viele Mitarbeiter in unserem Team, die wir 2007 von Moll Logistik und 2009 von Rölver übernommen haben. Besonders die Kunden reagieren überraschend positiv auf eine Übernahme. Die meisten sind sich der Tatsache bewusst, dass ihr Berater bald in den Ruhestand gehen möchte. Mit unserem Portfolio können wir den Kunden i.d.R. ein noch größeres Leistungsspektrum bieten, das gerne angenommen wird.

Warum setzen Sie gezielt auf ein Geschäftsmodell der Expansion durch Übernahmen?

Mirco Häßlich: Sowohl unser organisches Wachstum als auch das Wachstum bedingt durch Übernahmen bringen die WER GmbH kontinuierlich nach vorne. Wir setzen jedoch nicht zwingend darauf, weitere Firmen zu übernehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in den nächsten Jahren noch zehn Übernahmen durchführen. Wenn wir aber niemanden mehr finden, von dem wir überzeugt sind, dann wachsen wir ausschließlich aus uns heraus. Unser Vorteil ist, dass wir nicht auf Übernahmen angewiesen sind.

Aktuell befinden wir uns in der Krise. Wieso suchen Sie gerade jetzt nach potenziellen neuen Unternehmen?

Mirco Häßlich: Unternehmensübernahmen sind ein Weg, den wir mittlerweile seit 13 Jahren beschreiten und von dem wir auch in Krisenzeiten nicht abweichen müssen, da wir in den letzten Jahren effektiv gewirtschaftet haben und mit diesem Erfolg verantwortungsvoll umgegangen sind. Wir sind als Unternehmen stabil aufgestellt, und deshalb können wir auch in Zeiten von Corona unseren Weg ruhig und besonnen weitergehen.

www.wer-gmbh.de

// Mit Mirco Häßlich sprach Joanna Meißner.

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