Das Darmstädter Unternehmen O-Box GmbH feiert dieses Jahr 20-jähriges Firmenjubiläum. Alles begann mit der Produktion einer Tampondose, für die sich Jette Joop einst beinahe in den Sitzstreik begeben hatte. Heute ist das Unternehmen spezialisiert auf Sonderanfertigungen, insbesondere im Pharmamarketing, bietet darüber hinaus aber ein Fullservice-Angebot in Sachen „Haptische Markenbotschafter“. Dabei denkt Gründerin Stephanie Heitz zwei Themen immer mit: Kundenorientierung und Ressourcenschonung.

OBox Heitz Bild aus Film1 - 20 Jahre O-Box: Mit Liebe zu Design und zum Detail

Wie bei den meisten Erfolgsgeschichten stand ganz am Anfang eine gute Idee: Für einen Innovations-Wettbewerb der Silberwarenmanufaktur Deumer entwarf Stephanie Heitz, Gründerin von O-Box, ein Set kleiner praktischer Aufbewahrungslösungen für Sie und Ihn aus Sterling-Silber: Eine spacig geformte Box für bis zu drei Tampons sowie eine quadratische Dose zur Aufbewahrung von Kondomen. Diese zwei eher provokanten Designentwürfe reichte Heitz mit einer Studienfreundin unter dem Namen O-Box und Kondos ein. Jette Joop, Industriedesignerin wie Heitz und seinerzeit Mitglied der Jury, hat wohl eine meinungsstarke Rolle bei der Preisvergabe gespielt: Ein anderes Jurymitglied erzählte Heitz bei der Preisverleihung, Joop sei so überzeugt von Konzept und Design gewesen, dass sie gar mit einem Sitzstreik gedroht habe, sollte dieser Entwurf keine Auszeichnung erhalten. Behältnisse für Tampons waren Ende der 1990er Jahre schlichtweg nicht käuflich erhältlich, jedoch ein nicht unerhebliches Thema: Wohin mit den Tampons, die frau zur Sicherheit unterwegs gerne griffbereit hat? Sie lose in diversen Taschen mit sich herum zu tragen ist unhygienisch, und wenn sie aus den Taschen herauskullern, sind Frauen auch oftmals peinlich beschämt. Heitz sah einen Bedarf und entschied sich, die formschöne, designorientierte Lösung mit Alleinstellungsmerkmal eigenständig in den Handel zu bringen.

Self-Made-Woman

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Für HEAG/Darmstädter Stadtwirtschaft „Darmstadt im Herzen“ hat O-Box eine Fahrradtasche aus rPET entwickelt und umgesetzt, um mehr Darmstädter und Darmstadt-Fans zum Umstieg aufs Fahrrad zu bewegen. Da zum Shooting das Model ausfiel, sprang Heitz kurzerhand selbst ein.

Nachdem es Heitz gelungen war, die anfangs noch skeptischen Kreditabteilungsleiter von der Idee einer O-Box-Produktion zu überzeugen, ging es los: Heitz suchte in Eigenregie eine Produktionsstätte in China, organisierte und entwarf alles rund um ihr Produkt selbst, darunter auch repräsentative Schachteln, Verkaufsdisplays, Broschüren, das Messestandkonzept und nicht zuletzt die Website. Mit ihrem nach der Designer- Aufbewahrungslösung benannten Unternehmen O-Box beteiligte sie sich regelmäßig als Aussteller auf diversen Trendmessen von Frankfurt bis Las Vegas, gewann eine Vielzahl an Marken im Einzelhandel wie Karstadt, den Apotheken-Pharmagroßhandel und namhafte Versandhäuser, darunter Otto, aber auch die Museumsshops des Museum of Modern Art New York und des Wien Kunstmuseums als Kunden. Parallel zum Einzelhandel verzeichnete O-Box schließlich auch erste Erfolge im B2B-Bereich: Wunschkunde Johnson & Johnson, Hersteller der Tamponmarke O.B., orderte die O-Box. Übrigens ohne Individualisierung – die Buchstaben „O“ und „B“ befanden sich ja bereits im Produktnamen.

Von der Hygiene zur Pharmazie

Der Grundstein war gelegt: Von nun an – auch dank einer rührigen PR-Agentur mit besten Verbindungen in die Medienlandschaft – schafften es die O-Box MiniSafes in so ziemlich alle Frauenmagazine. Reporter gaben sich bei dem Start-up buchstäblich die Klinke in die Hand, TV-Berichte und Interviews folgten. Auf einer Messe legte Heitz den aufschraubbaren Anhänger zusammen mit der gegen Lippenherpes wirksamen Salbe Zovirax und weiteren Gegenständen in der Vitrine aus, um zu demonstrieren, wofür Endverbraucher – auch Männer – die kompakte Box im Alltag nutzen könnten. Kurz vor Messeschluss kamen zwei Damen von Glaxo-SmithKline (GSK), dem Hersteller von Zovirax, auf Heitz zu, die wissen wollten, weshalb sie denn mit ihrem Präparat Werbung für ihre Box mache. „Da sie den praktischen Nutzen für ihre Zielgruppe und das Potenzial für ihr Marketing sahen, forderten sie direkt ein Angebot über 60.000 Stück an“, bilanziert Heitz rückblickend. „Das war unser Ticket in die Pharmabranche.“ Im Nachgang lieferte O-Box eine große Zahl verschiedener Sonderanfertigungen für die GSK-Marken Zovirax, das Vitaminpräparat Cetebe und das Migränemittel Formigran sowie für die an Naturheilverfahren orientierte Marke Abtei, die damals noch zu GSK gehörte. Projekte mit anderen Pharmakonzernen folgten, ein breites Angebot an Pillenboxen aus verschiedenen Materialien sowie Zugaben aller Art und nicht zuletzt selbst entwickelte Reiseapotheken in so gut wie jeder Größe.

Auch komplette Werbeartikelkonzeptionen für OTC-Präparate, die heute nicht mehr beworben werden, wurden in die Hände der Unternehmerin und ihres damals 14-köpfigen Kreativteams gelegt. Die Range reicht von großformatigen Präparat-Schachteln über Plüschtiere und bestickte Textilien bis hin zu Taschen und Streuartikeln. Besonders beliebt waren u.a. die Schmetterlingstifte für die Merck-Marke Femibion, der Soventol-Eiskratzer in Krabbenform und die mit einem Promotional Gift Award ausgezeichneten, pädagogisch hochwertigen Postkartenmalbücher von Meditonsin für Kinderarztpraxen. Neben der Expertise im Marketing rund um pharmazeutische Produkte entwickelte sich das Darmstädter Unternehmen aber auch zum Ansprechpartner für alles, was mit der Zielgruppe Frauen jeden Alters zu tun hat. „Wir können nicht nur schlichtes, elegantes Design, sondern bei Bedarf auch Glamour oder auch kindgerecht“, so Heitz. Produkte wie Proteinshaker, FFP2-Masken, Hautpflegeprodukte, paillettenbestickte Kosmetiktäschchen oder Frottierwaren zeugen vom Ideenreichtum der Agentur. Dass O-Box bei Bedarf aber auch schnell auf eine männliche oder einfach gemischte Zielgruppe umschalten kann, beweist eine Vielzahl an Referenzen: Unternehmen aus der Automobilbranche und Fluggesellschaften – u.a. Lufthansa – vertrauen O-Box ebenso wie Unternehmen aus der Energiebranche, Banken und Versicherungen. Auch regional sind die Dienste der Werbeprofis gefragt: „Im Bereich Sport sind wir z.B. für unseren hiesigen Darmstädter Fußballverein, die Lilien, Lieferant“, so Heitz.

Giveaways statt Großbaustelle

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Die O-Box gibt es einmal als Dreierbox speziell für Tampons und einmal als geschlechtsneutrale Version „Minisafe“ am Schlüsselanhänger mit Schraubverschluss – ideal also auch für eine männliche Zielgruppe.

Dass Werbeartikel ihre gestalterische Leidenschaft werden würden, war nicht unbedingt vorgezeichnet. Heitz studierte zunächst Architektur, sattelte dann auf Industriedesign um und machte 1997 in diesem Fach ihr Diplom – mit dem Entwurf einer rundum ressourcenschonenden Waschmaschine für den Markenhersteller Miele, der ihre Arbeit begleitete. Nach dem Studium folgte eine Tätigkeit als Art Directorin bei einer Frankfurter Handelsagentur mit Kunden wie Neckermann und KIA, bevor sie sich mit der O-Box-Idee Schritt für Schritt die Werbeartikelbranche erschloss.

Kreativität und Kundenorientierung gelten als Stärke des Unternehmens. Die Entwicklung von immer exakt auf das werbende Unternehmen zugeschnittenen, aus der Masse herausragenden individuellen Produkten in allen Preisklassen sind die Passion der Darmstädter. Auch Mailingaktionen inkl. Verstärkern, von der Konzeption über die Gestaltung bis hin zu Produktion und Postauflieferung, gehören zum Leistungsspektrum. Zudem bietet O-Box neben Grafik- und Verpackungsdesign auch Webdesign und App-Anwendungen und unterstützt Kunden bei crossmedialen Marketingaktionen wie digitalen Adventskalendern mit haptischer Erweiterung. Weltweites Sourcing und der Direktimport aus Fernost gehören zu den Kernkompetenzen – die Zusammenarbeit mit Herstellern und Manufakturen in Europa bauen die Darmstädter kontinuierlich weiter aus. Das Know-how in sämtlichen Produktionstechniken und im Design-Engineering sowie in Marketing, Beratung und Konzeption runden das Fullservice-Angebot ab: „Unser Leistungsspektrum ist eine Kombination aus Hersteller und Industriedesignbüro, der kompletten Leistungspalette einer klassischen Werbeagentur und eines Werbeartikelhändlers“, fasst Heitz zusammen.

Ressourceneinsatz mit Augenmaß

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Für das Freestyle Libre Insulin-Messgerät von Abbott hat O-Box ein Täschchen aus Neopren gestaltet, da das Material leicht und flexibel ist und trotzdem eine hohe Schutzfunktion bietet. Auch das Display der Digitalanzeige ist so kratzgeschützt.

Geprägt von einer Kindheit, in der Umweltthemen breit diskutiert wurden, begleitet sie das Thema Ressourcen und Naturschutz schon lange. „Im Studium habe ich mich intensiv mit umweltrelevanten Konzepten und alternativen, nachhaltigen Materialien beschäftigt“, berichtet Heitz. Mehr als 25 Jahre, bevor in Darmstadt der erste Unverpackt-Laden seine Pforten geöffnet hat, hatte sie im Studium bereits z.B. Mehrweg-Foodcontainer für die Wurst- und Käsetheke entworfen. Daher rührt ihr Interesse an umweltfreundlichen Materialien und nachhaltigem Handeln: „Werbegeschenke sollten heutzutage auf jeden Fall sinnhaft sein und einen dauerhaften Nutzen erfüllen. Es geht uns um zielgruppenorientierte Markenkommunikation und zugleich um Ressourcenschonung. Markenhersteller können es sich nicht mehr leisten, Giveaways abzugeben, die dem Verbraucher ein schlechtes Umweltimage transportieren“, so Heitz. „Wir als Händler und Hersteller müssen unserem Kunden etwas anbieten, das seine Zielgruppe gerne nutzt und das so wenige Ressourcen wie möglich verbraucht.“ Wichtig ist ihr dabei offene und ehrliche Kommunikation. Was sie damit meint, ist am Beispiel einer Waschmittelbox für den Reinigungsmittelhersteller Ha-Ra zu sehen. Diese als Zusatzartikel für Waschmittel in Flowpacks gedachte Dose hat zwar einen Deckel aus Bambusholz und einen Griff aus Sisalfaser. Aber das Material der Dose besteht eben nicht aus einem Kunststoff mit Naturfasern, sondern aus sortenreinem, zu 100% recycelbarem Kunststoff, damit die Dose am Ende ihrer Nutzungsdauer dem Wertstoffkreislauf wieder komplett zugeführt werden kann. Bewusst hat man sich dabei zusammen mit dem Kunden gegen einen der neuen Eco-Kunststoffe entschieden, der zwar, so die Industriedesignerin, „theoretisch biologisch abbaubar ist, was aber aufgrund der nötigen Stabilität und Wandstärke des Behälters mehrere Jahrzehnte dauern würde. Und die technischen Möglichkeiten, um solche Stoffe zu recyceln, wurden noch nicht erschaffen.“

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Das Design und die Produktion von Taschen und Täschchen aller Couleur gehören zum Portfolio – namhafte Kunden wie die Kosmetikmarke Max Factor und das Pharmaunternehmen AbbVie (Allergan) vertrauen auf O-Box.

Überhaupt plädiert Heitz in Sachen Nachhaltigkeit v.a. für einen durchdachten und kritischen Umgang mit Ressourcen und setzt das auch in ihren Projekten mit werbenden Unternehmen zu deren Gunsten um. Besonders im Fokus dabei: die möglichst lange Nutzungsdauer. Schließlich zahlen gut gemachte Werbeartikel, die lange und gerne genutzt werden, direkt auf die Markenbildung ein – insbesondere, wenn Themen wie Solidität, Vertrauen und Verlässlichkeit den Kern einer Marke bilden, so wie bei der Deutschen Flugsicherung (DFS). Als Streuartikel für die DFS hat das Team daher Ausstechformen für Plätzchen umgesetzt, die lange Jahre im Einsatz bleiben können – naheliegenderweise in der Form von Flugzeugen, nicht im Polybeutel verpackt, sondern in einer einfarbig bedruckten Papiertüte.

Nachhaltigkeit auch in der Werbewirkung gilt ebenfalls für ein Kofferset, das O-Box für die Marke Kyäni umgesetzt hat. Deren Außendienst ist viel unterwegs und braucht eine vernünftige Transportmöglichkeit für Produktproben. Damit die Werbung für den Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln auf biologischer Basis auch in zehn Jahren noch „am Flughafen wahrgenommen wird“, so Heitz, empfahl sie dem Kunden die Investition in besonders hochwertiges Material von den Rollen über die Hülle bis zu den Schlössern. Perspektivisches Denken und eine Orientierung am langfristigen Nutzen für ihren Kunden gehören für sie zu den Kernaufgaben guter Werbeartikelberatung: „Letztendlich entscheidet die Qualität der Beratung über den Erfolg eines solchen Projekts. Wenn unsere Produkte zehn Jahre oder länger in Verwendung sind, weil sie von ihrer Idee her gut konzipiert und auf der Materialseite qualitativ hochwertig sind, dann sind unsere Kunden zufrieden, und dann haben wir alles richtig gemacht.“ Ein Anspruch, dem sich Heitz und ihr kleines Team nun seit 20 Jahren mit Erfolg verschrieben haben – nicht zuletzt langjährige, vertrauensvolle Kundenbeziehungen zu Schwergewichten der jeweiligen Branche zeugen davon.

// Klara Walk

www.o-box.de

 

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