Seit November 2021 ist Peter Kaspar neuer CEO des Süßwarenspezialisten Kalfany Süße Werbung (KSW), ein Unternehmen der Hamburger Zertus-Gruppe. Im Interview mit den Werbeartikel Nachrichten berichtet der 53-Jährige über Megatrends im Bereich süße Werbung, erklärt, wie KSW mit Rohstoffknappheit und steigenden Energiekosten umgeht, und verrät, bei welcher Fruchtgummisorte er einfach nicht „Nein“ sagen kann.

Herr Kaspar, seit November 2021 sind Sie neuer CEO von KSW. Zuvor waren Sie jahrelang in der Geschäftsleitung von Global Brand Concepts tätig. Wie hat es Sie von einem Fullservice-Dienstleister ins Geschäft mit süßer Werbung verschlagen?

Peter Kaspar: Es gab bei der Zertus-Gruppe einen Strategiewechsel, die Business Unit bestehend aus KSW und Dextro Energy hat man wieder aufgelöst und für die einzelnen Bereiche neue CEOs gesucht. Im letzten Jahr wurde ich von einem Headhunter angesprochen, ob ich offen wäre für neue Tätigkeiten. Über diverse Gespräche habe ich mich erkundigen können, worum es genau geht, wer dahintersteckt. Es hat gepasst, und so bin ich dann zu dieser neuen Aufgabe gekommen. Ich habe KSW als Kunde kennengelernt und war auch als Kunde schon einmal hier zu Besuch. Da ich auf diese Art bereits einen Blick hinter die Kulissen hatte werfen dürfen, war es auch einfacher, eine Entscheidung zu treffen. Denn wenn man über einen Headhunter in ein Unternehmen kommt, bekommt man ja üblicherweise vorher keine Betriebsbesichtigung. Insofern hatte ich den kleinen Vorteil, dass ich schon mal hier war.

Zur Person:

Kaspar Peter 1 - „Als Hersteller können wir Impulsgeber sein“Peter Kaspar, Jahrgang 1969, ist seit November 2021 Vorsitzender der Geschäftsführung bei Kalfany Süße Werbung. Davor hat der Vater einer 23-jährigen Tochter 13 Jahre lang in verschiedenen Positionen bei der Fullservice-Agentur Global Brand Concepts gearbeitet, zuletzt in der Geschäftsleitung. Kaspar pendelt am Wochenende zwischen Herbolzheim und seinem Wohnort Offenbach bei Frankfurt am Main und hat Erfahrung als selbstständiger Berater im Bereich Marketing und Direktmarketing gesammelt. Der klassisch ausgebildete Industriekaufmann hat zudem Internationale Unternehmensführung in Deutschland und Spanien studiert.

Wie sieht denn die aktuelle Führungsstruktur bei KSW aus?

Peter Kaspar: Im Zuge der Neuorganisation besteht die KSW-Geschäftsleitung nun aus einem für beide Standorte verantwortlichen Dreigestirn: Da ist einmal Klaus Richter, der Produktion, Logistik und Einkauf verantwortet. Mit mir zusammen wurde Jürgen Stephan in die Geschäftsleitung berufen, in seiner Verantwortung liegen Finanzen, Controlling, Personal und IT-Themen. Ich meinerseits bin Vorsitzender der Geschäftsführung und operativ verantwortlich für Marketing und Vertrieb.

Was hat Sie an der Aufgabe bei KSW gereizt?

Peter Kaspar: Die Branche an sich fand ich schon immer spannend, weil viel Bewegung, viel Action darin ist. Es ist nie langweilig. Zu einem Wettbewerber wollte ich nicht, aber auf die Herstellerseite und zu einem Unternehmen mit enormem Wachstumspotenzial – auch außerhalb der Werbeartikelbranche – zu gehen, das hat mich gereizt. Als Hersteller können wir Trends setzen, wirklich Impulsgeber sein, denn wir haben eigene Produkte, eigene Rezepte. Das macht es so spannend. Es ist nicht so, dass wir hier sitzen und warten, dass irgendjemand etwas erfindet und wir es dann verkaufen dürfen – wir machen das einfach selbst.

Wie lief es denn in der ersten Zeit? Gab es etwas, bei dem Sie sich dachten: Das ist jetzt eine ganz neue Perspektive auf ein bekanntes Thema?

Peter Kaspar: Ja, natürlich, gleich am Anfang in meinem allerersten Meeting in einer größeren Runde. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, wie hoch bei KSW der Anteil an selbst entwickelten Produkten wirklich ist. Ich dachte vorher, es kommt häufiger jemand um die Ecke und sagt, er hätte gerne den Geschmack XY und die Farbe Lila-Blassblau, aber nein: Wir entwickeln die Rezepte proaktiv, bespielen und setzen Trends mit einem topqualifizierten Team. Das ist natürlich genial.

Bleiben wir beim Thema Produktentwicklung in der Fruchtgummiproduktion. Was können Sie Ihren Kunden da bieten?

Peter Kaspar: Wir sind in der Lage, ein komplett neues Produkt für uns und unsere Kunden zu entwickeln. Vegan oder klassisch? Soll ein Zusatznutzen dabei sein – Vitamine, Nährstoffe, Nahrungsergänzungsmittel? Wir können die Aromen individuell kombinieren und natürlich die Farbe, wir können die Form des Produktes über die entsprechenden Stempel komplett individuell definieren. Und last but not least können wir verschiedene Verpackungsmöglichkeiten anbieten, was das Material angeht. Kurz: Solang es ein Fruchtgummi bleibt und technisch machbar ist, können wir jedes Produkt kreieren. Das ist natürlich auch eine Volumenfrage, das machen wir nicht für 100 g.

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Welche Rolle spielen Foodtrends in der Produktentwicklung?

Peter Kaspar: Eine große. Vegane Ernährung z.B. ist ein absoluter Megatrend, der permanent wächst. Seit Jahren steigt der Anteil der veganen Produkte an unserem Umsatz. Da wir auch im Retail tätig sind, hatten wir die Produkte alle schon entwickelt und konnten sie in der Werbung frühzeitig anbieten. Auch hier wachsen die Umsatzzahlen prozentual. Es ist immer noch der kleinere Anteil, aber wir sind fest davon überzeugt, dass in den nächsten fünf Jahren der Anteil der veganen Produkte stark wachsen wird. Bio ist auch ein Trend, ich würde ihn aber nicht in die Kategorie Megatrend setzen, denn dieses Thema ist stark von der Kaufkraft abhängig. Ein Veganer hingegen würde trotz steigender Preise nicht auf ein herkömmliches Produkt umsteigen.

Ein weiterer Trend auch im Werbeartikelbereich sind nachhaltige Verpackungen. Wie sieht das KSW-Engagement in dieser Richtung künftig aus?

Peter Kaspar: Damit sind wir tatsächlich sehr intensiv beschäftigt. Wir haben permanente Innovationsgremien und -meetings mit Herstellern. Ein Grund ist der Eigenantrieb, wir wollen in diesem Bereich Vorreiter sein. Der zweite Grund: Der Markt fragt es eben nach. Diese Nachfrage ist auch ein Megatrend und wird unumkehrbar sein. Wenn ein Produkt heutzutage einmal in einer nachhaltigen Verpackung im Handel ist, wird der Hersteller nicht mehr die Chance haben, zurückzurudern. Wir versuchen jetzt, die Lösung zu entwickeln, die in zwei Jahren Maßstäbe setzt. Mein Ehrgeiz ist es, die großen Marken im Handel an dieser Stelle zu überholen.

Für die Fruchtgummiproduktion in Herbolzheim benötigen Sie Energie, die Sie aus Erdgas gewinnen – ein schwieriges Thema. Mit welchen Strategien gehen Sie die Energie- und Rohstoffsicherheit an?

Peter Kaspar: Das bewegt uns tatsächlich tagtäglich. Es geht ja nicht nur um Gas: Papier, Kartonagen, Dosen, Folien, jede Produktkategorie, die wir einkaufen, war und ist in irgendeiner Form von der Krise betroffen. Aber wir haben es geschafft, die Warenverfügbarkeit zu garantieren. Wir haben Alternativlieferanten aufgetan, Rezepte angepasst und konnten unsere Rohstoffkontrakte für das nächste Jahr sichern, d.h. auch mit entsprechenden Wachstumszielen sind wir auf der sicheren Seite. Wir haben für alle wichtigen strategischen Rohstoffe eine Mehr-Lieferanten-Strategie und gesicherte Kontingente. Das große Fragezeichen ist aber natürlich die Energiesicherheit. Wir stehen im engen Austausch mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Zertus-Gruppe, aber auch mit Unternehmen hier in der Region, da gibt es natürlich ein Netzwerk. Wir sind über den Bundesverband der Süßwarenindustrie, dem wir angehören, auch mit der Politik in Kontakt. Aber auch wir werden gestiegene Energiekosten haben. Das trifft uns hart, das trifft unsere Kunden hart, denn wir müssen entsprechende Preissteigerungen weitergeben. Wir können sie in diesem Umfang nicht selbst abfedern.

Können Sie auf alternative Energien zurückgreifen?

Peter Kaspar: Wir planen natürlich langfristig, alternative Energien einzusetzen. Das ist aber nichts, was wir schon in diesem Winter umsetzen können. Wir prüfen verschiedene Möglichkeiten von Flüssiggas über alternative Energien, aber diese Investitionen sind erstens sehr hoch und zweitens langfristig. Wir haben eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und stellen uns diesen Themen, weil wir glauben, dass es langfristig immer wichtiger wird, die Abhängigkeiten, die wir heute haben, zu lösen.

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Abseits von der Rohstoffbeschaffung: Welches Projekt wollen Sie in den nächsten zwei bis drei Jahren schwerpunktmäßig voranbringen?

Peter Kaspar: Ganz klar ist das der weitere Ausbau der Fruchtgummikompetenz und der Produktions- und Herstellungsmöglichkeiten. Wir werden in diesem Bereich in den nächsten zwei Jahren massiv in neue Anlagen, in neue Techniken, in Personal, Forschung und Entwicklung investieren. Das ist für uns Fokusthema und davon profitiert auch der Bereich Süße Werbung. Wir werden uns auch in Sachen Effizienz und E-Commerce weiterentwickeln. Am Ende des Tages reden wir ja im Bereich Süße Werbung von Produkten, die an sich keinen hohen Einkaufspreis haben. Dort effizienter zu werden, das bedeutet natürlich auch Margen für unsere Kunden, den Werbeartikelhandel. Wenn unsere Kunden effizient arbeiten können und wenig manuelle Eingriffe in ihrem Prozess haben, können auch sie bessere Margen generieren. Wir wollen noch effizienteren und besseren Service bieten, ohne die menschliche Beratung in den Hintergrund zu stellen.

Zu welcher Fruchtgummi-Lieblingssorte würden Sie Ihrerseits denn immer raten?

Peter Kaspar: Es gibt tatsächlich eine Lieblingsgeschmacksrichtung: Kirsche-Banane oder Ki-Ba. Ein absolutes Knallerprodukt aus meiner Sicht, ich liebe das. Wir haben es nur leider nicht permanent in der Produktion – ich muss da noch aktiver werden und mir etwas einfallen lassen. (lacht)

// Mit Peter Kaspar sprach Klara Walk.

Bildquelle: Kalfany Süße Werbung

 

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