Seit dem 1. Januar 2023 sind alle Anbieter von Speisen und Getränken to-go verpflichtet, ihren Kunden eine Mehrwegalternative zu Einwegkunststoffbehältnissen anzubieten. Uwe Thielsch, Sales Director und Leiter des Incentives- und Promotions-Teams von koziol, kann der Regelung durchaus etwas abgewinnen, denn aus Wegwerfprodukten werden nun lang genutzte Markenbotschafter. Mit der Move Collection aus biozirkulärem Kunststoff bietet koziol Transportbehältnisse für den professionellen Gebrauch an, die sich hervorragend für den Einsatz in Pfandsystemen eignen.

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Herr Thielsch, koziol hat die Move Collection, eine professionelle Lösung für Mehrwegverpackungen von Lebensmitteln im Take-away-Bereich, zeitgleich mit Inkrafttreten der Mehrwegangebotspflicht hierzulande am 1. Januar 2023 gelauncht. Eigentlich dürften Sie sich vor Nachfragen kaum noch retten können …

Uwe Thielsch: Das Interesse ist in der Tat enorm. Und wir haben schon viele spannende Projekte umsetzen können, dabei u.a. auch verschiedene große Poolanbieter wie Vytal als Kunden gewonnen. Das Thema Mehrweg ist ja schon länger virulent, und wir haben uns dementsprechend ausführlich damit beschäftigt.

Bedenkt man aber, dass die Pflicht wirklich eine Vielzahl verschiedener Betriebe betrifft – vom Freizeitpark bis zum Restaurant, von der Metzgerei bis zur Mensa, vom Imbiss über die Kantine bis zur Tankstelle – hat man doch den Eindruck, dass viele, die es angeht, sich nicht entsprechend auf die Änderungen vorbereitet hatten. Jetzt suchen alle händeringend nach entsprechenden Lösungen.

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Uwe Thielsch

Hat denn der Werbeartikelhandel auf das neue Gesetz reagiert?

Uwe Thielsch: Wir leisten Aufklärungsarbeit bei unseren Messeauftritten von der Welcome Home bis zur PSI, aber mein Eindruck ist, dass viele Händler bis vor Kurzem davon noch nichts mitbekommen oder sich nicht ausreichend dafür interessiert hatten. Das ist schade, denn für den Werbeartikelhandel tun sich da durchaus Chancen auf, neue Zielgruppen für sich zu entdecken oder bei Bestandskunden im Fullservice entsprechend zusätzliche Produkte anbieten zu können. Das ist ein riesiges Potenzial.

Es gibt aber auch Händler, die durchaus schon aktiv geworden sind. Mit der Firma Dicke & Partner z.B. haben wir für die Aktion „Dortmund isst nachhaltig“ bereits Mehrweggeschirr umgesetzt, das in Dortmund bei vielen Gastronomen und Bäckereien zum Einsatz kommt. Über einen QR-Code auf dem Deckel erfahren die Kunden, welche Betriebe an der Aktion beteiligt sind und wo sie ihr Geschirr dementsprechend wieder abgeben können. Es sind oft die Kommunen, die jetzt für die Unternehmen ihrer Stadt eine einheitliche Mehrweglösung anstreben und dementsprechend zu Kunden der Werbeartikelhändler werden.

Anders als Wegwerfbecher, die Mülleimer überquellen lassen und so das Stadtbild verschandeln, sind Mehrweglösungen ja auch echte Imageträger. Ist das ein weiteres Argument für den Einsatz von wiederverwendbaren Bowls, Tellern und Co?

Uwe Thielsch: Mehrwegprodukte sind hervorragende Markenbotschafter, die lange im Einsatz sind und positiv konnotiert werden. Damit leisten sie genau das, was haptische Werbung auszeichnet. Durch die gesetzlichen Änderungen sind nun alle Unternehmen dazu verpflichtet, das zu tun, was sie für die Umwelt und für ihr Image längst hätten tun sollen: auf Mehrweg zu setzen. Der Werbeartikelbranche kann das nur gut tun.

Bei der Anpassung des VerpackG handelt es sich um die Überführung der EU-Einwegkunststoffrichtlinie in deutsches Recht. Ist koziol jetzt europaweit als Lieferant für Mehrweggeschirr gefragt?

Uwe Thielsch: Ja, absolut. In anderen Ländern sind die Bestimmungen teilweise noch restriktiver. In Frankreich z.B. ist Einweggeschirr schlicht verboten. Wir produzieren deswegen u.a. auch für EuroDisney. Das geht natürlich nur, wenn man über Kapazitäten verfügt, die entsprechenden Massen in kurzer Zeit herstellen zu können.

Die Anforderungen der Betreiber sind je nach Essens- und Getränkeangebot ja sehr unterschiedlich. Können diese alle durch die Move Collection bedient werden?

Uwe Thielsch: Auf jeden Fall eröffnet die Serie eine Fülle an Variationsmöglichkeiten, da wir über viele verschiedene Produkte verfügen. Move Bowl z.B. ist eine universelle Mitnahme-Schale für Bowls, Ramen, Nudelgerichte, Suppen oder Salate in drei verschiedenen Größen, Move Menu hat eine zusätzliche Fachunterteilung für anspruchsvolle Takeaway-Gerichte. Wir bieten aber auch Servierteller, Cups, Besteck oder sogar Pizza-Transportboxen an, obwohl Pizzakartons aus Papier zu den Produkten gehören, die nicht unter die Kunststoffrichtlinie fallen und deswegen – zumindest jetzt noch nicht – keine Mehrwegalternative zwingend erfordern.

Das Thema Mehrweg wird bei koziol schon lange mit Leben gefüllt: Diverse Lunch- und Bentoboxen, Cups, Trinkflaschen oder Besteck gehören zu den Aushängeschildern des Sortiments. War es dann der nächste logische Schritt, Lösungen für den professionellen Gebrauch zu entwickeln?

Uwe Thielsch: Wir konnten auf den Erfahrungen aufbauen, aber letztlich ist das schon eine komplett andere Geschichte, weil die Anforderungen viel spezieller sind. Wir haben bei Move extrem auf solche Eigenschaften wie Spülbarkeit, Stapelbarkeit und Nestbarkeit geachtet. Die Schalen etwa müssen ineinander passen, aber auch leicht – möglichst einhändig – voneinander zu trennen sein, ohne dass sie aneinander haften, damit im Gastrobetrieb keine Zeit verloren geht. Die Produkte müssen schnell trocknen, das Wasser soll abperlen und nicht in Rillen stehen bleiben, das erfordert ein spezielles Design. Die Deckel von den Schalen wiederum sind so konzipiert, dass sie nicht nur absolut auslaufsicher verschließen, sondern auch umgedreht als Abdeckung bei der Mikrowellenbenutzung fungieren. Zudem verfügen sie am Rand über eine Lasche zur schnellen Etikettierung.

Ein weiteres Beispiel für die teilweise sehr ambitionierten Anforderungen in dem Profisegment: Wir mussten für einen Kunden gewährleisten können, dass der aufgebrachte QR-Code in weniger als 1 Sekunde ausgelesen werden kann. Es war viel Tüftelarbeit erforderlich, bis wir das hinbekommen haben, und das gelingt auch nur, wenn man über die entsprechende Expertise inhouse verfügt. Wir haben als Hersteller mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Kunststoffverarbeitung und -veredelung entsprechend versierte Mitarbeiter in der Technik. Das ist unser Plus.

Alle Produkte der Move Collection bestehen aus koziol Organic Bio-Circular-Material. Worin liegen die Vorteile des Materials?

Uwe Thielsch: Selbstverständlich sind alle Produkte absolut lebensmittelecht, BPA-frei, spülmaschinengeeignet bis 100 °C und besonders hygienisch im Gebrauch. Alle unsere Artikel werden zudem zu 100% klimaneutral in Deutschland produziert.

Was das Material allerdings so besonders macht: Es handelt sich um ein ISCC Plus-zertifiziertes bio-zirkuläres Material, das von uns selbst mit entwickelt wurde und ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Nachhaltigkeitsmarke ist. Wir gewinnen den Werkstoff aus recyceltem Sonnenblumen- und Rapsöl aus Industrie und Gastronomie. Bislang konnten diese Stoffe nur verheizt werden, nun werden sie erstmals sinnvoll genutzt, also in eine moderne Kreislaufwirtschaft integriert. Und ein weiterer wesentlicher Aspekt: Für das Material werden keine zusätzlichen Ackerflächen benötigt.

Die Produkte selbst sind zu 100% recyclingfähig. Aber bis es soweit ist, haben sie möglichst ein langes Leben in der Gastronomie hinter sich und viele hundert Einwegverpackungen ersetzt.

// Mit Uwe Thielsch sprach Dr. Mischa Delbrouck.

Bildquelle: koziol

Mehrwegangebotspflicht

  • Die seit dem 1. Januar 2023 gültige Mehrwegangebotspflicht wird geregelt in den § 33 und 34 des VerpackG. Die Verpflichtung ist die Umsetzung der EU-Einwegkunststoffrichtlinie in nationales Recht. Im Kern besagt die Regel, dass Letztvertreiber von Einwegkunststoffbehältern mit Lebensmitteln oder Getränken für den unmittelbaren Verzehr (also To-go- oder Take-away-Anbieter) ihren Kunden eine Mehrwegalternative anbieten müssen.
  • Bezüglich der Materialart der betroffenen Behältnisse ist die Beschaffenheit aus Kunststoff gem. Art. 3 Nr. 1 EWKRL maßgeblich. Kunststofffreie Einwegbehältnisse wie Alufolien, Papiertüten oder Pizzaschachteln verpflichten daher nicht zu einer Mehrwegalternative. Bei der Wahl des Materials für die Mehrwegalternative gibt es keine Einschränkungen.
  • Zu den sogenannten Letztvertreibern zählen Betriebe wie Restaurants, Imbisse, Cafés, Mensen, Kantinen, Bäckereien, Supermärkte, Tankstellen, Kinos, Freizeitparks etc. Ausgenommen sind nur kleinere Betriebe mit einer Verkaufsfläche von höchstens 80 qm und mit bis zu maximal fünf Mitarbeitern. Diese können der Mehrwegangebotspflicht auch nachkommen, indem sie von den Kunden mitgebrachte Behältnisse befüllen.
  • Auf das Mehrwegangebot muss deutlich sichtbar am Verkaufsort hingewiesen werden. Zudem gilt, dass die Betreiber „die Verkaufseinheit aus Ware und Mehrwegverpackung nicht zu einem höheren Preis oder zu schlechteren Bedingungen anbieten“ dürfen „als die Verkaufseinheit aus der gleichen Ware und einer Einwegverpackung“. Letztlich bedeutet das, dass es sich bei dem Mehrwegangebot um die gleiche Ware in der gleichen Menge handeln muss wie beim Einwegangebot.
  • Die Betreiber sind verpflichtet, auch für die Reinigung der Mehrwegverpackungen aufzukommen. Sie müssen nur diejenigen Verpackungen, die sie selbst in Umlauf gebracht haben, auch wieder zurücknehmen. Es ist erlaubt, bei der Abgabe von Mehrwegverpackungen Pfand zu erheben. Anbieter wie Recup, Vytal, FairBox, Relevo oder Recircle bieten Mehrweglösungen oder Poolsysteme an, denen sich kleinere Betriebe anschließen können.
  • Wer gegen die Vorschriften verstößt, riskiert ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro.

www.gesetze-im-internet.de/verpackg

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