Bei Sicherheitskleidung wird häufig an Stahlkappenschuhe, Schutzbrillen oder Sicherheitshosen gedacht, doch auch reflektierende Kleidung und Accessoires gehören dazu. Ganz vorne dabei in diesem Bereich ist Refloactive. Was das polnische Unternehmen von der Konkurrenz abhebt, welche Highlights im Programm zu finden sind und warum die Aussichten für die Zukunft strahlende sind, erfuhr Werbeartikel Nachrichten im Gespräch mit CEO Aneta Niciak.
Die einen kennen sie als sogenannte Blinkis aus der Schulzeit, die anderen aus dem Straßenverkehr: Reflektoren. Doch dass Reflektor nicht gleich Reflektor ist, darauf legt Aneta Niciak, CEO des polnischen Unternehmens Refloactive, großen Wert. „Bei sogenannter Personenschutzausrüstung geht es um Sicherheit. Da ist es von immenser Wichtigkeit, hohe Standards einzuhalten und zertifizierte Produkte anzubieten. Erst recht, wenn es um Artikel geht, die zu Werbezwecken eingesetzt werden und die im wahrsten Sinne des Wortes positive Abstrahleffekte für das werbende Unternehmen erzeugen sollen“, erklärt die Geschäftsführerin. Ein Großteil der Produkte, die Refloactive vertreibt, wird daher in Polen produziert. Lediglich die kleinen Plüsch-Schlüsselanhänger, die auch aus reflektierendem Material bestehen, werden importiert. Alle anderen Artikel wie Magnet Clips, Taschen und Loop Straps werden dagegen unter hohen Qualitätsanforderungen im Werk in Bromberg, ca. 130 km nordöstlich von Posen, gefertigt. Hier, mehr oder weniger zentral in Polen gelegen, hat Refloactive seinen Sitz mit Schweißtischen, Druckerei und sogar eigenen Designern und Fotografen. Rund 50 Mitarbeiter sorgen für die Sicherheit von Fußgängern, Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern.
Auf Mission durch Europa
„Unser wichtigster Markt ist Skandinavien“, erklärt Niciak. „Da es hier im Herbst und Winter sehr früh dunkel wird, hat eigentlich jeder, ob Kind oder Erwachsener, reflektierende Produkte und nutzt diese auch. Kinder werden früh geschult und wissen um die Wichtigkeit der Reflektoren.“ Besonders beliebt im Norden Europas sind Einkaufstaschen aus reflektierendem Material, aber auch Taschenanhänger werden häufig gekauft. „Unsere skandinavischen Kunden wissen, was sie von unseren Produkten erwarten können“, betont Niciak. In diesen Märkten besteht auch eine große Nachfrage an den verschiedenen Zertifikaten, die die Refloactive-Produkte von günstigen Fernost-Importen unterscheiden.
Die größte Differenz zwischen zertifizierten und nicht zertifizierten Reflektoren liegt in der Entfernung, aus der sie das Scheinwerferlicht reflektieren. Während nicht-zertifizierte Reflektoren beispielsweise das Licht eines LKW oft erst aus ca. 30 m Entfernung reflektieren, entfalten die zertifizierten Reflektoren der Polen schon bei Entfernungen von 300 m ihre Wirkung. Bei Refloactive gibt es ausschließlich zertifizierte Produkte, die diesen Normen entsprechen.
Im vergangenen Jahr wurde zudem eine neue europäische Norm eingeführt, die die Qualität der verwendeten Folie erhöht und eine Mindestreflexionsfläche vorschreibt. Auch diese Vorgaben hat man bei Refloactive umgehend umgesetzt und bietet entsprechend bereits passende Folien an. „Wir können Konformitätserklärungen für Personalschutzausrüstung und andere Reflexartikel aus unserem Haus erstellen, sodass jeder Käufer weiß, dass unsere Produkte den europäischen Verordnungen entsprechen“, konstatiert die Gründerin. Da die einzelnen Rohstoffe in Polen zusammengeschweißt und verarbeitet werden, ist auch sichergestellt, dass sie keine giftigen Substanzen enthalten, was gerade bei den Produkten für Kinder besonders wichtig ist. Auch die chemischen Tests, denen die Artikel unterzogen werden, bestanden alle verfügbaren Produkte einwandfrei.
Wichtige Botschaft auf den Rema Days 2022: Die Produkte werden in Polen gefertigt.
Gerade die unterschiedlichen Druckvarianten erklärt das Refloactive-Team auf Messen ganz genau.
Die Steigerung der Qualität und die Zertifizierungen waren es auch, die Refloactive zum Durchbruch in Skandinavien verhalfen. „Unsere ersten Produkte – das war vor über 16 Jahren – waren lediglich Importe, die wir dann veredelt haben“, erinnert sich Niciak. „Polen war dann aber der EU beigetreten, und wir haben begonnen, mehr über die Qualität unserer Produkte nachzudenken und haben diese sukzessive gesteigert. So konnten wir uns in Skandinavien durchsetzen. Eigentlich haben wir heute keine Konkurrenz in Europa“, fährt sie, nicht ohne Stolz in der Stimme, fort.
Was in Skandinavien bereits geklappt hat, soll nun auch in Deutschland, Frankreich und der Schweiz passieren. „Gerade der deutsche Markt ist sehr interessant für uns, da die Deutschen sehr sicherheitsbewusst und viel mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind“, erklärt die Inhaberin ihre Beweggründe. Häufiger als in der Vergangenheit will sich das Unternehmen nun auch auf den einschlägigen Werbeartikelmessen präsentieren, denn die reflektierenden Produkte erfordern Erklärungen.
Von Fehldrucken und Folien
Dass ihre Artikel nicht selbsterklärend sind, wissen Niciak und ihr Team aus eigener Erfahrung. „Wir hatten zu Beginn unserer Tätigkeit bei einer Messe in Frankreich einen sehr kleinen Stand und die Produkte lediglich ausgelegt. Kaum jemand verstand den Sinn der Produkte, und auch die Qualität der Veredelung kam nicht rüber“, erinnert sich Niciak. Seitdem hat sich einiges getan. Auf Messen führt das Unternehmen stets Puppen mit sich, in Kinder- und Erwachsenengröße, auch Koffer und Handtaschen finden sich an den Refloactive-Ständen, denn so sehen mögliche Kunden direkt, wie die einzelnen Produkte einsetzbar sind.
Aber nicht nur auf Messen hat sich der Auftritt des polnischen Unternehmens geändert. So finden sich auf der Website aktuell drei verschiedene Kataloge. Neben einem klassischen Produktkatalog zeigt ein weiterer, welche Sonderformen möglich sind. Der dritte wiederum beschäftigt sich hauptsächlich mit den Materialien, die verwendet werden, und erklärt den Interessenten, welche Optionen die unterschiedlichen Folien bieten. Später kann der Nutzer dann im Konfigurator die für ihn optimale Lösung auswählen.
Das reflektierende Polyestergewebe TXR wird bei reflektierenden Textilknöpfen oder Warnwesten verwendet.
Alle Folien bei Refloactive entsprechen den gesetzlichen Anforderungen. Die AGR-Folien gibt es in Weiß und Gelb.
Auch die Oralite-Folie, die in Deutschland hergestellt wird, ist in Gelb und Weiß erhältlich.
Auch die beiden Drucktechniken, mit denen bei Refloactive gearbeitet wird, werden vorgestellt. Zum einen gibt es den klassischen Sieb- oder Digitaldruck direkt auf die reflektierende Folie. Gerade für Produkte, die an Kinder gehen sollen, ist dieses Druckverfahren sehr beliebt, da bunte Farben und Aufdrucke besonders ansprechend wirken. Zum anderen lässt sich aber auch unter der reflektierenden Folie auf einer weißen PVC-Unterschicht im CMYK-Digitaldruck das gewünschte Logo aufbringen. Der Vorteil der Unterdruck-Methode ist, dass die Reflexionsfläche zu 100% erhalten bleibt. Dadurch ist diese Druckform gerade in Skandinavien besonders beliebt. „Die deutschen Kunden müssen sich noch daran gewöhnen, aber wir leisten Überzeugungsarbeit“, schmunzelt Niciak.
Ein weiterer Pluspunkt für den Unterdruck: Er ist günstiger. Da die weiße PVC-Folie in Bögen bedruckt und dann bearbeitet wird, ist die Erstellung günstiger als beim Digitaldruck auf die Folie. Zudem ist das Logo unter der Reflexfolie geschützt und hält somit auch länger, da es weder Abrieb noch Witterung ausgesetzt ist. „Wenn wir den Kunden die Unterschiede zeigen und erklären, sind sie meist ganz begeistert“, berichtet die polnische Geschäftsführerin, die auch fließend Deutsch spricht. Ab Auflagen von 100 Stück sind Veredelungen möglich.
Erfreuen sich großer Beliebtheit: Geschenksets mit unterschiedlichen Reflektoren.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der intensiver Erklärung bedarf, sind die Folien, die für die Reflex-Produkte verwendet werden. Je nach Produkt eignen sich unterschiedliche Materialien, auch diese sind im aktuellen Katalog genau erklärt. Refloactive arbeitet aktuell mit vier unterschiedlichen Folientypen, von denen zwei, nämlich die reflektierende AGR-Max und die RGR-Reflexfolie, aus Südkorea stammen. Der Produzent der Folien, die Firma Reflomax, stellt u.a. die Folien für Verkehrsschilder in den USA und Japan her, so war Niciak und ihrem Team schnell klar, dass die Qualität stimmte, ein Eindruck, der sich durch mehrere Besuche vor Ort und verschiedene Tests verfestigte. Seit sechs Jahren besitzt Refloactive nun einen Exklusivvertrag mit dem Hersteller. Das Folien-Sortiment wird durch die in den USA hergestellte 3M-Folie und die aus Deutschland stammende Oralite-Folie ergänzt. „In Deutschland haben wir noch sehr viele Kunden, die auf die 3M-Folie setzen. Aktuell nutzen wir diese Folie noch, aufgrund der neuen Normen wird sie aber in den nächsten zwei Jahren aus dem Sortiment genommen, da sie diesen nicht entspricht“, erklärt Niciak. „Da wir aber genügend andere Folien haben, haben die Kunden nun die Möglichkeit, sich langsam umzuorientieren.“
Breit aufgestellt
Der Werbeartikelmarkt war von Anfang an ein Segment, das für Refloactive interessant war. Auch verschiedene große Retailmarken stehen auf dem Kundenzettel, doch die Werbeartikelbranche bleibt ein wichtiger Markt. „Wir arbeiten viel mit Händlern und Agenturen zusammen und sehen dabei, dass die Endkunden aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen“, so Niciak. „Neben öffentlichen Ämtern wie der Polizei sind das dann auch ökologische Verbände, Sicherheitsfirmen oder Wander- und Radvereine.“ Gerade im Hinblick auf Sportvereine ist es für Refloactive wichtig, dass die Produkte auch optisch ansprechend sind. Denn wer viel Geld z.B. in ein Fahrrad investiert, möchte es nicht mit einem billig aussehenden Reflektor ausstatten. Hochwertige Produkte, die auch optisch ansprechend sind, kommen da wesentlich besser an.
Die Auswahl an Produkten bei Refloactive ist groß. In 17 Kategorien werden die unterschiedlichen Produkte auf der Website unterteilt. Hier finden sich reflektierende Artikel jeder Größe. Vom kleinen Schlüsselanhänger bis hin zu Jacken oder Taschen. Neben den Klassikern wie Westen und alltagstauglichen Produkten wie Jacken und Einkaufstaschen, die natürlich auch alle veredelbar sind, gibt es viele verschiedene Anhänger und Clips für Jacken, Taschen, Koffer uvm. All diese Produkte sind in einer Vielzahl unterschiedlicher Formen erhältlich, die ebenfalls in einem eigenen Katalog aufgeführt werden.
Die reflektierenden Textilaufkleber werden auf Kundenwunsch in Sonderformen gestanzt.
Die flexiblen Bänder gehören zu den Bestsellern von Refloactive. Der Reißverschluss sorgt für optimalen Sitz
Strahlende Zukunft
Dass die Kunden in den letzten Jahren nicht nur zunehmend sicherheits-, sondern auch umweltbewusster geworden sind, trägt man bei Refloactive ebenfalls Rechnung. So wurde für die Präsentation der Werbeprodukte die TPU-Folie neu entwickelt, aus der kleine Beutelchen hergestellt werden. Diese Folie ist nachhaltig und entspricht so den Wünschen der Kunden. „Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Hinsichtlich der Verpackung haben wir da auch auf die Kundenwünsche reagiert, die immer häufiger nach nachhaltigen Verpackungsoptionen gefragt haben“, erläutert Niciak die Umstellung von herkömmlichen Polybeuteln.
Weiteres wichtiges Argument in puncto Nachhaltigkeit sind die kurzen Transportwege dank europäischer Produktion. Nicht zuletzt in den zurückliegenden Pandemiejahren zeigte sich, wie vorteilhaft der Standort in Europa ist, denn während aus Fernost keinerlei Produkte geliefert wurden, konnte Refloactive weiter produzieren und liefern. „Die Kunden überlegen jetzt länger, wie sie in Werbeartikel investieren. Zuverlässigkeit und auch Fürsorge sind in diesen Momenten besonders wichtig, denn dann kommen die Kunden gerne zurück“, so Niciak.
Während die Pandemie für viele Unternehmen Stillstand bedeutete, profitierte Refloactive sogar von den Lieferstopps aus Fernost. Lagerbestände mit Westen und ähnlichen Produkten erlaubten schnelle Auslieferungsmöglichkeiten. Da auch ein Großteil der Produkte für die übrigen Reflektoren aus Spanien und Italien geliefert wird, gab es auch keine Engpässe bei den Rohstoffen, die Lieferkette blieb stabil. „Wir sind sehr froh, dass wir uns für diesen europäischen Weg entschieden haben“, sagt die Geschäftsführerin.
Zusammen mit ihrem Team will Aneta Niciak (m) den deutschen Werbeartikelmarkt erobern.
Der Gewinn des Promotional Gift Award 2023 ist dabei ein hilfreicher Schritt.
Auch für die Zukunft hat sie noch viele Pläne. Zunächst einmal soll die Website auch ins Deutsche übersetzt werden, um noch mehr Kunden anzusprechen. So wird auch der Konfigurator zugänglicher, und die Bestellungen werden für den Kunden noch weiter vereinfacht. Damit die Website die hochwertige Qualität des Angebots widerspiegelt, hat die Chefin zudem einen eigenen Fotografen angestellt. Denn Reflexartikel zu fotografieren ist eine besondere Kunst. „Im Hellen sehen die Produkte alle gleich aus, erst nachts zeigt sich, wie gut sie sind“, erklärt sie. Häufig sind die Produktbilder bei den angebotenen Artikeln daher von schlechter Qualität, und der Leuchtbereich glänzt aufdringlich. „Das wollten wir so natürlich nicht. Unsere Produkte sollen schon im Internet überzeugen, daher haben wir nun einen eigenen Fotografen. So zeigt sich, ähnlich wie bei den Puppen auf den Messen, direkt, wo unsere Produkte eingesetzt werden können“, fühlt sie sich in ihrer Entscheidung bestärkt.
Des Weiteren sind auch neue Produkte geplant. Zuletzt gewann der reflektierende Textilaufkleber einen Promotional Gift Award in der Kategorie Kommunikatives Produkt. „Das hat uns sehr stolz gemacht. Der Award ist ein toller Channel, um ein Produkt einem großen Publikum zu zeigen. Wir haben auch für die Zukunft noch neue, spannende Produkte geplant“, so Niciak. Welche reflektierenden Neuheiten sich das Refloactive-Team ausgedacht hat, wird man dann auch in Deutschland vermehrt auf Messen sehen, denn hier gibt es mit Sicherheit noch viel zu tun!
// Sophia Arnold
