Emissionsfreier Fortbewegung auf cleveren E-Bikes für die ganze Familie hat sich Waldbike verschrieben. Für jedes verkaufte Rad pflanzt das Start-up einen Baum im Stadtwald nebenan. Werbende Unternehmen fahren per White-Labeling mit.
Nachhaltige Mobilität liegt im Trend – das haben auch die Stadtwerke Stuttgart erkannt. Im FahrzeugPool des Strom- und Gasversorgers befinden sich seit Kurzem auch individuell gebrandete Waldbikes.
Ein guter Rat für Firmen und Marken, die ihr Engagement für Nachhaltigkeit klar sichtbar in die Welt tragen möchten: Setzt auf‘s Rad! Nicht nur der Klimawandel, auch lange Staus im Berufsverkehr und gesundheitliche Aspekte – Stichwort: Bewegung an der frischen Luft – liefern gute Argumente zum Umstieg auf das Fahrrad. Mitarbeitende, die mit gebrandeten Drahteseln durch Wald, Wiese und den Stadtdschungel radeln, machen dabei ganz nebenbei auf ihren Arbeitgeber aufmerksam.
„Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, die Individualmobilität durch kluge und zuverlässige Produkte sowie passendes Zubehör in hoher Qualität zu fördern“, so Jan Jochens, einer der beiden Gründer von Waldbike. „Wir bauen Fahrräder, die für die Familie gedacht sind. Erweitern Unternehmen mit unseren Bikes ihren Fuhrpark, transportieren sie damit eine bestimmte Mobilitätsphilosophie nach außen und sprechen Zielgruppen an, denen Familie und Umwelt wichtig sind.“
Jochens und sein Mitgründer Andreas Weeber kennen sich privat schon länger. Weeber betreibt mehrere Autohäuser, Jochens verfügt über langjährige Erfahrung in der Unternehmensberatung. Überlegungen, die bereits vorhandene Infrastruktur des KFZ-Handels auch für das gemeinsame Business zu nutzen, mündeten schließlich in Waldbike. Im Dezember 2022 gegründet, besteht das Team neben den beiden Geschäftsführern Jochens und Weeber aktuell aus sechs Vollzeit- und einigen Teilzeitkräften.
Jan Jochens, einer der beiden Geschäftsführer von Waldbike, fährt selbst täglich mit dem Rad – u.a. zur Arbeit in den Waldbike-Store.
Am Firmensitz im baden-württembergischen Calw werden die Bikes, ausgehend vom selbstlackierten Rahmen, Komponente für Komponente zusammengesetzt. Im der Manufaktur angeschlossenen FlagshipStore können Fahrrad-Enthusiast:innen die vier angebotenen E-Bike-Modelle in Augenschein nehmen und kommen dabei auf Wunsch auch in den Genuss eines professionellen Bike-Fittings. Hierzu wird mithilfe modernster Lasertechnik anhand der Körpermaße, Vorlieben und Bedürfnisse das perfekte Rad ausgesucht und individuell angepasst. Die ergonomische Effizienz und folglich auch das Fahrerlebnis lassen sich so maximal steigern.
Angeboten wird zudem ein markenoffener Bike-Service. Fachkundige Mechaniker:innen führen Reparaturen und Wartungen durch – auch an Rädern, die nicht aus dem unternehmenseigenen Sortiment stammen.
Aufforstung vor der Haustür
Die Entscheidung für den Namen „Waldbike“ fiel nicht nur, weil das Start-up seinen Sitz in Calw und damit im Nordschwarzwald hat, sondern auch weil pro verkauftem Stahlross ein Baum im Stadtwald von Calw gepflanzt wird. „Wir haben uns mit Vertreterinnen und Vertretern der lokalen Forstwirtschaft an einen Tisch gesetzt, um zu erfahren, was der Wald braucht, und was wir Gutes tun können. Da momentan eine Umforstung in Richtung Mischwald angestrebt wird, haben wir uns dann dazu entschieden, dieses Vorhaben mit Baumpflanzaktionen aktiv zu unterstützen.“ Das bedeutet keinesfalls, dass sich die beiden Geschäftsführer für eine einmalige PR-Aktion mit Gummistiefeln und Spaten bewaffnet ins Unterholz schlagen. Waldbike fährt an bestimmten, mit den Forstprofis abgestimmten Pflanzterminen die Produktion runter, schließt die komplette Firma, lädt Handelspartner, Familie und Bekannte ein „und dann gehen wir in den Wald und pflanzen, bis wir fertig sind“, so Jochens.
Passend dazu trägt jedes Fahrrad von Waldbike den Namen eines Baumes. So finden sich im Sortiment das bestens für Offroad-Fahrten geeignete Carbon Fully E-Bike Quercus sowie das Allround E-Bike Quercus SUV. Während Quercus der wissenschaftliche Name für Eiche ist, bezeichnet Tilia eine Linde. Das Fahrradmodell mit diesem Namen verspricht mit gefederter Sattelstütze und laufruhigen Schwalbe-Reifen idealen Komfort auf Familienausflügen. Sorbus werden hingegen Pflanzenarten aus der Gattung der Mehlbeeren genannt. Waldbike hat sein City E-Bike für Ausflüge, Pendelstrecken und Einkäufe danach getauft. Alle Modelle lassen sich durch Zubehör wie Fahrradpumpen, Lampensets und Flaschenhalter, aber auch Kindersitze oder -anhänger ergänzen.
Jochens: „Was viele nicht wissen: E-Bikes durchlaufen zwar einen CE-Zertifizierungsprozess, aber diese Zertifizierung inklusive Garantie erlischt, wenn ein Anhänger verwendet wird, ohne dass der Hersteller dazu eine Prüfung vorgenommen hat. Wir arbeiten mit dem skandinavischen Anhängerhersteller Hamax zusammen, und haben unsere Fahrräder speziell auf deren Kinderanhänger hin zertifizieren lassen.“ Tilia und Sorbus sind nicht zuletzt auch durch ihre besonders leistungsstarken Bremsen und eine ZwölfGang-Schaltung ideal für den Anhängerbetrieb ausgelegt.
Lokal unterwegs
Auch bei der Auswahl der Bezugsquellen spielt Regionalität eine Rolle. Das Unternehmen versucht überall dort, wo es möglich ist, Kooperationen auf lokaler Ebene zu schließen. So stammen die Sattel der Fahrräder z.B. vom deutschen Hersteller SQlab. „Im Bike-Fitting-Prozess vermessen wir u.a. auch den Sitzknochenabstand unserer Kundinnen und Kunden, um die ideale Sattelbreite zu ermitteln“, führt Jochens aus. „So stellen wir sicher, dass der Sattel von Anfang an gut passt und nicht nach wenigen Wochen wieder ausgetauscht werden muss. Auch das ist Teil unseres Nachhaltigkeitskonzepts.“
Allerdings ist es in der Fahrradindustrie laut Jochens aktuell noch nicht möglich, in voller Tiefe auf einheimische Produkte zurückzugreifen. Rahmen, Schaltung und Federgabel bezieht das Start-up daher momentan aus Asien, setzt aber auch hier auf Partner mit einem ähnlichen Mindset. „Die Firma, von der wir die Federgabeln und Laufräder beziehen, produziert ab 2024 in Polen“, so der Waldbike-Geschäftsführer.
Das Start-up arbeitet auch mit verschiedenen Leasing-Anbietern wie Lease a Bike oder JobRad zusammen. Die Nutzungsverträge werden mit den jeweiligen Arbeitgebern der Leasing-Interessent:innen abgeschlossen. Die Stadtwerke Stuttgart, die sich laut Jochens in Sachen CO2-Reduktion hohe Ziele gesteckt haben, sind noch einen Schritt weiter gegangen und haben ihre firmeninterne Fahrzeugflotte mit E-Bikes in CI-Farbe und mit Firmenlogo ergänzt. Mitarbeitende nutzen die fahrbaren Untersätze für innerstädtische Termine.
Zwei der Räder wurden zudem öffentlichkeitswirksam an Kund:innen der Stadtwerke verlost. Paravan, ein Unternehmen, das u.a. Fahrzeuge für Menschen mit Behinderung umbaut, orderte ein gebrandetes E-Rad, um es als aufmerksamkeitsstarkes Werbeelement bei Events mit sich zu führen.
Zukünftig möchte das Start-up bei White-Label-Lösungen noch einen Gang zulegen: „Aktuell setzen wir mit dem Münchener Lastenanhängerproduzenten Hinterher einen speziellen Waldbike-Anhänger um, der zusätzliche Werbeflächen bietet. Damit könnten z.B. Hotels, die E-Bikes an Gäste verleihen, ideal im eigenen Umland Werbung machen“, so Jochens. Vielleicht auch dann mit den neuen Fahrradmodellen, die das Unternehmen nächstes Jahr auf den Markt bringen möchte.
// Jasmin Oberdorfer
Bildquelle: Waldbike
