Die beiden Tipp-Kick-Geschäftsführer und Enkel des Firmengründers, Mathias (l) und Jochen Mieg, vor den Porträts ihrer Vorgänger Hansjörg, Peter und Edwin Mieg (Bilder hinten v.l.).
Die Tipp-Kick GmbH aus Villingen-Schwenningen feiert mit ihrem Fußballbrettspiel 2024 den 100. Geburtstag. Eine Figur mit beweglichem Bein, die auf Knopfdruck gegen den Ball tritt: Der Schwenninger Kaufmann Edwin Mieg erkannte sofort das Potenzial der Erfindung des Tüftlers Carl Mayer aus Stuttgart und erwarb 1924 die Lizenz für das Edit Live Fußballbrettspiel und gründete die Firma, mit der er das Produkt erfolgreich auf dem deutschen Spielwarenmarkt einführte.
Seit den 1990er Jahren wurde auch der B2B-Bereich kontinuierlich und systematisch entwickelt. Mit dem deutschen WM-Titel 1954 erzielte das Spiel nach Unternehmensangaben einen Verkaufsrekord, der erst im Jahr der Heim-WM 2006 gebrochen werden konnte – auch dank des guten Absatzes im Werbeartikelbereich.
Mittlerweile wird das Familienunternehmen in dritter Generation von den Cousins Mathias und Jochen Mieg, Enkel des Gründers geführt. Während sich Mathias Mieg um den Einzelhandel kümmert, widmet sich Jochen Mieg dem Werbeartikelgeschäft.
Am Firmensitz im Schwenninger Industriegebiet Dickenhardt werden heute sechs Mitarbeitende beschäftigt, dazu kommen acht Heimarbeiterinnen, die Figuren bemalen. Im Tampondruck veredelt werden die Figuren immer noch in der Region, auch wenn die Produktion der aus Zink gegossenen Figuren aus Kostengründen größtenteils nach China ausgelagert wurde, wo auch große Auflagen mit Schablonen lackiert werden. Aus der schwäbischen Feinwerkindustrie hervorgegangen, ist das Unternehmen immer noch stark in Baden-Württemberg verwurzelt und zählt u.a. den VfB Stuttgart zu seinen Kunden. Aber auch mit anderen Bundesligisten arbeitet das Traditionsunternehmen im Merchandisingbereich zusammen. Da zum Jubiläum passend eine Fußball-EM in Deutschland stattfindet, ist man eine Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingegangen. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte sind nun Figürchen mit offiziellem Deutschlandtrikot inkl. DFB-Logo als Lizenzprodukte im Handel erhältlich.
Gerade bei großen Turnieren merke man erhöhte Auftragsvolumen, so Jochen Mieg, daher laufe v.a. der Geschäftsbereich Werbeartikel mit dem zweijährigen Turnierturnus stabil. „Wir hören immer wieder, dass Kinder Tipp-Kick-Figuren in den Kisten ihrer Väter finden. Unsere Spiele halten teilweise mehrere Generationen“, erklärt Mathias Mieg stolz. „Es gibt natürlich auch Verschleiß bei den mechanischen Teilen, wenn sie viel benutzt werden, aber sie gehen nicht so schnell kaputt wie elektronisches Spielzeug.“ Die Bekanntheit der Marke und die hohe Wiederkennbarkeit der Produkte sei in Zeiten von Schließungen zahlreicher Spielwarengeschäfte auch wichtig für den Online-Handel.
Mit Logo auf den Trikots werden die Tipp-Kick-Figuren zu Werbeartikeln. Aber auch Banden, Spielfläche, Torwand oder Verpackung lassen sich individualisieren.
Mathias Mieg sieht durchaus Synergien zwischen den beiden Geschäftsbereichen: „Unsere Bekanntheit in der Werbeartikelbranche hilft der Spielware im Einzelhandel.“ „Der Werbeartikel macht die Menschen mit dem Produkt vertraut“, ergänzt Jochen Mieg. „Wenn sie eine einzelne Figur bekommen und merken, dass es Spaß macht, wollen sie ein ganzes Set.“
Trotz Übernahmeangebote anderer Spielwarenhersteller soll das Unternehmen weiter ein Familienbetrieb bleiben. Laut den beiden Geschäftsführern steht die vierte Generation bereits in den Startlöchern. Für die organisatorische Zukunft ist also gesorgt, und auch die Produktpalette wird mit innovativen Ideen weiterentwickelt. So konnte in der jüngsten Vergangenheit u.a. eine Figur mit einem magnetischen Flaschenöffner als Standfuß auf dem Werbeartikelmarkt punkten, z.B. als On-Pack für Brauereien. Neu sind auch die Figuren jubelnder Fans, die, wie echte Tipp-Kick-Figuren mit Druckknopf am Kopf, einen individualisierbaren Sound auslösen.
Eine große Jubiläumsfeier ist am 7. Juni 2024 in der Neckarhalle in Schwenningen geplant. Dort wird dann auch die offene deutsche Tipp-Kick-Meisterschaft ausgetragen. Ab dem 6. Juni kann die Geschichte von Tipp-Kick in einer Sonderausstellung im Uhrenindustriemuseum Villingen-Schwenningen nachvollzogen werden.
