IMG 1830 - GWW: Neufassung der Satzung kommt nicht durchAm 23. September, dem Vortag der von ihm veranstalteten Herbst-Trend, hielt der GWW (Gesamtverband der Werbeartikel-Wirtschaft e.V.) in den Räumlichkeiten der Kölnmesse eine Mitgliederversammlung ab. Wesentlicher Tagungsordnungspunkt war die Abstimmung über eine Neufassung der GWW-Satzung. Vorgesehen waren zudem zwei Vorträge, die jedoch kurzfristig abgesagt werden mussten, da die Diskussionen und die Abstimmung selbst breiteren Raum einnahmen, als offenbar von den Verantwortlichen im Vorhinein einkalkuliert worden war.

Schon zu Beginn der Versammlung wurde deutlich, dass es viel Diskussionsbedarf auf Seiten der Mitglieder gibt. Verschiedene Anträge aus der Mitgliedschaft hatten den Verband erreicht. So wurde u.a. beantragt, die Wahl zur Satzung geheim durchzuführen, mehr Zeit für Diskussionen zu veranschlagen oder die Abstimmung zur Satzung komplett zu verschieben. Offenbar war vielen Mitgliedern das Thema zu sensibel, um es in einer relativ kurzfristig anberaumten Sitzung ohne ausreichende Klärung im Vorfeld und der Möglichkeit, Verbesserungen anzuregen, einfach durchzuwinken.

Mehr Transparenz gewünscht

Die weiteren Anträge offenbarten v.a. den Wunsch nach mehr Transparenz etwa über die politischen Aktivitäten des Vorstandes. Ebenso wurde um die Offenlegung der Haushaltspläne mit einer detaillierteren Auflistung der Kosten gebeten. Die GWW-Führung verwies darauf, dass der Finanzbericht bereits im Rahmen der Jahreshauptversammlung präsentiert worden sei, wollte diesen aber im Laufe der Mitgliederversammlung ein weiteres Mal zeigen, was letztlich nicht geschah. Dass dieser Finanzbericht wesentliche Fragen nicht beantwortet – so werden die Kosten nicht detailliert aufgeschlüsselt oder die Erlöse und Kosten der unterschiedlichen Messeprojekte Frühjahrs-Trend und Herbst-Trend nicht separat aufgeführt –, blieb nicht unkommentiert.

Patrick Döring, myrix, reichte den Antrag ein, einen dreijährigen Businessplan zu erstellen und unter den Mitgliedern zu veröffentlichen. Ferner wurde gefragt, wie die Mehrkosten für Personal und neue Büroräume erwirtschaftet werden sollen und wie das Prozedere um die Anstellung von Ralf Uwe Schneider abgelaufen sei.

Schneider, ehemaliges Vorstandsmitglied, ist nach der Insolvenz seines Arbeitgebers aus dem Vorstand ausgeschieden und von der Geschäftsstelle angestellt worden. Seinen Posten im Vorstand hat Gunther Langenberg per Kooption übernommen. Mit Ursula A.T. Will wird zudem eine weitere erfahrene Branchenkennerin mit einer halben Stelle im Bereich Mitgliederakquise und Marketing für den GWW arbeiten.

Geschäftsführer Ralf Samuel fasste die Anträge kommentierend und wertend zusammen. Aus dem Plenum wurde der Wunsch nach einer weniger emotional gefärbten Darstellung vorgetragen. Samuel gestand daraufhin ein, „emotional angefasst“ zu sein ob des rüden Tons, dem er und sein Team sich seit ca. zwei Jahren ausgesetzt fühlten. Auch der Vorstandsvorsitzende und Versammlungsleiter Frank Jansen nahm ein „waberndes Misstrauen“ wahr. Dabei war die im Rahmen der Mitgliederversammlung geäußerte Kritik ausschließlich an der Sache orientiert und nicht an Personen. Auch dass die Vorstände für ihre Arbeit künftig vergütet werden sollen, wie es die neue Satzungsfassung vorsieht, war keine grundsätzliche Frage. Mehrmals wurde in Wortmeldungen explizit darauf hingewiesen, dass es unstrittig sei, die Arbeit des Vorstandes entlohnen zu wollen. Offen blieben jedoch Fragen, wie die Arbeit künftig kontrolliert werden könne oder welche Aufgabe der Beirat dabei einnehmen könnte, der laut Satzung nicht die Funktion eines Aufsichtsrats habe. Ebenso wurde u.a. der Passus hinterfragt, dass Vorstandsmitglieder künftig sofort aus dem Vorstand ausscheiden müssen, wenn die GWW-Mitgliedschaft des von ihnen repräsentierten Unternehmens – z.B. im Falle einer Insolvenz – erlischt. Es sei ja durchaus möglich, dass diese Personen eine gute Vorstandsarbeit leisten könnten.

Mehrere Abstimmungen

Rechtsanwalt Kai Koschorreck, der den GWW seit mehreren Jahren begleitet, beantwortete offene Fragen zur Satzungsänderung, ohne alle Restzweifel beseitigen zu können, wie das anschließende Abstimmungsergebnis zeigte. Nachdem bei drei Versuchen einer offenen Abstimmung jeweils unterschiedliche Ergebnisse herauskamen, die zudem nicht mit der vorher verkündeten Zahl der 101 anwesenden oder durch Vollmacht vertretenen stimmberechtigten Mitglieder (von insgesamt derzeit mehr als 460 Mitgliedern) übereinstimmte, fand die Wahl schließlich per „geheimer“ Abstimmung statt. Zur Annahme der neu gefassten Satzung hätte es einer Mehrheit von drei Viertel der gültigen, abgegebenen Stimmen bedurft. Letztlich stimmten aber nach offizieller Verkündung 67 Mitglieder für die Annahme der Satzung bei 36 Nein-Stimmen. Der Antrag wurde somit abgelehnt.

Der Vorstand hat nun die Möglichkeit, bei der nächsten Versammlung erneut über die neue Satzung abstimmen zu lassen. Dann reicht bereits eine Zweidrittel-Mehrheit. // Dr. Mischa Delbrouck

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