1998 hob WA Media, damals noch WA Verlag, mit dem eppi magazine das damals wie heute einzige pan-europäische Magazin für die Werbeartikelbranche aus der Taufe. Michael Scherer, geschäftsführender Gesellschafter von WA Media und Mitgründer des Hefts, Project Manager Till Barth und seine Vorgängerin Brit München, heute Objektleiterin der HAPTICA® live und des Promotional Gift Award, blätterten Ausgaben aus 20 Jahren durch und sprachen über babylonische Sprachverwirrung, fast schon vergessene Produkttrends und die Redaktion auf Reisen. 

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V.l.: Brit München, Michael Scherer und Till Barth.

Herr Scherer, WA Media macht seit Anfang der 1980er Jahre Zeitschriften für die Werbeartikelbranche. Was hat Sie veranlasst, ein neues Magazin für den gesamten europäischen Markt ins Leben zu rufen?

Michael Scherer: Mein damaliger Partner Klaus Stallbaum und ich waren ab 1998 die neuen geschäftsführenden Gesellschafter des WA Verlags. Damals war der europäische Werbeartikelmarkt in Bewegung, es herrschte Aufbruchsstimmung: Zwar unterhielten nur wenige Lieferanten eigene internationale Niederlassungen – diese Tendenz setzte sich erst später durch. Viele große Marktplayer waren jedoch bereits stark international ausgerichtet, beispielsweise die Händlerzusammenschlüsse Ippag, WAGE oder IGC. 1997 fand in Cannes erstmals die internationale Werbeartikelmesse FIPO statt, die sich auch als Gegenentwurf zur PSI-Messe in Düsseldorf verstand. Hinzu kam die Gründung des europäischen Dachverbandes EPPSA, später EPPA. Wir wollten dieser zunehmenden Europäisierung der Branche auf allen Ebenen Rechnung tragen – mit einem Magazin, das die europäischen Märkte differenziert beleuchtet. Der Name e.p.p.i. – european promotional products industry – war Programm.

Gab es denn in den einzelnen Märkten keine Werbeartikelzeitschriften?

Michael Scherer: Die gab es schon, u.a. als Organe der jeweiligen Landesverbände, aber nicht alle konzentrierten sich speziell auf haptische Werbung, und v.a. wurden sie wie heute auch in der jeweiligen Landessprache herausgegeben. Wir wollten der „babylonischen Sprachverwirrung“ im Werbeartikel-Zeitschriftenmarkt ein Ende setzen – mit einer unabhängigen Publikation, deren Bezug nicht an eine Mitgliedschaft gebunden ist, und die in der Businesssprache Englisch erscheint. Gegenstand – haptische Werbung – und Zielgruppe – Werbeartikel-Wiederverkäufer – waren damals wie heute klar umgrenzt.

Unter welchen Produktionsbedingungen entstanden die ersten Ausgaben?

Michael Scherer: Zwischen damals und heute liegen natürlich Welten. Wir haben z.T. noch mit handgeschnittenen Layouts und Filmen gearbeitet. Es gab noch Lithoanstalten und Setzereien, das Fax war State of the Art, bei weitem nicht jeder hatte ein Handy. Erst später wurden wir zunächst halb, dann vollständig digital. Das eppi magazine erschien jedoch schon immer komplett in Farbe. 1998 waren wir fünf oder sechs, heute haben wir ein rund 30-köpfiges Team mit Redaktion, Vertrieb, Grafik und Administration unter einem Dach.

Das Bild von Europa war damals noch ein etwas anderes, die erste EU-Osterweiterung z.B. erfolgte erst 2004. Hat sich das auch auf die Auflage ausgewirkt?

Michael Scherer: Natürlich. Wir haben mit 16 Seiten begonnen. Unsere Startauflage lag bei ca. 4.500, und wir hatten kaum osteuropäische Adressen. Die stärkste Verbreitung hatten wir anfangs in Frankreich mit 900 Adressen, gefolgt von den Niederlanden mit etwa 700. Heute erscheinen wir in 37 Ländern in einer Gesamtauflage von 10.000, unser Adresspool umfasst 15.000 Wiederverkäufer – die deutschsprachigen Länder, für die wir mit den Werbeartikel Nachrichten ein eigenes Magazin produzieren, nicht mit eingerechnet.

Wie ist es gelungen, das Netzwerk zu erweitern?

Michael Scherer: Durch viele Reisen, über Messebesuche und Kontakte zu Veranstaltern, zu international aufgestellten Unternehmen und Gruppierungen haben wir uns langsam bekanntgemacht und unseren Datenbestand gepflegt und vergrößert. Nach wie vor ist vieles persönliches Business. Eine wichtige Anlaufstelle waren zudem die europäischen Verbände. Eine Zeitlang waren wir sogar das offizielle Magazin des EPPA, mit Verbandslogo auf dem Cover und eigenen Seiten im Heft. Und so ist die Qualität unserer Inhalte stetig gewachsen, weil wir immer näher an den Märkten und immer vertrauter mit den Agierenden waren. Und weil man uns Informationen gegeben hat, was ja nicht selbstverständlich ist.

Till Barth: Das eine bedingt ja das andere. Kein Kontakt, keine Information und umgekehrt. Networking funktioniert nach dem Schneeballprinzip.

Michael Scherer: Bedingt durch einen wachsenden Adresspool und Kundenstamm konnten wir Umfang und Auflage des Heftes peu à peu steigern. Anfang 2002 erschien die erste Auflage des digitalen Pendants eppi newsflash.

Michael Scherer 20years epp - 20 Jahre eppi magazine: Eins für alle

Michael Scherer

Brit Muenchen 20years eppi - 20 Jahre eppi magazine: Eins für alle

Brit München

Till Barth 20years eppi - 20 Jahre eppi magazine: Eins für alle

Till Barth

Hat der 2002 eingeführte Euro dem europäischen Business einen Schub gegeben?

Michael Scherer: Man hat viel über den Euro gesprochen, auch kontrovers, aber die Währung, obgleich sie vieles erleichtert und die Expansion der einzelnen Unternehmen beschleunigt hat, war nicht entscheidend für die Aufbruchsstimmung. Hier hatte z.B. die Entwicklung in Osteuropa gravierendere Auswirkungen, weil sich ganz neue Märkte eröffnet haben, auch für uns als Magazin. Dort bildeten sich Strukturen heraus, und Informationen hatten einen ganz anderen Stellenwert als in den etablierten Märkten, die ja z.T. schon über Marktpublikationen verfügten.

Brit, du hast 2005 die Chefredaktion übernommen. Was war deine Idee, das Heft weiterzuentwickeln?

Brit München: Mein Luxus war, dass ich mich fast ausschließlich um den eppi kümmern konnte und viel Zeit hatte, Messen und Unternehmen zu besuchen, dadurch sind viele neue Kontakte entstanden. Das Profil des Heftes als internationales Format wurde geschärft – mit mehr eigenem, spezifischem Content. War vorher vieles von außerhalb an uns herangetragen worden, suchten wir uns nun verstärkt eigene Themen, die wir für wichtig hielten.

Wie war damals die Stimmung, was Europa angeht?

Michael Scherer: Die europakritische Grundhaltung, wie man sie heute vielfach findet – siehe Brexit etc. – war bis zur Finanzkrise wenig verbreitet. Mit der Krise – die bemerkenswerterweise noch auf der PSI-Messe 2009 gar nicht ernst genommen wurde – gingen natürlich die Uhren wieder vollkommen anders.

Brit München: Wirtschaftlich waren 2005-2007 gute Jahre. Importeure warfen ein Auge nach Osten und gründeten dort Niederlassungen und Veredelungszentren. Es gab neue Ansätze für Messen, verstärkt Austausch zwischen Ost und West, der europäische Markt wurde durchlässiger. Das warf natürlich Fragen auf: Wie spreche ich die einzelnen Märkte an? Was muss ich beachten? Wie sind die Strukturen?

Michael Scherer: Den Messen als zentralen Kontaktplattformen kam eine entscheidende Rolle zu. Das PSI hat seine Monopolstellung und die vereinheitlichende Funktion seiner Messe in Düsseldorf verloren, indem es Satellitenshows installiert hat, z.B. in Warschau oder Paris, die zumeist schnell wieder verschwunden sind. Dabei haben sich gerade die großen Importeure immer eine zentrale Messe in Europa gewünscht, und zwar eine, deren Besuch nicht an eine Mitgliedschaft gebunden ist – womit wir bei der Pro8 in Amsterdam wären, die der Verlag 2008 gemeinsam mit dem niederländischen Unternehmen Het Portaal Uitgevers veranstaltet hat. Weil die Pro8 europäische Werbeartikelhändler ansprach, brauchten wir ein Instrument, um diese auch zu informieren und einzuladen.

Brit München: Das geschah zum einen übers eppi magazine, dem wir Ende 2007 einen Relaunch verpasst haben – inklusive des markanten Orange, das bis heute die Hausfarbe des Heftes ist. Zum anderen kooperierten wir mit anderen Kommunikationsdienstleistern, und in Italien riefen wir den Spin-off eppi Italia ins Leben – eine Abweichung von unserem ursprünglichen Konzept „ein Magazin, eine Sprache“.

Wie lange lief das Projekt „eppi Italia“?

Scherer: Bis Mitte 2008, dann war das Heft nicht mehr zu finanzieren. Zudem war es im Zuge der Pro8 entstanden, und dort sind wir nach der Premiere als Veranstalter ausgestiegen.

Brit München: Leider wurde eppi Italia nicht so gut angenommen wie erhofft – dazu hat sicherlich die Wirtschaftskrise massiv beigetragen. Aber auch der Aufwand war abenteuerlich. Wir hatten keinen Redakteur, der des Italienischen mächtig war, Texte und Layouts wurden hin- und hergeschickt und -übersetzt. Unser Agent in Italien koordinierte vor Ort zwei Redakteure, gleichzeitig galt es, per Mail oder fernmündlich Themen abzustimmen, beim Korrekturlesen mussten wir uns auf ein externes Lektorat verlassen. Das alles wäre ab einem gewissen Level nicht mehr stemmbar gewesen.

Michael Scherer: Ob Pro8, eppi Italia oder andere Projekte: Wir haben immer investiert – z.T. mit hohem Risiko und finanziellem Aufwand – anstatt darauf zu warten, was an uns herangetragen wurde. Wir sehen Marktentwicklungen, die uns zu strategischen Entscheidungen veranlassen, und idealerweise folgt uns dann der Markt. Auf diese Weise hat letztendlich auch das eppi magazine die Finanzkrise überstanden.

Wie hat sich die Krise denn bemerkbar gemacht?

Michael Scherer: Ganze Märkte brachen weg, insbesondere in Südeuropa. Es gab wirklich ein Massensterben von Unternehmen. Das bedeutete auch, dass Anzeigenkunden, die bis dato in diese Märkte gegangen waren, ihren Export massiv zurückfuhren, was wir natürlich gespürt haben. Deshalb ist auch die Erfolgsgeschichte des eppi keine ständige Aufwärtsbewegung – zumindest nicht, was die Umsätze anbelangt, wohl aber mit Blick auf die Qualität.

Till Barth: Als ich 2011 die Leitung des Magazins übernahm, waren die Folgen der Finanzkrise noch deutlich spürbar, in manchen Regionen war die Talsohle noch gar nicht erreicht. Wir haben überlegt: Was können wir tun, um den wirtschaftlichen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen, wie können wir das Profil des eppi weiter schärfen?

Was ist daraufhin geschehen?

Till Barth: Seit Erscheinen des Heftes gab es die Länderreports, allerdings nur unregelmäßig. Seit 2011 porträtieren wir ein europäisches Land pro Jahr, und das umfangreicher als zuvor: Wir besuchen etliche Unternehmen, darunter große Marktführer ebenso wie kleine Spezialisten. Hinzu kommen Hintergrundberichte, Interviews mit Marktkennern, Produktpräsentationen sowie weitere wissenswerte oder auch mal kuriose Fakten. 2011 war Italien an der Reihe, es folgten Großbritannien, Polen, Frankreich, Spanien und Portugal, Belgien und zuletzt 2017 die Niederlande.

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Kreative Entwicklung: von der 1. Ausgabe (l) bis zum aktuellen Cover.

Sind die Länderreports ein Alleinstellungsmerkmal des eppi?

Till Barth: Es dürfte in Europa kein anderes Werbeartikelmagazin geben, das in dieser Form Informationen zu den einzelnen Märkten liefert. Wir investieren viel Zeit und Geld in die Recherche. Ein Invest, der sich jedoch zurückzahlt – meist nicht unmittelbar, aber auf lange Sicht.

Brit München: Man bekommt eine ganz andere Nähe zu einem Markt, wenn man dort ein paar Wochen zu Gast war, gereist ist und mit den Playern der Branche zusammengesessen hat.

Welche anderen Weiterentwicklungen gab es in jüngerer Zeit?

Till Barth: Jede Ausgabe hat inzwischen eine Titelstory, die einen aktuellen Themenkomplex ausführlich beleuchtet und diskutiert. Damit einher ging ein gestalterisches Novum: Anstelle von Fotos wird das Cover heute illustriert. Diese Coverillustration ist zu einer Art Trademark geworden. Unser Themenspektrum haben wir stetig erweitert – mehr Best Practices, mehr Hintergrundberichte, Interviews mit Anwendern usw. Bei all dem ging und geht es jedoch stets um haptische Werbung, das wird sich auch nicht ändern, genauso wie die Zielgruppe des eppi immer der Werbeartikelhandel sein wird.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Verbänden heute aus?

Till Barth: Die Verbände sind immer noch Sprachrohre der Branche und wichtige Ansprechpartner. Allerdings ist die europäische Verbandslandschaft ziemlich heterogen – es gibt einige Vereinigungen, die sehr agil sind und viel anstoßen, andere konzentrieren sich auf einzelne Aktivitäten wie z.B. eine Messe, wieder andere existieren nur im Vereinsregister.

Scherer: Nach wie vor stehen die jeweiligen Einzelinteressen der nationalen Verbände häufig im Vordergrund, was auf europäischer Ebene zu kleinteiligen Diskussionen führt.

Till Barth: Ausbaufähig ist zudem die Pressearbeit vieler Verbände – sie hätten mehr Möglichkeiten, unsere Magazine als Kommunikationsplattform zu nutzen, um ihre Belange und ihre Arbeit innerhalb der Branche öffentlich zu machen. Verbands- und insbesondere Lobbyarbeit funktionieren nur in Verbindung mit PR.

Braucht es aus Sicht des eppi einen europäischen Dachverband?

Till Barth: Ja, wenn er denn funktioniert. Es braucht ihn sogar ziemlich dringend – mit Blick auf die Lobbyarbeit, aber auch auf intereuropäisches Networking und die Unterstützung gegenseitiger Exportaktivitäten. Zwar gibt es in der Werbeartikelbranche viel internationale Kommunikation, aber diese passiert eher bilateral auf Unternehmens- als auf übergeordneter Ebene.

Michael Scherer: Nun gibt es innerhalb der Branche Bestrebungen einen neuen Verband zu gründen, dem neben den nationalen Verbänden auch Einzelunternehmen angehören sollen. Aber sobald einzelne Unternehmen im Spiel sind, geht es immer auch um Partikularinteressen, die Rentabilität von Aktivitäten steht im Vordergrund, und wer am meisten zahlt, kann seine Interessen am Einfachsten durchsetzen. Das birgt eine gewisse Logik, hat aber mit Verbandswesen nichts zu tun. Auch der EPPA ist daran gescheitert, dass er zeitweise von Einzelunternehmen gesponsert wurde.

Ein Dachverband setzt voraus, dass es gewisse Gemeinsamkeiten gibt. Kann man denn überhaupt von einem Werbeartikel-Europa sprechen?

Till Barth: Man braucht nur über eine europäische Messe zu gehen, um das zu sehen. Kaum ein größerer Lieferant, der heute nicht in mehreren europäischen Ländern Niederlassungen unterhält. Es gibt einen regen Austausch, viele Marktplayer kennen sich sehr gut.

Brit München: Das unterscheidet die Werbeartikelbranche übrigens von anderen Industriezweigen, in denen das Konzernwesen familiäre Strukturen abgelöst hat. In der Werbeartikelbranche hat man es bis heute überwiegend mit kleinen und mittelständischen Unternehmen zu tun.

Till Barth: Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Mentalitäten, Marktgegebenheiten und Geschäftsgepflogenheiten – selbst innerhalb einzelner Länder. Wer erfolgreich exportieren will, muss diese Unterschiede kennen und ihnen Rechnung tragen. Wie werden überhaupt Geschäfte gemacht? Welche Zahlungsziele sind Usus? Welche Probleme prägen das Tagesgeschäft? Feilscht man um Preise, oder schlägt man sich mit Compliance-Richtlinien herum? Sichert man alles vertraglich ab, oder löst man Probleme pragmatisch? Geht man erstmal essen, oder kommt man direkt zur Sache? Zudem sind die Märkte unterschiedlich strukturiert.

Brit München: Auch die Produkttrends und Geschmäcker unterscheiden sich regional. Die Favoriten allerdings – wie Powerbanks, Schreibgeräte, Notizbücher oder Tassen – sind in ganz Europa die gleichen.

Michael Scherer: Letztendlich kommt das Allermeiste sowieso aus China, und die Produkttrends werden von den Importeuren allenfalls aufgegriffen, aber nicht selbst besetzt.

Apropos Produkttrends: Ein wichtiger Bereich im eppi sind seit jeher die Produktstrecken, die themenspezifisch über Neuheiten und Trends im Markt informieren. Was hat sich in 20 Jahren in Sachen Trends getan?

Michael Scherer: Der technische Fortschritt hat Produkte wie die Telefonkarte obsolet und digitale Gadgets unentbehrlich gemacht.

Brit München: Nachhaltigkeit ist und bleibt ein Mega-Trend, der sich in alle Produktgruppen übersetzt hat. Promotionwear hat Quantensprünge vollzogen. Auch im Foodbereich hat sich viel getan.

Till Barth: Es hat immer kurzlebige Hypes gegeben – siehe die Fidget Spinner im letzten Jahr –, viele Bestseller sind jedoch die gleichen wie vor 20 Jahren. Gleichzeitig sind die Produkte zielgruppenspezifischer geworden, weil sie sich besser, einfacher, preiswerter, schneller und in kleineren Stückzahlen individualisieren lassen, und weil intensiver darüber nachgedacht wird, wie sich bestimmte Zielgruppen noch besser erreichen lassen. Ich denke schon, dass die Welt der haptischen Werbung insgesamt kreativer geworden ist.

Michael Scherer: Es gibt auch viel mehr Möglichkeiten, Zielgruppen anzusprechen. Payback & Co. sind gigantische Systeme, in denen gegenständliche Werbeträger eine große Rolle spielen und in denen mit ihnen große Umsätze gemacht werden. Ein weiterer Bereich, der enorm gewachsen ist, ist Merchandising. Wer hätte vor 20 Jahren an all die Unternehmen gedacht – von der Bahn über Finanzdienstleister und Getränkefirmen bis hin zu kleinen Sportvereinen –, die heute Merchandisingartikel in einer riesigen Bandbreite einsetzen?

eppi magazine in Kürze

Zielgruppe: Europäische Werbeartikel-Wiederverkäufer
Sprache: Englisch
Reichweite: 37 Länder (ohne D/A/CH)
Auflage/Adresspool: 10.000/15.000
Erscheinungsweise: sechsmal im Jahr
Gründung: 1998
Web: www.eppi-magazine.com
Newsletter: eppi newsflash

Wie hat sich der Markt selbst in 20 Jahren verändert?

Michael Scherer: Darüber könnten wir stundenlang diskutieren. Ein paar Stichworte, um nur die gravierendsten Veränderungen zu erwähnen: Die klassische Wertschöpfungskette „Importeur/Hersteller – Händler – Anwender“ ist aufgeweicht, Handels-, Vertriebs- und Kommunikationswege sind offener, …

Brit München: … der pan-europäische Markt ist größer, durchlässiger und auch professioneller als Ende der 1990er, …

Till Barth: … Nachhaltigkeit, Compliance und Produktsicherheit sind beherrschende Themen geworden, die Digitalisierung hat die Branche revolutioniert und wird sie weiter massiv verändern.

Brit München: Trotz aller Digitalisierung wird man jedoch immer das Bedürfnis haben, mit anderen Menschen zu interagieren und Produkte in die Hand zu nehmen. Das größte Faszinosum der Digitalisierung ist, dass Menschen nach wie vor nach physischem Kontakt drängen, die Sehnsucht nach Face-to-Face-Interaktion und Haptik wird sogar durch die Digitalisierung noch verstärkt.

Haben Magazine wie der eppi im digitalen Zeitalter noch ihre Berechtigung?

Michael Scherer: Die Statistiken nicht nur der Druckindustrie sagen ganz klar, dass von einem Sterben der Fachmagazine gar keine Rede sein kann – um es auf unseren Bereich zuzuspitzen. Natürlich kann man keine zuverlässigen Prognosen darüber abgeben, was in zehn Jahren sein wird, aber prinzipiell ist das Handfeste weiterhin von Bedeutung. Auch der Tod der Kataloge ist bis heute nicht eingetreten, trotz der Omnipräsenz von Webcontent und obwohl jedes Unternehmen heute einen Newsletter verschickt. Man greift bei Kurzinformationen gerne auf digitale Formate zurück, bei komplizierteren Inhalten hat man jedoch lieber etwas in der Hand. Es soll ja auch immer noch Leute geben, die lieber ein Buch als einen Reader lesen (lacht).

Till Barth: Neben Katalogen erfreut sich auch Corporate Publishing in der Branche großer Beliebtheit – Unternehmensmagazine, Magaloge oder ähnliche Printformate erscheinen häufig gezielt als Ergänzung zur Online-Strategie.

Nun leben wir in einer Zeit, die nicht gerade von europäischer Aufbruchsstimmung, sondern vielfach von Skepsis oder sogar Ablehnung gegenüber dem europäischen Gedanken geprägt ist. Wo ist da die europäische Branche zukünftig zu verorten?

Till Barth: Momentan zumindest sieht es nicht danach aus, als würde „Werbeartikel-Europa“ weniger international. Beispiel Brexit: Nicht wenige britische Unternehmen investieren gerade jetzt in den europaweiten Vertrieb. Gerade für kleine Länder ist der Export essenziell, für belgische, niederländische oder dänische Lieferanten etwa sind Exportanteile über 90% keine Seltenheit. Egal, wie die persönliche Meinung zur EU ist, viele werden weiterhin versuchen, in Europa Geschäfte zu machen. Es muss auch klar unterschieden werden zwischen Problemen mit oder Kritik an der EU und genereller Europa-Feindlichkeit. Bloß, weil jemand der Ansicht ist, in Brüssel säße ein Haufen verfilzter Bürokraten, muss er nicht gleichzeitig wollen, dass die Grenzen wieder geschlossen werden.

Scherer: Außerdem gibt es inzwischen eine Art Stimmungsumschwung – ich glaube nicht, dass die Europaskepsis dominiert. In Großbritannien z.B. sagen die neuesten Umfragen, dass das Ergebnis des Referendums heute ein deutlich anderes wäre. Man weiß nicht, was die populistischen Kräfte, die vielerorts stark geworden sind, noch anrichten werden, aber insgesamt glaube ich, dass die Leute doch auch ein bisschen über die Vorteile der EU nachdenken.

Bedarf an Informations- und Kommunikationsplattformen für die europäischen Märkte besteht also weiterhin. Was unterscheidet das eppi magazine heute von den vielen nationalen Publikationen?

Till Barth: Die inhaltliche Ausrichtung – wir haben den gesamt-europäischen Blick, den andere Magazine nicht haben. Die Verbreitung – mit uns erreichen Lieferanten sechsmal im Jahr 10.000 Wiederverkäufer in 37 europäischen Ländern. Außerdem das Themenspektrum, der Umfang, die Tiefe der Recherche und Berichterstattung, aber sicherlich auch der Qualitätsanspruch. V.a. jedoch sind wir unabhängig. Wir drucken keine Pressemitteilungen 1:1 ab und sind an keinen Verband, keine Interessensgemeinschaft und kein anderes Unternehmen gebunden.

Was sind die nächsten Projekte und Themen?

Till Barth: Zunächst einmal steht im März die HAPTICA® live in Bonn an, die wir als WA Media veranstalten, und die das eppi magazine natürlich begleitet. Wir freuen uns, auch dort viele Lieferantenpartner, Kontakte und Freunde aus ganz Europa zu begrüßen. Unser Länderreport führt uns in diesem Jahr nach Dänemark und Norwegen, wir werden außerdem u.a. den Themen Digitalisierung, Auditing, Preispolitik, Werberestriktionen und Produktgesetzen umfangreiche Features widmen. Es bleibt eine permanente Aufgabe, das Heft weiterzuentwickeln und den Marktgegebenheiten anzupassen. An der Kernstrategie des eppi magazine wird sich jedoch nichts ändern. Insofern ist die Ausrichtung des Heftes heute im Grunde die gleiche wie vor 20 Jahren: Wir sind das Magazin für die europäische Werbeartikelbranche.

Mit Till Barth, Brit München und Michael Scherer sprach Dr. Mischa Delbrouck.

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