Speiseeis in individuellem Format – dieser Marketingidee hat sich Mouth Propaganda verschrieben. Das Kölner Start-up produziert individuelle Botschaften, die buchstäblich auf der Zunge zergehen. Dabei sind sich die Macher einig: Auch schnell Schmelzendes kann lange im Gedächtnis bleiben.

MP5 - Mouth Propaganda: In aller Munde

Was früher einfach Mundpropaganda hieß, trägt heute den anglizistischen Fachbegriff Word of Mouth-Marketing. Klingt vielleicht bedeutsamer, gemeint ist aber nahezu dasselbe: die schnelle Verbreitung von Botschaften. Während Empfehlungen jedoch einst noch mündlich im persönlichen Gespräch weitergegeben wurden, verbreiten sich Trends in der heutigen Zeit hauptsächlich „viral“. So auch im August 2020, als auf den Social Media-Kanälen Bilder der „Little Holiday“-Installationen von Davide Campari-Milano aufploppten. Der italienische Spirituosenhersteller sorgte in München und Berlin mehrere Tage lang mit Liegestühlen, Sonnenschirmen, Palmen, Orangenbäumen und aus Holz gezimmerten Bars für Beach-Feeling und promotete damit seine bekannte Aperitif- Marke Aperol. Auf manchen Bildern, die von den Besuchern fleißig auf Instagram, Facebook und TikTok gepostet wurden, konnte man dabei auch einen Blick auf eine ganz besondere Nascherei erhaschen: ein orangefarbenes Aperol Spritz-Stieleis in Gestalt eines Cocktailglases. Hergestellt wurde der fruchtig-erfrischende Hingucker von Mouth Propaganda.

Das von Antonia Westerwinter und Massimo Futschik gegründete Kölner Start-up entwickelt mithilfe von moderner 3D-Technik individuelles Stieleis, das in Bezug auf Farbe, Form, Geschmack und Verpackung keine Wünsche offenlässt. Futschik: „Wir haben unsere Firma im Sommer 2020 gegründet und mit der Produktion des Aperol Spritz-Eises unseren ersten großen Auftrag an Land gezogen. Das Eis kam super an! Die Gäste haben es häufig als Fotomotiv genutzt und mit dem Eis in ihrer Instagram-Story posiert, was die Reichweite der Kampagne im Netz erhöht hat.“ Futschik und Westerwinter, die dank eines Gründerstipendiums inmitten der COVID-19-Pandemie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben, wissen, wie wichtig die Sichtbarkeit in den sozialen Medien heutzutage bei der Kampagnenplanung ist, halten aber auch an ganz besonderen Wow-Momenten vor Ort fest: „Dort, wo Events und Messen wieder möglich sind, müssen Marken jetzt unbedingt zeigen, dass sie noch da sind“, erklärt Futschik. „Viele Giveaways werden einfach nur abgegriffen und erst einmal achtlos in die Tasche gesteckt. Mit unserem Eis beschäftigt man sich sofort und genießt es an Ort und Stelle. Auch wenn es vergänglich ist, der Eindruck, den unsere Kreationen beim Beschenkten machen, bleibt noch lange bestehen.“

Antonia - Mouth Propaganda: In aller Munde

Massimo - Mouth Propaganda: In aller Munde

Kommunikationsdesignerin Antonia Westerwinter und Konditor Massimo Futschik sind die Gründer von Mouth Propaganda.

Rundum individuell

Während Westerwinter als Kommunikationsdesignerin Form und Verpackung plant, kümmert sich Futschik um die Entwicklung der Eissorten. Fleur de Sel Caramel, Matcha White Choc, Blueberry Doublecream oder doch lieber Madagaskar Vanille? Der gelernte Konditor und Speiseeishersteller kann auf ein großes Portfolio bereits bestehender Rezepturen zurückgreifen, entwickelt auf Kundenwunsch aber auch völlig neue Sorten. Die individuelle Gestalt der leckeren Erfrischungen entsteht am Computer. Westerwinter: „Als erstes entscheidet sich der Kunde zwischen unserer 180-Grad- und unserer 360-Grad-Form. Die 180-Grad-Variante bietet Kunden die Möglichkeit, Details einseitig auf dem Eis zu platzieren. Objekte oder Schriftzüge werden also auf einer Seite abgebildet, während die andere Seite flach und neutral bleibt. Bei der Variante mit 360 Grad können jede Fläche und jeder Winkel genutzt werden, um Ideen umzusetzen.“

Ob eine Kettensäge für den Messeauftritt eines Handwerksbetriebs, ein Sneaker, mit dem das Release-Datum der neuesten Kollektion promotet werden soll, oder das neueste Reifenmodell für ein Sommerevent im Autohaus – die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. Hätte der Notar, den das Start-up für die Unternehmensgründung aufsuchte, seiner erstaunten Nachfrage Taten folgen lassen, hätte das Duo sogar das nordrhein-westfälische Wappen in Eisform für den Juristen nachgebaut. Westerwinter: „Ich erstelle erste digitale Skizzen am Bildschirm, und diese Visualisierung geht dann zusammen mit unserem Angebot an den Kunden. Gibt er sein O.k., wird eine 3D-Form erstellt, von welcher dann wiederum die Formen produziert werden, in die die Eismasse gegossen wird.“ Vom Auftragseingang bis zur Lieferung veranschlagt das Start-up vier Wochen. Futschik: „Das Material und die genaue Herstellungsweise sind unser Betriebsgeheimnis. Eines steht aber fest: Hier ist präzise Handarbeit gefragt, und wir haben sehr lange und ausgiebig an den Gussformen und den Eisrezepturen getüftelt, bis alles gepasst hat.“

Mit jedem Auftrag, bei dem eine einfach umzusetzende Form zum Einsatz kommt – z.B. ein Herz für eine Hochzeitsfeier oder ein Stern für ein VIP-Event mit Stars – baut das Start-up sein Repertoire an Standardformen weiter aus. So können werbende Unternehmen zukünftig noch zügiger ihr individuelles Eis in Händen halten. Die Mindestbestellmenge beträgt 300 Stück. „Bei den meisten Aufträgen, die wir aktuell erhalten, bewegen wir uns zwischen 1.000 und 5.000 Stück, aber auch Stückzahlen von bis zu 20.000 sind für uns kein Problem. Der Logistikpartner, mit dem wir zusammenarbeiten, kann in seinen Kühlräumen zwischenlagern, sodass sich die bestellte Ware auch nach und nach abrufen lässt“, führt Futschik aus. Verpackt werden die europaweit lieferbaren Köstlichkeiten entweder in hübschen Schachteln mit schwarzem oder weißem Einlegepapier oder in speziell beschichteten und farblich neutralen Standbeuteln namens Stand Up Pouch. Beide Varianten lassen sich mit einem Etikett individualisieren. Bei Bestellmengen ab 5.000 Stück ist auch ein komplett individueller Druck realisierbar.

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Alles unter einem Dach

Zunächst noch in einer Mietküche aktiv, hat das Start-up in diesem Jahr eine eigene Produktion in Köln aufgebaut. „Patisserie, Grafik, Formenbau, Vertrieb und Marketing sind so unter einem Dach und die Wege entsprechend kurz“, erläutert Futschik. Selbst das Branding der Eisstiele aus Holz erfolgt inhouse. Westerwinter: „Kunden können Marken- und Firmennamen, Kontaktdaten oder Website-Adressen in die Holzstiele einbrennen. Auch QR-Codes, die z.B. auf eine Homepage oder ein Online-Gewinnspiel verlinken, sind darstellbar.“

Seit kurzer Zeit produzieren die Kölner auch Kugeleis samt Becher. Futschik: „Die Idee, zusätzlich klassisches Bechereis anzubieten, entstand im Lockdown. Cafés und Restaurants, die einen Fensterverkauf eingeführt haben, konnten mit unserem Eis leckeren Nachtisch-to-go servieren – auf Wunsch mit Bezug zur Speisekarte. Wenn das Geschäft z.B. für einen hausgemachten Kuchen oder ein bestimmtes Getränk bekannt ist, sind wir in der Lage, diesen Geschmack in eine Eissorte zu transferieren. Die Eisbecher sind selbstverständlich ebenfalls veredelbar.“

Obwohl die Start-up-Gründer am liebsten zu jeder Jahreszeit außergewöhnliches Eis servieren, werden ab Herbst auch Kerzen sowie Seifen für das Wintergeschäft hergestellt. Westerwinter: „Eine erste Anfrage für 200 Kerzen erreichte uns bereits Anfang des Jahres. Der Kunde war sehr zufrieden, und somit konnten wir unser Repertoire erweitern.“ Und wer sagt schon, dass man in der Badewanne bei Kerzenschein nicht auch ein leckeres Eis genießen kann?

// Jasmin Oberdorfer

www.mouthpropaganda.com

Bildquelle: Mouth Propaganda

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