gww jhv 2 - GWW-Jahreshauptversammlung: Viel Diskussionsbedarf

Der Vorstand des GWW (v.l.): Ralf Uwe Schneider, Dirk Winterhoff, Elke Bobek, Ralf Hesse, Geschäftsführer Ralf Samuel und Vorsitzender Frank Jansen.

Am 21. September 2023 kam der Gesamtverband der Werbeartikel-Wirtschaft e.V. (GWW) im Wiesbadener RheinMain CongressCenter zur Jahreshauptversammlung zusammen. Die Tagung am Vortag der GWW-Trend war die erste unter der Ägide des im Rahmen der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 20. Juni d.J. gewählten neuen Vorstandes, bestehend aus dem Vorsitzenden Frank Jansen (Niederegger) sowie Elke Bobek (promodoro), Ralf Hesse (Twin Beratung & Beteiligung), Ralf Uwe Schneider (Listawood) und Dirk Winterhoff (Winterhoff Werbung).

Steuern und Politik

Jansen begann die Veranstaltung mit einem kurzen Resümee der Umbrüche und Rücktritte in der GWW-Führung, die im Frühjahr die Neuwahlen nötig gemacht hatten, bevor er zu den Aktivitäten des neuen Vorstandes überleitete. Dieser hatte sich in den ersten Monaten seiner Amtszeit u.a. der politischen Arbeit gewidmet: So wurden die Gespräche mit den Verbänden ZAW, BGA und BDI weitergeführt, ebenso die Zusammenarbeit mit der Beratungsagentur FinTax policy advice. Dabei ging es insbesondere auch um Abstimmungsgespräche rund um das Wachstumschancengesetz, das u.a. die Anhebung der Freigrenze für Sachzuwendungen von derzeit 35 Euro auf zukünftig 50 Euro vor sieht und in dessen Zusammenhang auch eine Anpassung der 10 Euro-Grenze für die Einzelaufzeichnung bei Streuwerbeartikeln diskutiert wird.

Jansen verwies auf ein Antwortschreiben des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) an den GWW, in dem Werbeartikel in Abgrenzung von Geschenken eingangs als „Gegenstände von grundsätzlich geringem Wert“ definiert werden. Was das Verständnis über die Branche und ihre Produkte angehe, so Jansen, sei in Berlin noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, bevor Erfolge mit Blick auf Wertgrenze und Aufzeichnungspflicht absehbar seien. Eine Einschätzung, der Frank Dangmann, ehemaliger GWW-Vorsitzender, widersprach: Die jüngsten Entwicklungen in Berlin seien viel positiver zu werten, dort werde durchaus über eine Anhebung der 10 Euro-Grenze diskutiert. Der Vorstand kündigte an, den Mitgliedern das Schreiben des BMF in Kürze zugänglich zu machen.

Verbandsarbeit

GWW JHV 2023 1 - GWW-Jahreshauptversammlung: Viel Diskussionsbedarf

Linus Böll stellte die Arbeit der Young Professionals vor

Weitere Neuigkeiten zur Verbandsarbeit, die in der Folge kurz präsentiert wurden, waren der neu zusammengesetzte Beirat, die von Ralf Hesse initiierten Round Table-Gespräche sowie die Arbeit der Young Professionals, über die Linus Böll (Troika) stellvertretend für die jungen Führungskräfte berichtete. Ralf Uwe Schneider skizzierte im Anschluss die internationalen Aktivitäten des GWW: So plant der Verband gemeinsam mit Branchenvertretern aus Österreich, Schweden, Belgien, Frankreich und den Niederlanden die Gründung eines europäischen „Verbands der Verbände“, der sogenannten European Associations Cooperative. Auch mit dem Global Executive Network des ehemaligen PSI Directors Michael Freter gebe es eine Kooperation. Schneider warf zudem Zahlen zum Werbeartikelumsatz in mehreren europäischen Ländern auf die Leinwand, die der amerikanische Branchendienstleister ASI kürzlich veröffentlicht habe. Mehrere Anwesende äußerten jedoch Zweifel an der Vergleichbarkeit der Daten.

Es folgten die Vorlage des Wirtschaftsberichts und der Bericht des Kassenprüfers für 2022, darüber hinaus präsentierte Elke Bobek den Haushaltsplan für 2024: Dieser sieht u.a. die Schaffung von 1,5 neuen Stellen in der Geschäftsstelle vor, außerdem sollen die Vorstandsmitglieder zukünftig eine „Aufwandsentschädigung“ erhalten. Man werde monatlich zehn Stunden ehrenamtlich für den GWW tätig sein, darüber hinausgehende Stunden werde man mit 40 Euro – bei z.B. An- und Abreisezeiten zu Terminen – bzw. 70 Euro abrechnen. Zu diesem Ansinnen und den Modalitäten einer Abrechnung gab es während der Versammlung weder eine Diskussion noch eine Abstimmung. Auch zur Frage der Konformität einer „Aufwandsentschädigung“ an die Vorstände mit der Satzung des GWW gab es keine Information. Zukünftig wird Ralf Samuel als alleiniger Geschäftsführer den GWW sowie dessen operative Businesseinheit GFW leiten.

Abstimmungen

gww jhv 1 - GWW-Jahreshauptversammlung: Viel Diskussionsbedarf

Erneut tagte die GWW-Jahreshauptversammlung im Wiesbadener RheinMain CongressCenter.

Nach der Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung stand die Abstimmung über eine geplante Satzungsänderung an. Diese betraf u.a. die Sonderrechte der einzelnen Sektionen und des PSI. Deshalb, so Rechtsanwalt Kai Koschorrek im Vorfeld, brauches ie nicht nur eine Mehrheit von drei Vierteln der Stimmen der anwesenden stimmberechtigten Mitglieder, sondern es müsse darüber hinaus auch jede einzelne Sektion und das PSI der Änderung zustimmen, damit die Änderung das notwendige Quorum erfülle. Das PSI stimmte jedoch gegen die geplante Satzungsänderung, weshalb es gar nicht erst zur Abstimmung kam.

Einzelne Mitglieder sahen sich daraufhin aufgerufen, die Rolle des PSI im Verband zu hinterfragen und erhielten von PSI Director Petra Lassahn eine souveräne Antwort: Das PSI als Organisation leiste spätestens seit der Gründung des Einheitsverbands einen erheblichen Beitrag für den GWW – alles, was man im Gegenzug wolle, sei mitgestalten.

Abgestimmt wurde im Anschluss dann doch noch, nämlich über den Ausschluss der Hamburger Werbeartikelagentur Giffits aus dem GWW: Nachdem das Unternehmen im Winter 2020/2021 eine Abmahnwelle wegen des Verstoßes gegen die EU-Bio-Verordnung ausgelöst hatte, hatten mehrere GWW-Mitglieder ein Ausschlussverfahren gegenüber Giffits angeregt. Mit 36 von 128 anwesenden Stimmberechtigten, die für den Ausschluss stimmten, kam jedoch die erforderliche Mehrheit nicht zustande, der Antrag auf Ausschluss wurde damit abgelehnt.

Diskussionen zur Trend

Im Zuge der abschließenden Gesprächsrunde kam schließlich mit der Frühjahrsausgabe der GWW-Trend ein Thema zur Sprache, dass seit Monaten für Diskussionen innerhalb der Branche sorgt. Die Frühjahrsmesse für Händler und Lieferanten soll am 27. Februar 2024 in Frankfurt stattfinden, gefolgt von der Auftaktveranstaltung zur GWW-Newsweek am 28. Februar. Dies teilte der GWW am 13. September 2023 in einer Mail an seine Mitglieder mit, ohne jedoch Details darüber zu veröffentlichen, wie das Umfrageergebnis zustande gekommen war. Letztere schickte der Verband erst fünf Tage später auf mehrfache Nachfrage hinterher: Demzufolge hatten sich von 157 teilnehmenden Lieferanten 103 für eine Frühjahrs-Trend ausgesprochen. Von den 176 teilnehmenden Händlern stimmten 152 dafür.

Von den Terminen und Standorten, die zur Wahl standen, erhielt ein früher Termin in Köln (24./25.01.24) die meisten Stimmen (62 Händler/32 Lieferanten), gefolgt vom Standort Frankfurt mit zwei Termin-Optionen (27./28.02.24 und 05./06.03.24). Hier stimmten 47 Berater und 43 Lieferanten für den März- und 41 Berater sowie 38 Lieferanten für den Februar-Termin. Ausschlaggebend für die finale Entscheidung zugunsten des Februar-Termins in Frankfurt waren laut GWW „die in den Gesprächen mit WA Media und RX zugesagte Rücksichtnahme auf deren Messeformate. So wird mit dem Standort Frankfurt sowohl die räumliche Distanz zu NRW und insbesondere dem Rheinland geschaffen als auch ein akzeptabler zeitlicher Abstand zu PSI und HAPTICA® live ermöglicht.“

Dazu stellte WA Media klar: Bei einem Newsweek-Termin zwei Wochen vor der HAPTICA® live in Frankfurt seien weder räumliche Distanz noch ein akzeptabler zeitlicher Abstand gegeben, denn viele Besucher der „Erlebniswelt Haptische Werbung“, die seit 2013 Mitte März stattfindet, kommen aus der Rhein-Main-Region. Auch ein Gespräch über die Absicht, Ende Februar in Frankfurt einen Newsweek-Termin auszurichten, habe nicht stattgefunden.

GWW Diagramm 2023 - GWW-Jahreshauptversammlung: Viel Diskussionsbedarf

Die Abstimmung fand im Juli 2023 unter den GWW-Mitgliedern statt. Von 333 teilnehmenden Unternehmen stimmten 255 für eine Trend Frühjahr, 78 dagegen. Zu den einzelnen Terminen, die zur Auswahl standen, gab es kein eindeutiges Votum, da die Ergebnisse nah beieinander lagen. Gewählt wurde das Ergebnis mit den drittmeisten Stimmen. (Quelle: GWW)

Es bleibt abzuwarten, wie die kommende Frühjahrs-Trend von der Branche angenommen werden wird – und ob es dem neuen GWW-Vorstand gelingen wird, die „Gemeinde zu befrieden“, wie Frank Jansen es zu Anfang der Tagung formulierte. Die im Nachgang zur Versammlung z.T. heftig und sehr kontrovers geführten Diskussionen auch zur „Aufwandsentschädigung“ an die Vorstände sprechen dagegen. Von einem „Miteinander“, wie es der neue Vorstand sich auf die Fahnen geschrieben hat, ist man jedenfalls aktuell weit entfernt.

// Till Barth

www.gww.de

Fotos: Till Barth, © WA Media

printfriendly pdf email button md - GWW-Jahreshauptversammlung: Viel Diskussionsbedarf